Innuendo - Time To Escape

Review

Was ihr uns da als Promo-Päckchen zusammengeschnürt habt, gefällt mir ja alles in allem recht gut, liebe Band, aber den „Lied für Lied“-Zettel hättet ihr euch echt sparen können. An sich finde ich es gut, wenn sich eine Band über die eigenen Stücke äußert, aber eine reine Beschreibung, wie nun im einzelnen Strophe auf Refrain folgt und welche Instrumente dabei Verwendung finden, brauche ich eigentlich nicht, das kann ich alles viel plastischer auf der CD direkt nachhören. So mutet das irgendwie nach „Musik für Hörbehinderte“ an.
Statt dessen vermisse ich einige erklärende Worte über das, was ihr euch beim Schreiben der Stücke gedacht habt und wovon diese überhaupt handeln. Doch genug gemeckert, hier soll es ja schließlich um das aktuelle Album „Time To Escape“ gehen und nicht um die Art, wie INNUENDO es selbst bewerben. Mit sieben Stücken plus einem kurzen Intro ist das Album recht kompakt geraten, zumal man zwar DREAM THEATER als Inspirationsquelle nennt, deren Hang zu überlangen Instrumentalkapriolen jedoch nicht teilt.

Neben progressiven Elementen setzen INNUENDO überwiegend auf einen rockigen Gitarrensound mit starken Funk-Einflüssen, die besonders deutlich beim groovigen „A Message“ hervortreten. In der Summe entsteht so ein abwechslungsreicher und ausgereifter Gesamtklang, der den fünf Instrumentalisten genügend Raum bietet, um sich nach Herzenslust auszutoben. Obwohl das komplette Album in Eigenregie entstanden ist, fällt die Produktion ziemlich amtlich aus. Sogar die Streicherparts klingen angenehm warm und natürlich. Über die billigen Keyboard-Imitationen, die man heute noch bei einigen Major-Bands zu hören bekommt, sind die Saarländer weit erhaben.
Die klassische Piano-Ballade „Desperation“ und die ähnlich ruhige, dabei aber opulenter orchestrierte Gänsehaut-Nummer „No More Tears“ stellen hingegen die Stimme von Sängerin Hannah Gall in den Vordergrund. Hier kann sie zeigen, dass sie nicht nur hübsch anzuschauen, sondern auch gut bei Stimme ist. Vereinzelt würde man dieser zwar etwas mehr Power wünschen, letztlich darf man aber zuversichtlich sein, dass sie ihr Entwicklungspotential in Zukunft weiter ausschöpfen wird.

Trotz seiner stilistischen Vielfalt findet man schnell einen Zugang zu „Time To Escape“ und kann sich mit den kompakten Kompositionen leicht anfreunden. Das Songwriting ist durchdacht und abwechslungsreich. Dass die Band auch noch jede Menge Spaß in den Backen hat, zeigt sich unter anderem im Outro von „A Message“ und in der launigen Rock’n’Roll-Einlage des Abschlusstracks „Solitude“. Diese Band sitzt zwar stilistisch zwischen alle Genre-Stühlen, befindet sich aber dennoch musikalisch auf einem guten Weg und könnte sich zu einem echten Dauerbrenner entwickeln.

31.03.2008

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