Inner Earth - Arcante State

Review

Aus dem Herzen Baden-Württembergs macht sich eine neue Band auf den Weg, die tiefen Gefilde des Post-Metals für sich zu erobern. Die eigenen Ansprüche sind dabei hoch gesetzt. Die Truppe vergleicht sich selbst mit Genrekönigen wie KATATONIA und DEFTONES. Ist das schon Hybris oder einfach eine gesunde Portion Selbstvertrauen?

Vertontes Aufatmen

Auch wenn die einzelnen Songs auf „Arcane State“ losgelöst voneinander betrachtet werden können, folgen INNER EARTH einem Band-eigenen Konzept. Sie vertonen die Erleichterung, die man spürt, wenn man es geschafft hat, eigene Konflikte zu bewältigen. Ein Thema, dass sicherlich Viele in ihrem täglichen Leben begleitet. Sie scheuen dabei auch nicht davor, sich textlich inspirieren zu lassen. Der Song „Cinder“ zum Beispiel basiert lose auf der „Königsmörder-Chronik“ von Patrick Rothfuss, in der es wage um einen Waisenjungen geht, der in einer Fantasy-Welt zum größten Magier aller Zeiten wird.

Simple Komplexität

In ihren Songs versuchen INNER EARTH die sphärischen, verträumten Stilmittel des Post-Metals mit der Komplexität des Progressive Metals zu einem Gesamtkonstrukt zu formen. Der Versuch ist sicherlich nicht neu. Bands wie die KATATONIA, ANATHEMA oder fast der gesamte Katalog von Pelagic Records bauen auf dieses Konzept. Doch wo genannte Bands es schaffen, damit einzigartige Emotionen hervorzurufen, wirken die Songs auf „Arcane State“ eher monoton und antriebslos.

Steriles Hören

Die erzeugte Monotonie liegt zum einen an den Songstrukturen an sich. Die Stücke nehmen nur selten Fahrt auf. „The Windrow Scars“ oder „Elegy Of The Black Light“ gehen zum Beispiel zwischenzeitlich mal schneller zugange. Aber wirklicher Grip kommt auch da nicht auf. Es klingt fast wie ein sich auf der Stelle bewegendes Fahrzeug. Grund hierfür ist auch die sehr steril und wenig Emotionen fördernde Produktion. Das erzeugt leider kaum Dynamik oder gar Wärme. Und das ist es doch, was den Post-Metal so besonders macht. Auch die Art, wie sich der Gesang in die Songs einfügt, klingt wenig motiviert, ja sogar relativ gelangweilt. Zudem wirken die Vocals im Mix oft deplatziert.

Musikalische Uneinigkeit oder ist das noch progressiv?

Die Musiker von INNER EARTH beherrschen unstreitbar ihre Instrumente. Bei härteren Passagen fehlt aber immer wieder der nötige Biss. Und wo Emotionen rübergebracht werden sollen, mangelt es irgendwie an der nötigen Glaubwürdigkeit. Auch das Zusammenspiel untereinander wirkt wenig harmonisch. Eher klinisch. Dadurch wirkt es immer, als hätten die Bandmitglieder sich zwingen müssen, ihre Parts einzuspielen. Es ist aber allen voran der Gesang von Christoph Kinkel (GRADRAUS, OLD JOHNNY’S CREW, ex-SPIRIT OF THE FUTURE SUN, ex-HAUNTED GORGE), der einfach nicht überzeugen will.

Erste Gehversuche

Bei all der Kritik ist natürlich zugute zu halten, dass es sich bei „Arcane State“ um das erste Album der noch relativ frisch gegründeten INNER EARTH handelt. Es kommt nur sehr selten vor, dass Bands – gerade mit diesem Genre-Cocktail – schon auf Album Nummer Eins voll punkten können. Und wer über die genannten Kritikpunkte hinwegsehen und sich mit dem etwas eigenem Gesang anfreunden kann, wird hier vielleicht eine kleine Perle für sich entdecken. Es bleibt aber abzuwarten, in welche Richtung sich INNER EARTH noch entwickeln werden, sofern sie weitere Alben produzieren (und hoffentlich einen vernünftigen Produzenten finden).

Text: Tim Otterbeck

18.05.2021

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