Revelation - Salvation´s Answer

Review

Bei richtig gutem Doom geht nicht nur der Schlagzeuger zwischen zwei Schlägen Bier holen. Bei richtig gutem Doom überfällt kulturell herkömmlich sozialisierte Menschen innerhalb weniger Minuten eine bleierne Müdigkeit, auf die Dornröschens böse Fee oder jedes handelsübliche Heimatkunde-Museum stolz wären. Das gilt sogar für in Richtung Hyperventilation manipulierte Personen; menschenverachtende Menschenversuche haben dies bestätigt (Stichworte: Kaffee, „Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe“, Spongebob, Isolationshaft, Stroboskoplicht, Ritalin-Entzug, Heavy Rotation).

Zu Testzwecken eingesetzt im Sinne der guten Sache wurde zum Beispiel REVELATIONs Zweitwerk „Never Comes Silence“, dessen überlange Songs in langsamer Monotonie geradezu versinken, unterstützt von den gleichzeitig pathetischen wie lakonischen Vocals John Brenners über Mutter Natur und die Vergänglichkeit als solche. Dieses Album reizt die zentralen Stilmittel des Königsgenres Doom ultimativ aus und gehört zu meinen ewigen Lieblingsscheiben über Genre-Grenzen hinweg. So viel zur Einordnung.

Auf „Salvation’s Answer“, dem ursprünglich 1991 über Rise Above veröffentlichten Debüt des Trios aus Baltimore, sieht das noch etwas anders aus. Die typischen Charakteristika der drei Käuze sind dabei durchaus schon erkennbar: die würdevoll leidenden, schleppenden Riffs und Leads, der skizzierte originelle Gesang. Hinzu kommen verstärkt eingesetzte, durchaus filigrane Soli und insgesamt ist die Grundgeschwindigkeit höher und damit etwas gewöhnlicher. Eingestreut werden zudem regelmäßige Tempoverschärfungen, sodass die Zeitlupe hier nur ein Stilmittel unter mehreren ist. Dies mündet in einige gelungene Songs, der Sound auf dieser Platte ist allerdings noch weniger eigenständig als später. Einige weniger überzeugende Stücke – das Instrumental „Paradox“ rifft sich zum Beispiel sehr unspektakulär vorwärts – und die doch recht rumpelige Produktion kommen hinzu. Das stoische „Lost Innocence“, „Long After Midnight“ mit präsentem Bass sowie „Images Of Darkness“ mit mächtigem Grundriff und akustischem Zwischenspiel, allesamt Reflexionen der eigenen Vergänglichkeit, sind nichtsdestoweniger frühe Perlen des Classic-Doom, Vorboten noch mächtigerer Song-Monolithen, die allemal das Potenzial REVELATIONs andeuten. Den oftmals zu lesenden Zusatz „progressive“ haben sich die Jungs jedenfalls erst mit jüngeren Werken nach einer längeren Pause bzw. ihrer weiteren Inkarnation als AGAINST NATURE eingehandelt.

Das ergibt unter dem Strich eine gute Metal-Platte, die man über das geschmackssichere Shadow Kingdom gerne (wieder-)entdecken darf. Neben den frühen Werken anderer typischer Hellhound-Maryland-Combos, wie z. B. UNORTHODOX, reiht sich das Debüt REVELATIONs passabel ein. Ein übersehener Klassiker ist das Debüt der letztlich unverwüstlichen Bande allerdings nicht.

P.S.: Einen Bonus enthält diese Neuauflage nicht, dies war bei derjenigen durch Leaf Hound Records vor einigen Jahren noch anders.

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23.04.2014

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