
Süd- und Mittelamerika gilt bei vielen Bands als die Region, wo es von Fanseite sehr intensiv und heißblütig zugeht. Umso überraschender, dass es in einem globalen Musikmarkt nur sehr wenige Combos aus der Ecke den Sprung in die weite musikalische Metal-Welt geschafft haben. Klar, SEPULTURA und Ableger sind bekannte Namen, genauso wie NERVOSA. Aber die Masse an jungen und aufstrebenden Bands kommt immer noch aus Nordamerika oder Europa. Aus Mexiko kommen PHANTOM, die mit ihrem zweiten Longplayer „Tyrants Of Wrath“ den Sprung zu High Roller Records geschafft haben.
„Tyrants Of Wrath“ – der große Sprung für PHANTOM?
Wer bei High Roller Records einen Vertrag ergattert, hat eine Art Qualitätssiegel. Das Label hat bei den eigenen Veröffentlichungen ein exzellentes Händchen bei der Auswahl. Bei PHANTOM geht es um einen Mix aus Speed- Heavy- und Thrash Metal. Insgesamt bewegt sich das Quartett im klassischen Spektrum, legt aber Wert auf Abwechslungsreichtum.
Wenn ein Stück schon „Poltergeist“ heißt, dann ist die Erwartungshaltung bei einem schnellen Old-School-Werk entsprechend. Dieser Erwartung erfüllt „Poltergeist“ nur bedingt. Vielmehr leitet „Poltergeist“ als Intro zu „The Tower Of Seth“ über, das entsprechend poltert. Wer beim angeschwärzten Thrash & Speed-Mix an VENOM, BULLDOZER oder MIDNIGHT denkt, der liegt grundsätzlich nicht daneben. „Violent Invasion“ rumpelt gnadenlos weiter, bevor das „Thunderbeast“ das Pendel in Richtung Thrash ausschlagen lässt.
Das PHANTOM auch anders können zeigt „Nimbus“, dass sich als dunkel angehauchter klassischer Metaller und ausgezeichneter Headbanger präsentiert. Abwechselung im Repertoire schreiben PHANTOM groß und hauen mit „Dance Of The Spiders“ ein tief angeschwärztes Stück räudiges Metal auf den Tisch, wo SODOM oder VENOM in Deckung gehen müssen. Der Titeltrack knüpft an seinen Vorgänger an und die spitzen Schreie von Sänger J.C. García erinnern an Schmier und DESTRUCTION.
Nach der Prügelorgie kommen Klavierklänge zum Vorschein. Das mehr als dreiminütige instrumentale Interlude sorgt für Fragezeichen, aber für keine Ausrufezeichen, und passt auch nicht zum angeschwärzten High-Speed-Metaller „Nazghuel“. Der Schlusspunkt nennt sich „Dark Wings Of Death“, der mit seiner Laufzeit von mehr als sechs Minuten bereits auffällt. Musikalisch geht es abwechslungsreich mit dem vorherrschenden schwarzen Mix dem Scheibenende entgegen.
PHANTOM pflügen durch dunkles Gelände
„Tyrants Of Wrath“ erinnert nicht nur vom Namen an „The Day Of Wrath“ von den italienischen Speed-Black-Thrash-Metallern BULLDOZER. Angeschwärzt agieren auch PHANTOM und pflügen mit ordentlich Tempo durch die mexikanische Steppe. Im Vergleich zu BULLDOZER sind PHANTOM abwechslungsreicher und strecken ihr Repertoire von Heavy Metal („Nimbus“) bis zu Speed-Black-Metal („Dance Of The Spiders“) und Thrash Metal („Thunderbeast“). Das Klavier-Interlude wirkt dagegen deplatziert und ist verzichtbar. Insgesamt ist nicht alles Gold was auf „Tyrants Of Wrath“ schnell und schwarz funkelt. Fans von zum Beispiel MIDNIGHT, aber auch VENOM oder BULLDOZER, sollten „Tyrants Of Wrath“ antesten.
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