In The Company Of Serpents - Lux

Review

Sludge – was ist das eigentlich? Das Auffangbecken, wenn der Musikredakteur nicht mehr weiß, wie er die vorliegende Mucke einordnen soll? Oder einfach nur eine krude Ursuppe mit Doom als Hauptzutat, wo aber sonst alles verwurstet wird, was den jeweiligen Musikern in den Sinn kommt? IN THE COMPANY OF SERPENTS aus Denver werden in jedem Fall häufig dieser Spielart zugeordnet, auch wenn Doom und Stoner ebenfalls oft genannte Stichwörter sind. Damit hat es das seit 2011 bestehende Trio bereits auf vier komplett in Eigenregie veröffentlichte Platten gebracht, bis mit Petrichor endlich ein Label auf sie aufmerksam wurde und nun den 2020er Langspieler „Lux“ zu neuem Ruhm führen möchte. Ein Glücksgriff für das noch relativ junge Label?

IN THE COMPANY OF SERPENTS – Südstaatenatmosphäre mit Stimmungswechseln

Der ruhige, geradezu gefühlvolle Beginn von „The Fool’s Journey“ soll den Hörer offenbar erst einmal in Sicherheit wiegen, bevor die Stimmung schlagartig in groovigen Metal mit fetter Riffwand kippt. PANTERA lassen stellenweise grüßen. IN THE COMPANY OF SERPENTS gehen aber durchaus variabler und auch komplexer zu Werke, arbeiten immer wieder mit Tempo- aber auch Stimmungswechseln. Dabei schwingt allerdings immer eine Stoner-lastige Südstaatenatmosphäre mit, selbst wenn in der zweiten Hälfte des Zehnminüters dann auch endlich der schwermütige, doomige Sludge übernimmt. So gesehen bietet „The Fool’s Journey“ bereits so etwas wie eine ordentliche Werkschau und eignet sich entsprechend gut als Opener. Das Hauptriff von „Scales Of Maat“ transportiert eine Menge Schmutz, während Shouter (und Gitarrist) Grant Netzorg hier noch ein wenig angepisster wirkt als zu Beginn, was dem Song sogar eine leichte Punk-Attitüde verleiht, bevor die Nummer immer weiter an Geschwindigkeit verliert und am Ende purer, sumpfiger Death Doom übrig bleibt, der sogar mit ein paar Black-Metal-Dissonanzen auftrumpfen kann.

„Daybreak“ klingt zunächst nur nach einem kleinen folkig-akustischen Interlude, bereitet aber tatsächlich auf eine weitere Seite von IN THE COMPANY OF SERPENTS vor, die in „The Chasm At The Mouth Of The All“ ausgespielt wird. Dark Folk, Americana, Neofolk – wie auch immer man es nennen möchte. Das hier erinnert verdammt an ME AND THAT MAN, KING DUDE und Konsorten, wird aber mit einer ordentlichen Portion Southern- bzw. Stoner-Rock vermischt, der direkt aus den Sümpfen Louisianas zu stammen scheint, obwohl die Band natürlich aus dem hügeligen Colorado kommt. „Lightchild“ ist zwar ein solider, etwas schwerfälliger Rocker – Netzorg klingt hier stellenweise aber auffallend nach Lemmy. Gewollt oder nicht, das steht ihm nur mäßig gut und hat natürlich auch immer etwas von Gotteslästerung. In „Archonic Manipulations“ darf mal wieder ein wenig geschreddert werden, was für etwas dringend benötigte Auflockerung sorgt. Viel mehr bleibt hier allerdings nicht hängen.

Das erneute Abbiegen in Richtung Folk zum Ende der Platte wird wieder durch ein kurzes Intro eingeläutet, „Prima Materia“ setzt aber auch weiter auf die aus den vorangegangenen Songs gewohnten rauen, gurgeligen Shouts, statt auf dunklen Klargesang, was mal eigenartig in Kombination mit der vorherrschenden Lagerfeuer-Atmosphäre klingt, mal aber auch erstaunlich stimmig. In jedem Fall wirkt der Übergang zum Stoner-Finale so ziemlich rund, wenn auch grundsätzlich ein wenig mehr Varianz in Sachen Vocals nicht geschadet hätte.

Eigentlich ziemlich cool – „Lux“

So wirklich viel vorwerfen kann und will man IN THE COMPANY OF SERPENTS auf ihrem vierten Album eigentlich nicht. Weder liefern sie undefinierbaren Sludge-Brei, der letztlich nur loses Gejamme ist, noch klingen sie wie die drölfzigste gleichförmige Stoner-Doom-Band. Manchmal versucht das Trio etwas zu sehr, Coolness heraushängen zu lassen, was zwar oft gelingt, manchmal aber auch zu gewollt klingt.

Am Ende ist „Lux“ eine dieser Platten, die man ein paar Mal hört, sie als „eigentlich ziemlich cool“ einordnet, aber am Ende des Jahres, wenn man versucht sich an seine persönliche Top 10 zu erinnern, schon längst wieder vom Radar verschwunden ist. Nicht jede coole Scheibe kann eben zum Meilenstein werden – diese wird es definitiv nicht.

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27.08.2021

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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