Scars On Broadway - Scars On Broadway

Review

Fastfood in Sushi-Häppchen. Es ist immer wieder interessant, wenn Band-Mitglieder eigenen Projekten nachgehen – umso mehr, wenn es sich um eine trendsetzende Band wie SYSTEM OF A DOWN handelt. Dabei ist im Falle von SCARS ON BROADWAY – der neuen Gruppe um Sänger, Gitarrist, Songwriter und Produzent Daron Malakian sowie Schlagzeuger John Dolmayan – besonders interessant, in wiefern der neue Weg kein Abklatsch alter Tage ist.

Dass Daron privat deutlich weniger an harter Musik interessiert ist als früher, spiegelte sich schon zu „Mezmerize/Hypnotize“-Zeiten wider. Mit SCARS ON BROADWAY geht er noch einen Schritt weiter: Relativ gradliniger Rock, Elektrospielchen, zuckersüße Melodien und noch deutlicher in den Hintergrund gemischte Gitarren. Doch die „Band“ schafft es nicht nur, seine aktuellen musikalischen Inspirationsquellen und seinen bekannten Hang zu Ironie und Wahnsinn zu offenbaren, sie verhilft dem Frontmann auch, einen Komplex zu therapieren, den er zu SYSTEM-OF-DOWN-Zeiten entwickelt hat: Die nun sichere Anerkennung der Öffentlichkeit, das Herz und das Hirn der Band zu sein – uneingeschränkt und ohne Abstriche.

SCARS ON BROADWAY stellt eine Evolution – keine Revolution – in der persönlichen musikalischen Entwicklung dar, denn Daron bleibt Daron. Dass er ein Händchen für Melodien hat, dürfte sich herumgesprochen haben – und entsprechend spielt er seine Stärken aus, zumindest häufig.

Wirklich interessant wird es in den Songs, die Dynamik und kleine elektronische Spielereien bieten. Das äußerst treibende „Exploding/Reloading“ verbindet seinen Punkrock-Charakter mit einer E-Orgel, die dem kurzen Song den nötigen Schuss gibt. „World Long Gone“ kombiniert, SYSTEM OF A DOWN typisch, dynamische Verse mit hymnischen Strophen – der Ohrwurm ist garantiert. Besonders abgedreht ist „Enemy“, das mit Schlagerrhythmus und E-Westerngitarren zum Tanzen animiert, um bei einem hypnotisierenden „We’re on drugs“-Interlude mottogemäß high Luft zu holen.

Unter den ruhigen Songs sticht nur „Whoring Streets“ mit seiner traurigen Melodie entscheidend heraus. Wieso jedoch das aus Liveauftritten bekannte Intro zum Lied es nicht auf das Album geschafft hat, ist verwunderlich. Gerade der schwere, hypnotisierende Beginn, der in den zerbrechlichen Teil übergeht, hat den Song besonders interessant gemacht.
Ansonsten gilt: Wo bei anderen Bands eine markante Stimme schwächelnde gemächliche Parts zum Teil retten kann, bieten dies Darons wenig herausstechende Stimmbäder nicht („Insane“).

Entscheidend ist – neben wenigen Lückenfüllern („Cute Machines“) – jedoch ein anderer Schwachpunkt von „Scars on Broadway“: Zwar schafft es Daron, zwischen den Liedern für Abwechslung zu sorgen, jedoch fehlt innerhalb der zumeist kurzen Songs die nötige Variabilität. Sich wiederholende Textpassagen verstärken diesen Eindruck. So gehen die Lieder sehr schnell ins Ohr, verlassen es aber genauso schnell wieder. Der Effekt lässt sich ganz einfach, aber um so gravierender für die Qualität eines Albums mit solchen Ansprüchen beschreiben: Die Scheibe nudelt sich, bis auf einige Ausnahmen, schnell tot.

Daron setzt sich musikalisch entscheidend von SYSTEM OF A DOWN ab, so dass ihm ein Abklatsch kaum vorgeworfen werden kann. Doch bei seinem neuen „Debüt“ handelt es sich um Fastfood in Sushi-Häppchen, oder: Für den kurzen Kick befriedigend – für die Ewigkeit zu substanzlos. Schwache sieben Punkte.

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03.08.2008

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2 Kommentare zu Scars On Broadway - Scars On Broadway

  1. me sagt:

    Überflüssig, schlechter Gesang, Reißbrett. Und null Innovation, genau wie dieser Kommentar.

    2/10
  2. Winfried sagt:

    Diese Scheibe ist genial ! Naja aber für so eine Scheibe muss der Hörer auch reif genug sein 😉

    10/10