In Extremo - Sängerkrieg

Review

„Heute back‘ ich, morgen brau‘ ich, wer heimlich nascht, den verhau‘ ich“ – Bereits die erste ohrwurmige Refrain-Zeile, die sich im Ohr des Zuhörers festsetzt, bringt all das zum Ausdruck, wofür IN EXTREMO anno 2008 stehen. Die Melodien fetzen ganz gehörig, die Texte muten manchmal ein wenig banal an, bringen aber in wohlgesetzten Worten und absolut stilsicher ein Stück Lebensweisheit zum Ausdruck.
Fast scheint es, als wären die „Sieben Köche“ ein wenig alt geworden, im Vergleich zu anderen Genre-Kollegen geben sie sich jedenfalls deutlich erwachsener und werfen mit „Sängerkrieg“ ein Album auf den Markt, dass vollkommen unaffektiert, ehrlich und im positiven Sinne routiniert aus den Boxen dröhnt. Die vierzehn Stücke greifen bestens ineinander und harmonisieren deutlich besser miteinander als beim Vorgänger „Mein Rasend Herz“.

Einer der elementarsten Bestandteile des IN EXTREMO-Sounds sind natürlich noch immer die üppigen Dudelsack- und Drehleier-Passagen. Doch obwohl diese nicht weniger häufig zum Einsatz kommen, verliert man sich zu keiner Zeit in nervtötenden Dudel-Passagen und bringt das exotische Instrumentarium so songdienlich wie nie in die erstklassigen Rocksongs mit ein.
Eine wichtige Rolle spielt dabei vor allem die gelungene Produktion, die für ein differenziertes Klangbild sorgt, ohne sich in einem identitätsfreien Technik-Overkill zu verlieren. Die nötige Portion Roughness und Erdigkeit bleibt stets erhalten und setzt das bandprägende Spannungsfeld zwischen proletarischer Volkstümlichkeit und intellektuellem Anspruch, in dem sich IN EXTREMO schon immer bewegt haben, eindrucksvoll in Szene.

Neben dem Opener „Sieben Köche“ zählt auch die Single-Auskopplung „Frei Zu Sein“ zu den Highlights dieses Albums. „Frei zu sein bedarf es wenig, nur wer frei ist, ist ein König,“ heißt es dort in Anlehnung an ein bekanntes Volkslied ebenso banal wie treffend. Nicht minder genial ist auch das Titelstück. Es thematisiert gleichzeitig den historischen Sängerkrieg auf der Wartburg und schafft eine Überleitung zum modernen Kampf um Chart-Positionen und musikalische Auszeichnungen.
Wem nun die immer mal wieder zu vernehmenden verbalen Attacken aus dem Hause SUBWAY TO SALLY in den Sinn kommen, dem wird auch auffallen, dass einige Textzeilen des Stückes als längst überfällige Antwort an die werten Kollegen verstanden werden können. Dabei ziehen IN EXTREMO allerdings deutlich niveauvoller und weniger plump vom Leder. Besonders die versöhnliche Mahnung „auf der Wartburg hatten alle Platz“ bleibt letztlich dauerhaft hängen.

Für das spanischsprachige „En Esta Noche“ hat man sich die Unterstützung von MÄGO DE OZ-Sänger José Andrëa gesichert, ansonsten verzichtet man diesmal aber auf Gastmusiker. Doch auch aus eigener Kraft konnten IN EXTREMO bereits den ersten Platz der Albumcharts erobern. Dass sich mit dem „Requiem“ und der überflüssigen THE EDITORS-Coverversion „An End Has A Start“ auch zwei Titel eingeschlichen haben, die das ansonsten hohe Niveau nicht ganz halten können, verzeiht man angesichts der Qualität der übrigen Stücke gerne.

01.06.2008
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