John Mitchell ist einer der umtriebigsten britischen Prog-Persönlichkeiten. Bekannt geworden als Gitarrist der Prog-Popper IT BITES, hat er danach noch bei ARENA, FROST A* und KINO mitgewirkt. Darüber hinaus hat er als Produzent mit ENTER SHIKARI, LOWER THAN ATLANTIS und ARCHITECTS zusammengearbeitet. Seit gut fünf Jahren läuft nun schon seit Soloprojekt LONELY ROBOT, von dem schon bislang drei Alben erschienen sind, welche als die „Astronauten-Trilogie“ bezeichnet werden. So stellt das neue Album „Feelings Are Good“ zumindest erst mal in dieser Hinsicht einen Bruch dar. Desweiteren sind die Themen persönlicher und es ist sogar eine Live-Umsetzung der Songs geplant, wenn es die Lage wieder zulässt.
Great expectations
Beim Albumtitel kann man sich als mit South Park sozialisierte Person kaum ein „Feelings are good, mkay.“ verkneifen. Das Cover ist eine Real-Life-Umsetzung des ikonischen NIRVANA-Smileys, was aber nur falsche Erwartungen weckt. Denn werden hier weder grungige Ideen eingeflochten, noch ist die Musik besonders „verstörend“, wie zumindest Mitchell das Cover beschreibt.
„Feelings Are Good“ verdeutlicht vielmehr, wie man in Nischen opportunistische Musik machen kann. Mit den Synthies, dem abrupten Wechsel der Dynamik und der abgehackten Rhythmik sollen bestimmte Assoziationen hergestellt werden, ein subjektives Prog-Gefühl erzeugt werden. Die Song-Strukturen sind jedoch so konventionell und so stark auf optimistische Refrains ausgerichtet, dass dieser Eindruck einer näheren Betrachtung nicht standhält.
Rollt den Teppich aus
Der Synthie-Teppich zieht sich durch das Album, wie die Hintergrundmusik durch die Morgensendungen im Radio. Die Songs sind derweil nicht besonders interessant: ‚Into The Lo-Fi‘ spielt mit Reggae-Rhythmik, ‚Crystalline‘ würde sich in einem kitschigen Musical gut machen und beim Refrain von ‚Life Is A Sine Wave‘ fühlt man sich eher an Glam Metal erinnert. ‚The Silent Life‘ lässt immerhin ganz ungeniert den Prog-Anspruch fallen und kann somit als konventionelle Ballade doch noch für ein bisschen Stimmung sorgen.
Um aber zumindest einen positiven Aspekt zu nennen: Das sind die Gitarrenparts von John Mitchell. Sie werden zwar eher spärlich eingesetzt und sollen zumeist auch nur die Melodien unterstützen. Dennoch ist sein feinfühliger, melodiöser Stil erquickend und ein stimmiges i-Tüpfelchen im Klangbild.
„Feelings Are Good“ ist nicht herausragend
Dennoch bleibt nach diesen 51 Minuten vor allem ein Eindruck haften: Die meisten Songs sind uninteressant und beliebig. Daher lohnt sich ein konzentriertes Hören nicht. Im Vordergrund steht vor allem die Stimmung, damit das Album so nebenher plätschern kann, perfekt abgestimmt auf die Generation YouTube. Auch wenn das für den zeitgenössischen Musik-Hörer ein reales Ansinnen ist, so gibt es dafür doch geeignetere Alben. Ich gehe wieder in meinen fensterlosen Keller und höre BODY/HEAD.
Kommentare
Sag Deine Meinung!