Mactätus - Blot

Review

Auch in den Neunzigern gab es schon Kleinstlabels, die irgendwie nichts so richtig auf die Kette bekommen, dafür aber wenigstens einen erlesenen Geschmack bewiesen haben. Embassy Productions aus Frankreich gehörten definitiv dazu. Der Verein hat es innerhalb von rund vier Jahren auf genau drei Veröffentlichungen gebracht. Neben einer vernachlässigbaren Split von VLAD TEPES und BELKETRE waren das – festhalten – das GORGOROTH-Debüt „Pentagram“ und die erste MACTÄTUS „Blot“. Damit kann sich der Embassy-Besitzer rühmen, eine noch heute erfolgreiche norwegische Kultband entdeckt zu haben – und dazu eine Truppe, die direkt nach „Blot“ zu Napalm Records wechselte, Tittencover verpasst bekam und CRADLE OF FILTH nacheiferte.

Das war 1997 noch anders. „Blot“ gehört zu den völlig vergessenen Perlen melodischen Black Metals und ist so norwegisch, wie ein Album nur sein kann, vom Cover über die Texte bis zur Musik. Die acht Tracks sind durchgehend im Midtempo belassen (mit gelegentlichen schnelleren Passagen), getragen von schwelgerischen Keyboards, flirrigen, einfach gehaltenen Riffs, knarzigem Bass, gefühlvollem Gekreische und mysteriösem Geflüster. Außerdem habe ich selten eine Platte genossen, die mehr von diesen wunderschönen und unendlich charmanten triolischen Schlagzeugarrangements hatte. Herrlich!
Natürlich kommt einem alles, was die Band auf ihrem Debüt macht, irgendwie bekannt vor. Dass MACTÄTUS beispielsweise bis zum Exzess „For All Tid“ und „Stormblåst“ gehört haben, ist genauso offenkundig wie die Tatsache, dass die Produktion sicherlich nicht weniger Kathedralenhall hat als SATYRICONs „The Shadowthrone“ und auch genau so klingen sollte.

Spannend ist, dass „Blot“ durch das rollenspielartige Keyboardstück „I Trollriket“ eine merkliche Zäsur erfährt. Die ersten vier Songs sind stilistisch überaus homogen, nach dem Interludium wird’s dann ein wenig roher und rifflastiger, mit deutlich weniger Elegie und eher auf den Spuren des TROLL-Demos „Trollstorm Over Nidingjuv“, nur nicht so aggressiv. Auch hier bleiben MACTÄTUS aber immer magisch, immer voller Charme und Gefühl. Die wunderschön naturbelassene Produktion trägt auch zu dieser unvergleichlichen 90er-Atmosphäre bei. Damit ist „Blot“ wahrscheinlich eines der letzten urwüchsigen Exemplare undergroundigen melodischen Black Metals, die aus Norwegen kamen.

Nach drei weiteren und immer schwächer werdenden Alben lösten sich MACTÄTUS übrigens vor etwa zehn Jahren auf. Die einzigen beiden Mitglieder, die noch Musik in Metalbands machen, sind heute bei SVARTAHRID aktiv und haben leider nichts Denkwürdiges mehr vollbracht. Zeit also, dass „Blot“ nach einer auch bereits 13 Jahre zurückliegenden Wiederveröffentlichung endlich eine Neuauflage erfährt. Toll wäre allerdings irgendein Bonus gewesen. Das „Sorgvinter“-Demo hätte sich wirklich angeboten.

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10.06.2013

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