:Nodfyr: - Eigenheid

Review

Lokale Eigenheiten können einem bei der Bekanntwerdung äußerst hilfreich sein oder eher zu einem Hindernis werden, je nach momentanem Zeitgeist. Oft wird Akzenten und Dialekten ja etwas uriges, charmantes und liebenswertes nachgesagt, bei anderen Leuten stößt der, etwa in Musik, eher sauer auf. Hier ein wenig verständlichere niederländische Sprache beschert zu kommen, ist allerdings ganz erfreulich, denn normalerweise versteht man bei Bands wie WIEGEDOOD, TURIA und Konsorten wegen des Geschreis herzlich wenig davon. :NODFYR: haben sich ganz der Vertonung ihrer Heimat, dem Gelderland, verschrieben.

2017 gegründet, gab es bislang eine EP und eine Single. „Eigenheid“ stellt das Debüt bei Ván Records dar. Hier gibt es auch primär Metal, aber ebenfalls Folkweisen aus dem Gelderland mit eingewoben, was letztlich an Pagan-Bands wie HELRUNAR oder PRIMORDIAL, die ja auch durchaus lokale Schriften, Sprache oder aber Musik einfliessen lassen, erinnert. Wobei gerade die Person, die hier die „Taal“ leiht, keine unbekannte ist: Sänger Joris war zuvor schon bei HEIDEVOLK und WEDERGANGER hinter dem Mikro.

:NODFYR: besingen ihre Heimat, das Gelderland

Der Gesang ist durchgängig clean, der Opener „Mijn oude volk“ startet rein musikalisch aber doch sehr traditionell schwarzmetallisch.  „Gelre, Gelre“ ist kompositorisch eher am traditionellen Heavy Metal gebaut und äußerst eingängig. Auf „Wording“ unterstützt als Sopran Tineke Roseboom und auf „Driekusmann“ sind die Folkeinflüsse endlich prominenter vertreten. Die Band hat sich hierzu sogar Unterstützung einer lokalen Folkband und auch Persönlichkeiten, die sich für die Bewahrung der Historie einsetzen, geholt. Diese Einflüsse sind zugegebenermaßen zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig, da lokale traditionelle Liedeinflüsse sich natürlich sehr unterscheiden und man hier jetzt keine etwa keltischen Einflüsse oder so erwarten sollte.

Leider sackt der Rest des Albums mit „Bloedlijn“ und „Zelf“  ein wenig ab. Es gibt hauptsächlich Mid-Tempo-Black-Metal, mal von den Keyboards aufgebrochen oder mit einem Solo. Aber die Stärke der Verbindung aus lokalem Folk und Black Metal hätte hier so viel besser ausgespielt werden können. Denn wenn man einmal den Exotenbonus subtrahiert, bleibt ordentlicher, aber auch recht generischer Black Metal übrig. Warum nicht ein wenig mehr Abwechslung in den traditionelleren Tracks mit genau den Stärken und Eigenheiten, die man hier liefert? In Ansätzen bietet das Rausschmeißer „Nagedachtenis“ schon. Folkier Einstieg, melancholisch gefärbte erste Hälfte, mehrstimmiger Männergesang, doomig gefärbter Ausstieg, toll. Gerne mehr in diese Richtung auf zukünftigen Alben.

„Eigenheid“ hat selbige, könnte aber vom besseren Ausspielen  profitieren

„Eigenheid“ hat genau jene definitiv schon zu bieten, aber der Rest des Materials nimmt sich abseits der exotischen Einflüsse leider ein wenig zu eindimensional aus. Die grundsätzliche Mischung stimmt schon, aber es wäre schön, das Songwriting noch ein wenig spannender und abwechslungsreicher zu gestalten. Vor dem geistigen Auge schwebt als Endgegner eine Art nordländische ETERNAL CHAMPION mit Folkeinflüssen oder so etwas, denn das wäre in letzter Konsequenz extrem cool, sollten :NODFYR: eine solche Richtung in Zukunft einschlagen. So bleibt es mit :NODFYR:’s „Eigenheid“ bei einem ordentlichen Debüt mit Exotenbonus, dem aber noch ein wenig die Brillianz fehlt. Aber das ist bei Newcomern auch vielleicht ein wenig viel verlangt. Wer grundsätzlich mit anderen Sprachen, Folkeinflüssen und Heavy/Pagan-Metal-Gemischen im Krug was anfangen kann, sollte definitiv :NODFYR: antesten.

05.03.2021

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