Slon - Slon

Review

Mit den Zeigeister-Bands hat man es scheinbar nie leicht, und jegliche Erwartungshaltung zerschlagen sie ohnehin jedes Mal aufs Neue. Wer also bei SLON eine Ahnung hat, was auf ihn zukommt, freilich wenn er noch nicht reingehört hat, kann das ganz schnell wieder ad acta legen. Die Herren lassen sich eh nicht auf bereits festgetrampelte Pfade zwingen, und so ist auch „Slon“ wieder der  Mittelfinger  in Richtung festgesetzter Strukturen und konservativ denkender Metal-Hörer.

Ja, das ist völlig ernst gemeint! Ich war zunächst höchst abgestoßen von einem Album, das musikalisch absolut faszinierend ist mit den durchgehend von Rapper Angry Teng beigesteuerten Rhymes, das aber erstmal mit Anlauf in den Magen tritt. Der Herr klingt zum einen unfassbar angepisst und dennoch exotisch auf einem Album, dessen wüster Grind auf postmetallische Klänge trifft und mit seinen grollenden Doomriffs eine prä-apokalyptische Stimmung heraufbeschwört, dass einem die Hoffnung auf Besserung ziemlich fix im Halse stecken bleibt. „Slon“ wirkt kontraproduktiv, weit entfernt davon, dem Hörer die Aussicht auf Schönheit und Harmonie vorzugaukeln, sondern in vorderster Front unfassbar wütend. Nicht etwa kämpferisch, sondern auf das Hier und Jetzt reduziert. Dabei wäre es leicht, SLON schnell die Tür vor der Nase zuzuschlagen, denn gerade nach den ersten Tönen wirkt Angry Teng doch sehr befremdlich im Kontrast zu der reichlich metallischen Musik. Das entpuppt sich aber nach hinten raus als interessanter Schachzug, auch wenn ich Lügen würde, das Album mit grummelnden Vocals nicht etwas verdaulicher zu finden. Aber gut, dererlei Befindlichkeiten waren noch nie ein Zeitgeister-Kriterium, und so stellt sich auch „Slon“ als unfassbar faszinierendes musikalisches Werk dar, das eben durch den Rap eine weitere Herausforderung bereit hält.

Was SLON dann am Ende ausmacht, ist das Geschepper des Schlagzeugs, die bedrohlich surrenden Gitarren sowie die ganz selten aufkeimenden melodischen Abschnitte, die derart düster gezeichnet sind, dass sie nicht einfach auszublenden sind. „Slon“ ist ein absolut destruktives Album, das vermutlich den einen oder anderen aber genauso anpissen wird. Gewöhnungsbedürftig, und auch kein Album, das bei mir in Dauerrotation laufen wird, aber für musikalische Extremsportler, die nicht beständig in „Anti Hip Hop“-Shirts ihr Dasein fristen, durchaus lohnend. Probehören ist ja ohnehin empfohlen, aber an dieser Stelle würde ich vor einem Blindkauf sogar warnen, denn das sympathische Lächeln des Trios im Booklet täuscht. Räudig, musikalisch natürlich vom Feinsten, aber gerade durch den Sprechgesang eben auch ein gewagter Versuch.

22.04.2012

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