Silver - Wolf Chasing Wolf

Review

Wer sie noch nicht kennt: SILVER sind nach zwei bereits veröffentlichten Alben Avatars eines skandinavischen Rock’n’Rolls, hart und breitbeinig, pissfleckig und garstig: der erheblich garstiger, und um Weiten gnadenloser, als beispielsweise jener der Schamanen der Destruktion TURBONEGER ist. Sie leben die großen Dramen und Seifenoper-reifen Klischees, sterben ein bisschen herum. Bestimmt würden sie auch alles für eine nach Brot und Spielen dürstende Zwangsehe aus Medien und Klatsch tun. Kaputtheit kann noch immer so fucken outrageous sein. Scheen Dankscheen dafür.

Schrammelnde Garagenrockriffs, lärmige Industrial-Reibungen, abgehangener Sleaze und voll-rotziger Punk-Gestus sind die zentralen musikalischen Postulate auf „Wolf Chasing Wolf“, das so herrlich abgefuckt und durchaus sexy daherkommt und sich nicht in Macker’n’Schwellkörper-Gepose verliert. Die Rotzigkeit und manche Melodie erinnert an die frühen britischen Punks, die wichtigste Ingredienz aber, nämlich die für ausreichend Punch, ist der Ami-Hardcore der Achtziger. „Wolf Chasing Wolf“ lebt von der gleichen Entschlossenheit, die auch Bands wie NEGATIVE APPROACH oder eben die CIRCLE JERKS ausgezeichnet hat. Die Gitarrenriffs einfach und doch so bissig. Und der Sänger. Kein Pathos. Immer dem Inhalt untergeordnet. Die Zutaten stimmen also. Starkes Material, roh, nicht unbehauen.

SILVER bewegen sich mit jedem Song an der schmalen Grenze zum Exzess, ihre Musik ist der Soundtrack zum Kontrollverlust, mit einem sehr rauen Verständnis von Glam und einem Groove, der eher betrunkenes Wanken als geschmeidiges Tanzen unterstützt. In diese Musik kann man sich also ganz als Sicherungs- und Angstloser rein plumpsen lassen, und kriegt einen solchen Sauspaß raus. Nichts für UK-affine Röhrenjeans-Rocker.