Mortem - Slow Death (Re-Release)

Review

Nachdem sich MORTEM 2018 wieder zusammengefunden und mit „Ravnsvart“ ein gutklassiges Album norwegischen Black Metals im Stil der Neunziger veröffentlicht hatten, nahm sich die Band nochmals ihre alte Demo „Slow Death“ vor.

Eine kleine Geschichtsstunde

MORTEM wurden ursprünglich im April 1987 gegründet und bestanden zunächst aus den beiden Bandmitgliedern Steinar Johnsen (Gitarre und Bass, später Keyboard, ARCTURUS) sowie Marius Vold (Gesang bis heute und ursprünglich Schlagzeug, ARCTURUS, THORNS, STIGMA DIABOLICUM). Später schloss sich ein gewisser Jan Axel Hellhammer Blomberg, damals noch recht neu bei MAYHEM, zunächst als Sessionmitglied, an. Mit diesem Line-Up wurde zwischen dem 5. bis 7. März 1989 die Demo „Slow Death“ in den Creative Studios in Kolbotn aufgenommen. Produziert wurde von Euronymous, das Cover Artwork stammte von Dead. Viele Verbindungen also zu MAYHEM. Johnsen gründete später ARCTURUS, die man als quasi Nachfolgeband ansehen könnte, wobei MORTEM mit unterschiedlichen Bandmitgliedern, auch ohne Johnsen, noch einige Zeit weitermachten.

„Slow Death“ – die erste Demo von MORTEM

Beginnen wir mit der zweiten CD, welche das von einem Tape übertragene Originalmaterial der Demokassette „Slow Death“ enthält. Größere Beachtung wurde diesem Tape damals nicht zuteil, obwohl MORTEM damit zu den ersten Bands der norwegischen Black Metals zählten. Wobei es sich hier um eine Mischung aus Black und Death Metal sowie etwas Grindcore handelt. Ungestüm, schwarz, voll jugendlicher Wildheit, lärmen sich MORTEM hier poltrig, recht primitiv und auch noch ziemlich dilletantisch durch den harschen, ungeschönten Extrem Metal. Die Gitarren knarzen, das Schlagzeug scheppert, unterirdischer Gesang, der Sound ist typisch dumpf. Die Originaldemo hat eher nostalgischen Wert mit gewissem Kultfaktor, ein Klanggenuss ist das hier aber ganz sicher nicht.

Die Neuinterpretation

Mit dem aktuellen Line-Up, die Originalbesetzung der Demo also verstärkt mit Bassist Tor Stavenes von 1349, wurden die Songs neu arrangiert, interpretiert und aufgenommen. Der Stil wurde an das noch aktuelle Album „Ravnsvart“ angepasst. Das wird Puristen stören und ist insbesondere im Black Metal umstritten. Das Ergebnis ist aber tatsächlich um so viel besser als die Demo und lässt dabei den Spirit authentisch aufleben. Hier verströmt „Slow Death“ schon eher den Charme des norwegischen Black Metals der frühen Neunziger. Auf das Intro wurde verzichtet, „Slow Death“ startet also gleich mit „Mutilated Corspe“, ein Kracher in der Schnittmenge aus Black und Thrash Metal mit dezenten Keyboards, wechselnden Rhythmen und der typischen Atmosphäre von damals, geht in Richtung DIMMU BORGIR. „Milena“ ist zunächst schwerfälliger und geht dann über in fieses Geballer mit tollen Blastbeats, starken Riffs und sphärischen Keyboards. Die Neueinspielung von „Slow Death“ sorgt für 90er-Jahre-Retro-Stimmung mit eingängigen Schrammel-Riffs, treibendem Schlagzeugspiel, atmosphärischen und ziemlich authentisch den damaligen Sound auffangenden Keyboards und fiesen, nun verständlicheren Screams. Der Sound ist aufgeräumt und eine Spur zu modern und fett, hätte ruhig etwas roher ausfallen dürfen. Als Zusatz gibt es noch mit „Satanas“ einen weiteren Song und mit „Likferd“ ein norwegisch gesungenes MAYHEM-Cover von „Funeral Fog“.

Sicherlich kann man darüber streiten, ob die Welt eine Wiederveröffentlichung der Demo oder gar die Neueinspielung von „Slow Death“ braucht. Tatsächlich profitieren aber die Songs deutlich von der professionelleren Herangehensweise und MORTEM schaffen es, das Retro-Feeling aufrecht zu erhalten.

06.04.2022

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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