Golden Gorilla / Ghost Of Wem - Cruel Surprises

Review

Ich kann mir nicht helfen: Das niedliche Albino-Karnickel auf dem Cover der Split „Cruel Surprises“ von GOLDEN GORILLA und GHOST OF WEM lässt mir das Herz aufgehen. Welch anmutige und doch unschuldige Kreatur! Doch Obacht, denn die Musik, die der kleine Mümmler hier tarnt, die ist kaum die Unschuld in Person.

Die ist eher ein dreckiges „WHOOOMP!!!“ Oder so. GOLDEN GORILLA hauen nach ihrer Pause jedenfalls mal richtig einen raus. Der Erstkontakt mit ihren Doom-Sludge-Hieben streckt einen fast physisch nieder. Doch mal ehrlich: Die Gefahr bei derartiger musikalischer Gewalt ist doch, dass ihr nach der ersten Attacke oftmals die Luft ausgeht. Diese „Musik“, die abseits des Lichts kaum auf eingängige Refrains bauen kann, braucht über das Muskelspiel hinaus dringend Substanz; ein nur aufgepumpter Boxer beeindruckt kein einigermaßen erfahrenes Gegenüber.

Wichtig sind also zwei Dinge: Wirkt das Ganze echt? Und: Aus welchem Holz sind die Riffs geschnitzt? Für GOLDEN GORILLA gilt: Die haben ihre ohne Zweifel aus dem schwarzen Baum gekloppt, aus dem einst auch der Sarg für die elende Verliererin Namens Hoffnung gezimmert wurde. Ihre schwer voranschreitenden Akkordfolgen auf „Cruel Surprises“ sind mächtig in Szene gesetzt und klingen zum Teil wie eine Sludge-Version jüngerer GRAND-MAGUS-Erhabenheiten – abseits hölzerner Metaphern also wie ein mächtiges, gepanzertes Schlachtross. Mit Schwefeldampf in den Nüstern, Höllenfeuer in den Augen und -fürst auf dem Rücken.

Wobei es textlich eher um die ganz irdische Hölle zu gehen scheint. Diejenige, in der man sich nicht immer ganz sicher ist, dass nur die anderen verrückt sind. Anhaltspunkt sind diesbezüglich aber nur die schreienden Songtitel: „No Sleep“, „Paranoia Run“, „Teeth In The Pocket“. Tja. Das vokalische Gekeife zwischen geschwollener Halsschlag- und offener Pulsader wirkt eher auf der emotionalen Ebene sinnstiftend. Das tut es aber vollkommen und authentisch verzweifelt bzw. hasserfüllt.

Ein Tiefschlag ist dann allerdings zum Abschluss die „Endlosrille“. Gut 100 Sekunden lang klingt diese so, als ob irgendwer mit dem Mund voll Gedärm „Whimp, whimp, whimp, David Hasselhoff“ vor sich hin stottert, während ihm ein anderer gönnerhaft das offene Hirn zu kraulen scheint. Verstörend.

Und das ist auch das korrekte Stichwort für die Freiburger GHOST OF WEM, die auf der anderen, fast noch dunkleren Seite ihr Unwesen treiben. Für die Kollegen, bei denen es unter anderem Verbindungen zu den mächtigen BLACK SHAPE OF NEXUS gibt, gilt grundsätzlich das Gleiche wie für GOLDEN GORILLA. Nur loten sie die Untiefen dieser Musik noch weiter aus, lassen ihre Riffs einerseits noch mehr schleifen und ziehen das Tempo andererseits drastisch an. Dazu kommen Double Bass und tiefschwarze Black-Metal-Gitarrenflächen sowie Melodiefragmente. „(Cut The Head Off) Leave The Silence“ und „Control Entity“ bringen es zusammen auf fast zwanzig Minuten und geben einem endgültig den Rest – fordernd zwar, aber kolossal beeindruckend.

Wem das hier auf den Geist geht, dem wünsche ich jedenfalls alles Gute.

14.12.2014

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