Majestic - V.O.Z.

Review

Um euch jenen Irrtum zu ersparen, von dem sich auch meine Wenigkeit zunächst in eine falsche Richtung lenken hat lassen, sei erwähnt, dass es sich bei diesem Unternehmen nicht um eine Fortsetzung oder Auferstehung der vor gut 15 Jahren ins Leben gerufenen Prog/Power/Symphonic-Formation handelt, die Tastenzauberer Richard Andersson einst vor der Gründung von TIME REQUIEM anführte.

Zwar verbirgt sich auch hinter diesem US-amerikanischen Projekt MAJESTIC in erster Linie ein alleiniger „Aktivist“ als Hauptdarsteller, doch Jeff Hamel, der das Projekt seit 2007 leitet und diesem als Komponist, Gitarrist und auch Keyboarder vorsteht, hat mit Metal wohl gar nichts am Hut. Viel mehr hat sich der gebürtige Detroiter, der seit geraumer Zeit in Minneapolis residiert dem Prog Rock verschrieben und kredenzt mit „V.O.Z.“ die bereits sechste Veröffentlichung unter dem Banner MAJESTIC. Unterstützung erhielt er dafür von Mike Kosacek, der für sämtliche Schlaginstrumente verantwortlich war und einer Riege an GastsängerInnen.

Wer sich durch diese Konstellation an Arjen Anthony Lucassen und AYREON erinnert fühlt, liegt gar nicht mal so weit weg, auch wenn „V.O.Z.“ in Summe noch ein wenig ruhiger und entspannter rüberkommt als der Großteil des Outputs des Niederländers. Zudem muss man hier auch insofern differenzieren, da dieser „Doppeldecker“ offenbar die unterschiedlichen Seiten des Unternehmens MAJESTIC auf einer einzelnen Veröffentlichung darstellen soll, denn genau diesen Eindruck vermittelt das gute Stück.

Auf dem ersten Silberling entführt uns der Ami zunächst zusammen mit seiner Gefolgschaft auf eine konzeptionell angelegte Reise, die jedoch aus Verzweiflung heraus unternommen werden muss. Der Protagonist befindet sich dabei auf dem Seeweg auf der Flucht um seiner stetig stärker verschmutzten Umgebung zu entkommen. Das Thema wird insofern gut umgesetzt, da man die Dramatik der Flucht auf tiefschüfende Weise mit elegischen Prog-Rock-Kompositionen zu vermitteln weiß. Nicht ganz zu prickelnd finde ich persönlich aber, dass man zu wenig Augenmerk auf etwaige „Nebenerscheinungen“ gelegt hat, sprich so manche „Sturmfront“ in Form einer deftig sägenden Klampfe hätte es durchaus sein können, oder auch so manch‘ vertonte Hoffnungslosigkeit.

Doch MAJESTIC haben sich hier einzig und allein musikgewordener Eleganz verschrieben und liefern auf CD Nummero Uno ausschließlich Klänge, die nur ganz selten riff-betont rüberkommen und stattdessen deutlich mehr an Tastenklängen intus haben und so von der Stimmung her irgendwo in der Schnittmenge von PINK FLOYD, YES, AYREON und MARILLION anzusiedeln sind, wobei Jeff kompositorisch in diesem Metier sehr versiert ist und auf eine ungemein detailreichen Vortrag Wert gelegt hat.

Doch der gute Mann hat keineswegs nur jene Klänge drauf, wie sich auf dem zweiten Dreher herausstellt. Auf dieser wird das Thema insofern weitergeführt, da die Texte vom Ausbrechen aus unangenehmen persönlichen Situationen sowie einer Flucht in eine Schein-Welt handeln. Dass man auch dabei vorwiegend ausladende Prog-Epen kredenzt, liegt auf der Hand – allerdings erweist sich das Material von diesem Dreher als in Summe deutlich heftiger, selbst wenn es mitunter in fast schon Krautrock / Psychedelic-Rock-lastige Sphären geht.

Doch denen sind hier des Öfteren verhältnismäßig ruppige Riffs gegenübergestellt und mit dem Rausschmeißer „Red Skies“ gibt es gar noch einen knapp mehr als viertelstündiger Ausflug in die Frühzeit des britischen Heavy Rocks, lassen sich in dieser Nummer doch sowohl ganz frühe JUDAS PRIEST und MAGNUM sowie PRAYING MANTIS-Anleihen heraushören.

In Summe also ein überaus üppiges, hinsichtlich des Konzepts wie auch der Musik selbst sehr detailreich gestaltetes Werk, für welches den Künstlern reichlich Respekt gebührt, auch wenn es für mich – zumindest auf CD 1 – gerne noch mehr Abwechslung hätte geben dürfen.

Hinzuzufügen bleibt zum Schluss noch, dass es ohne die hierfür zwingend nötige, unersättliche Liebe des Hörers zu ausladenden Prog-Rock-Klängen wohl nichts mit einer dauerhaften Beziehung wird.

10.03.2013

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