Shadowrun - Schwere Fracht

Review

„Schwere Fracht“ ist eine Anthologie von drei kurzen Abenteuern für das Cyberpunk-Rollenspiel SHADOWRUN, die in Deutschland spielen und auch auch hierzulande geschrieben wurden. Die Einleitung erklärt, dass der Band sich gut für den Einstieg in das System eigne. Dieses Versprechen wird gehalten, aber auch erfahrene Spieler*innen dürften ihre Freude an den Szenarien haben.

Im Detail sollen die Abenteuer an dieser Stelle nicht beleuchtet werden, denn qualitativ gibt es kaum Unterschiede. Bei allen dreht es sich um kleinere Aufträge, die sich perfekt für die ersten Gehversuche in den Schatten eignen. Dabei sind die Szenarien sorgfältig und linear gestaltet, um einen sanften Einstieg in die komplexe Welt von SHADOWRUN zu ermöglichen.

Mit dem Hausboot in die Zukunft

In „Wo steckt Johnny?“ führt die Suche nach einem paranoiden Datenkurier in einen vollbesetzten Zug, „Eine Flussfahrt, die ist lustig“ lässt die Charaktere Diebesgut auf charmante Weise mit einem gemütlich tuckernden Hausboot transportieren und „Die letzte Fahrt der Roaring Sue“ ist eine actionreiche Transportmission auf einem Hovertruck samt niedlicher Catgirl-Drohne, an deren Ende schwere Entscheidungen getroffen werden müssen. Für ausreichende Abwechslung ist also gesorgt.

Alle Abenteuer haben gemeinsam, dass sie klar strukturiert und übersichtlich aufgebaut sind. Die Spielleitung bekommt außerdem viele Hinweise, wie die Handlung ausgestaltet werden kann, wie sie sich je nach Entscheidung der Spielrunde entwickeln könnte und welche Auswirkungen dies auf die Nichtspielcharaktere hat.

Rar gesät sind allerdings die Hinweise aufs Regelwerk, die man bei einer Einstiegspublikation, vor allem bei einem hochkomplexen System wie SHADOWRUN, erwarten könnte. Auch in diesem Punkt behält die Einleitung Recht: Zwar ist nur das „Grundregelwerk“ zum Verständnis der Regeln notwendig, aber das sollte auch intensiv studiert worden sein, bevor man sich ans leiten dieser Abenteuer macht.

Eine kleine Tour durch die Welt von SHADOWRUN

Die Spieler*innen bekommen hingegen einen guten Rundumblick, was in der magisch aufgeladenen Cyberpunk-Welt von SHADOWRUN alles möglich ist. Mehr noch als Anthologien wie „Budenzauber“ oder „Schattengeschäfte„, die sich ebenfalls gut für erste Runs eignen, vermitteln die Szenarien in „Schwere Fracht“ das besondere Flair des Settings. Auch wenn die Magie etwas zu kurz kommt, zeichnen Schießereien im Plex, undurchsichtige Konzern-Handlanger, menschenfleischfressende Ghule und vieles mehr ein wildes wie auch düsteres Bild der fiktiven Zukunft.

Im übrigen spielen die Szenarien alle in Deutschland, was unter Umständen einen ganz besonderen Reiz ausmachen kann. Wenn die Gruppe zum Beispiel am Anfang von „Wo steckt Johnny?“ am Essener Hauptbahnhof rumhängt, liegt es nahe, zur musikalischen Untermalung eine Platte von KREATOR aufzulegen. Generell zeichnet die Abenteuer eine gewisse Straßennähe aus. In ganz hohe Konzernetagen oder feine Nachbarschaften geht es nicht, auch wenn einige wenige Kontakte dorthin geknüpft werden können.

Diese könnten hilfreich sein, wenn man „Schwere Fracht“ im Vorfeld der bald erscheinenden Kampagne „Der Herr der Nebel“ spielen möchte. Diese Möglichkeit stellt die Einleitung des Bandes in den Raum, ebenso wie die Option, die drei enthaltenen Szenarien selbst zu einer kleinen Mini-Kampagne zu verweben. Brauchbare Tipps dafür sind in jedem Szenario enthalten.

„Schwere Fracht“ bietet leichte Kost

„Schwere Fracht“ wird dem selbst formulierten Anspruch als Einstiegsprodukt weitestgehend gerecht. Es wird zwar nicht im Detail auf die jeweils relevanten Regeln eingegangen, dafür aber mit übersichtlichen und unterhaltsamen Szenarien hochwertiger Stoff für einige Spielabende geboten.

Vor allem die saubere Struktur der Abenteuer kann überzeugen. Die Handlungen sind zwar sehr linear aufgebaut und lassen den Charakteren wenig Spielraum, aber gerade deswegen sollte sich auch eine unerfahrene Spielrunde gut zurechtfinden. Problematisch kann es dann werden, wenn Expert*innen der Magie- und Hacking-Regeln die Muskeln spielen lassen, um gegebenenfalls den Plot zu brechen.

Trotz allem ist „Schwere Fracht“ eine sehr gute Anthologie. Zwar sind die linearen Plots stellenweise etwas zu banal geraten, aber in den Details finden sich viele frische Ideen, die jeder Spielrunde lange im Gedächtnis bleiben dürften. Wer nach ausgiebiger Lektüre des Grundregelwerks direkt ins Jahr 2082 starten möchte, macht mit diesem Band nichts verkehrt.

Der Soundtrack für die Cyberpunk-Tour durch Deutschland: VOYAGER – Fearless in Love / DEATH RAY VISION – No Mercy From Electric Eyes / SONJA – Loud Arriver

Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.

08.08.2023

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