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Moon Tooth - Chromaparagon

Review

Neulich im TV. Der Reporter fragt: „Und warum machen Sie diese Saftkur und essen den Haufen Obst und Gemüse nicht einfach so auf?“ Der übergewichtige Mann antwortet lachend: „Haah, schauen Sie sich diesen Berg an, wie soll ich das denn alles auf einmal in mich rein kriegen?“ Daraus lässt sich die Antwort auf folgende Frage schlussfolgern, warum ihr euch „Chromaparagon von MOON TOOTH dringend anhören solltet. Weil man THE DILLINGER ESPCAPE PLAN, MONUMENTS, MASTODON, FOO FIGHTERS und THE FALL OF TROY nicht gleichzeitig hören kann! Warum die Platte im Eigenvertrieb und nicht über ein etabliertes Label erscheint, obwohl Musiker von THE DILLINGER ESCAPE PLAN und DEAD EMPIRES schon mit den Shirts von MOON TOOTH Schau laufen, weiß allerdings niemand.

Der Opener „Queen Wolf“ geisterte auch als Erster durch das Netz und vermittelt den korrekten Eindruck, dass MOON TOOTH auf einem Bein heftig aufstampfen, auf dem anderen gekonnt mit flauschigen und harten Bällen jonglieren, die Töne schneller als der amtierende Weltmeister im Becherstapeln verwalten und einige gute Ideen haben. Ideen, die sie nicht nur andeuten, sondern im Verlauf von „Chromaparagon“ auch beeindruckend umsetzen. Schon im folgenden „Offered Blood“ setzen MOON TOOTH die erste Marke. Sänger John Carbone verfügt über eine ausdrucksstarke Stimme, die er innerhalb einer unfassbaren Bandbreite perfekt einsetzen kann. Er schreit. Er zetert. Er skandiert. Er intoniert orientalisch. Er singt melodisch und immer im so konsequent gegen die Erwartungshaltung, dass er einerseits gegen den Rest der Band singt und genau dadurch eine unbezwingbare Konstante darstellt. Lediglich in „Death and the Vibrant Architecture of Rebirth“ verliert er für einige Augenblicke die Kontrolle und kann nicht vollends anstinken, gegen die nach vorne ballernden vertrackten Herren, die auf angenehme Weise ihre Instrumente malträtieren.

Rock nehmen viele gerne in ihr Repertoire auf. Unterschätzt wird die urwüchsige Kraft von gut gestimmten Gitarren mindestens genauso häufig. MOON TOOTH lassen in „Igneous“ die Muskeln spielen, dreckig und ölig dröhnen Gitarre und Bass, während John Carbone den 1-Mann-Gospel-Chor mimt, sodass nur noch die Hand-claps fehlen, als Background zum Finale mit Orgel. „Little Witch“ hätte sich gut auf „No Code“ von PEARL JAM gemacht, die FOO FIGHTERS wären auch ganz froh, wenn ihnen ein derart stimmiger Songs mal wieder gelingen würde. Ein waschechter kratziger Rocksong mit Hit-Refrain, der keinerlei Wünsche offen lässt, ebenso wie sein etwas garstiger und fies eskalierende Bruder „Belt Squeezer“. Was gibt es noch im Rock-Kosmos zu erledigen? Stimmt, lange aufbauende Stücke, die sich Zeit nehmen für Stimmungen. Kaum zu glauben, aber MOON TOOTH können auch das. „White Stag“ lässt sich Zeit, halb nackt tänzelnd und angeschwipst steht der Song mit heruntergelassener Hose im Raum und MOON TOOTH zeigen sich über 11 Minuten lässig und verrucht. Die Hektik wird punktgenau ausgebremst und die entspannende Trägheit steht „Chromaparagon“ ausgesprochen gut. Genau wie die zahlreichen instrumentalen Inseln, die sich MOON TOOTH überall einbauen, entweder um sie als Sprungschanze für die nächste Eskalation zu nutzen („Vesuvius II“) oder um ein Ende in Frieden beizuführen.

Knackpunkt wird die überragende Stimme von John Carbone sein, dessen Vielfältigkeit kann sicher nicht jeden in vollem Maße überzeugen. MOON TOOTH schmieren in keinem Moment auch nur ansatzweise ab, pflastern ihre Songs mit Falltüren jeglicher Art und schauen in gesunden Abständen nach hinten und nach vorne. MOON TOOTH sind wahre Tausendsassa und „Chromaparagon“ hat das Zeug zum Klassiker. Der Aufstieg dieser talentierten und leidenschaftlichen Band ist nur eine Frage der Zeit, ansonsten stellt sich die Musikindustrie ihr Armutszeugnis selbst aus.

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05.02.2016

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