Kein Cover

Lostprophets - Weapons

Review

Die LOSTPROPHETS und ich, das ist eine lange Geschichte. Als das hochgelobte „The Fake Sound Of Progress“ rauskam, da war ich gerade zwölf, die Musik war mir viel zu verrückt und verspielt, und das Teil verschwand ganz schnell wieder im Schrank meiner Schwester. Ganz anders war es dann mit dem Nachfolger „Start Something“, zu Tracks wie „Last Train Home“ oder „Burn Burn“ haben wir die besten Sommer verbracht, die man in einer Kleinstadt eben verbringen kann, und auch die nächste Veröffentlichung „Liberation Transmission“ klang noch aus den Boxen meines ersten Autos. Bis 2010 schließlich „The Betrayed“ erschien, veränderte sich aber nicht nur die Szene und mein Musikgeschmack, sondern auch der einstige Sound der sechs Waliser. Man wollte erwachsen wirken, war aber für meinen Geschmack zu angestrengt, und die alte Leichtigkeit war verflogen. Im April diesen Jahres soll sich das nun wieder ändern. Das nunmehr fünfte Studioalbum „Weapons“ soll nicht nur beim Cover-Design wieder an alte Zeiten erinnern, sondern auch musikalisch ein echtes Highlight werden.

Gleich beim ersten Track „Bring Em Down“ wird dann auch klar, dass man die zwei Jahre genutzt hat, um wieder zu dem zurück zu kommen, wofür viele die Jungs so lieben: Aufgeweckter, ideenreicher und grooviger Rock mit vereinzelten Hardcore- und Punk-Elementen, und einem großen Hang zu Stadionhymnen. Die Refrains gehen locker ins Ohr, die Gitarren sind wieder schön rotzig, und auch kleine Experimente, wie der Sprechgesang in „Better Off Dead“, oder die elektronische Untermalung in „If You Bring A Gun“, dürfen nicht fehlen. Ian Watkins´unverwechselbare Stimme untermalt die Songs immer richtig, mal kraftvoll, mal balladesk, mal im Chor mit den anderen Bandmitgliedern. Bei „Somedays“ wird dann zum ersten mal ein Gang zurück geschalten, ohne elektronische Gitarren wird hier der Soundtrack für Sonnenuntergänge gemacht, ohne schmalzig oder gar aufgesetzt zu wirken. Mit „Heart On Loan“ wird es dann ungewohnt punkig, aber auch die melodischen Leads passen gut ins Gesamtbild. Zum Ende des Spektakels wartet dann noch eine echte Hymne auf, denn „Can´t Get Enough“ fängt ruhig, gibt aber im Mitsing-Refrain dann nochmal alles. Dass die Produktion druckvoll ist, muss bei einer Major-Scheibe kaum erwähnt werden, wer aber abgeschreckt war von der Sterilität des Vorgängers „The Betrayed“, darf sich hier wieder zu Hause fühlen, denn die Tracks haben Ecken und Kanten, und schaffen es, kurz vor dem Sprung in die Pop-Ecke stehen zu bleiben, und sich ordentlich durchzurocken.

Man hat das Gefühl das die LOSTPROPHETS da angekommen sind, wo sie hin wollten: Ein erwachsenes, gereiftes Album, das trotz aller Ernsthaftigkeit genug Spieltrieb und Experimentierfreude bereit hält, um noch als echte LOSTPROPHETS durchzugehen. Ich für meinen Teil erinnere mich auf jeden Fall gerade an die Sommer und das Gefühl damals, während die Platte der Waliser auf und ab läuft.

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26.03.2012

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2 Kommentare zu Lostprophets - Weapons

  1. Sdenda sagt:

    Ähm…. ich entschuldige mich jetzt schon für die unverschämte Frage: Weiß der Rezensent eigentlich, was Post-Rock ist? Wenn ja, was hat das mit LP zu tun? Linkin Park machen schließlich auch keinen Progressive Metal.

  2. Sicora sagt:

    […]Postrock [pʰəʊstɹɒk] ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Spielarten des Rock, die einerseits sehr stark mit Alternative- oder Indie-Rock verwandt sind[…]

    Genaue Definitionen sind im Bereich Musik doch eigentlich unmöglich. LP haben aber eindeutig Einflüsse von Blur, Mogwai, Sigur Ros oder anderen (eindeutigen) Post-Rock-Vertretern inne, womit die Erwähnung dieser stilistischen Prägung sicher seine Berechtigung hat. Außerdem: Die Genre-Bezeichnung setzt sich hier aus drei Elementen zusammen: Post-Rock, Metal, Alternative. Und diese drei, mit gleichberechtigten Anteilen, beschreiben sehr wohl den Sound der Lostprophets. Der von dir beschriebene progressive Anteil im Post-Rock ist nur Teil-Aspekt einer Musikrichtung, die in erster Linie von ihrer differenzierten Einstellung zum „Normalo“-Rock lebt, und natürlich Auslegungssache. Also, im Sinne der Post-Rock-Philospohie: Free Your Mind And Free Your Ears.