Shrinebuilder - Shrinebuilder

Review

Das Resultat eines lang angekündigten Teambuilding-Events liegt uns nun endlich vor: Scott „Wino“ Weinrich von SAINT VITUS, SPIRIT CARAVAN und zahlreichen anderen so ungeheuer starken Lava-Riff-Outfits, Dale Crover von den MELVINS und ALTAMONT, Al Cisneros von OM und SLEEP sowie Scott Kelly, gesandt von den unverwüstlichen, immer überzeugenden NEUROSIS – Mitglieder von Bands also, die ein fester Bestandteil der amerikanischen Metal-Szene sind, aber auch immer eine alternative Herangehensweise an Rock-Musik präsentieren –, schließen sich für drei Tage im Studio ein und lassen den Triebkräften tonnenschwerer Doom-Ästhetiken freien Lauf.

Allein schon bei der Vorstellung dieser Gruppe von Musikern in einem Raum kann der Puls der Zielgruppe schon mal Geschwindigkeiten weit jenseits der SABBATH-Marke erreichen. Vieles deutet jedenfalls auf Großes hin. Doch man sollte nicht vorschnell urteilen – nach den ersten Durchläufen der Platte, so monumental die Riffs auch walzen und so hinreißend und akzentuiert die geniale Rhythm-Section pulsiert, stellt sich unmittelbar ein seltsames Gefühl von Phantomschmerz ein. Was eine Fusion der fulminant-exponiertesten Elemente des Genres hätte werden können, hat nämlich eher den Charakter eines Patchworks, einer Collage von Soundbildern der oben aufgezählten Bands. So kann es sein, dass ein Teil der Sogkraft psychedelischer Bewusstseinserweiterungen verfällt, die dann als nächstes von rabiaten NEUROSIS-Soundwällen abgelöst, im darauf folgenden Teil wiederum mit nahezu akademisch anmutenden, verschleppten MELVINS-Abstract-Grooves substituiert werden, um dann ins ätherische Religiös-Rituelle abzudriften. Dabei changiert der Gesang zwischen Drama-Metal-Stimme (Wino), Schamanen-Beschwörung (Cisneros) und Urzeitmonster (Kelly), während der Sound so krude und schroff dröhnt, dass es lebendiger kaum gehen kann.

Man darf sich durchaus an gelungenen Songs erfreuen, die zwar viel Nebeneinander und Inkonsistentes bieten, jedoch immer ans Ziel führen. Hervorzuheben wären hier der Opener „Solar Benediction“ mit seinem vorwärts preschenden Schlagzeugpuls und das fragile „The Architect“, dessen zarte Klangkörner und erweiterte Spieltechniken in ihrer mikroskopischen Raffinesse sehr eindrucksvoll erscheinen. Nur selten aber gelingt es den vier Musikern, ihre eigenen Mythologien zu transzendieren, ihre Heimatbezüge zu suspendieren und ihre jeweiligen Prägungen zu etwas Neuem und Einheitlichem zu aggregieren. Durch vorhersehbare Kompositionsmethoden werden die Stücke einer ausdrucksstarken Dramaturgie beraubt, lassen sie in einem Sumpf aus abgenutzten Harmonieverläufen, Klangfarben und rhythmischen Phrasierungen versinken, um sie letztendlich in ein ästhetisches Nirwana zu überführen.

Vieles atmet eine gewisse Unfertigkeit. Das Unerwartete bleibt leider aus. Zwingender hätte mancher Gedanke in Musik gekleidet werden können: Man hat schließlich hin und wieder den Eindruck, einer kraftvollen, aber auch etwas unentschlossenen Platte zuzuhören. Und auch wenn das der Qualität wirklich nur ganz geringfügigen Abbruch tut, wäre doch gerade bei der dargebotenen Thematik ein regelrechtes Übermaß an Konsequenz sehr wünschenswert gewesen.

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03.10.2009

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