The Holy - Ländmark

Review

Soundcheck Februar 2024# 18

Um es vorwegzunehmen: Die folgenden Zeilen haben mit Metal-Musik nichts zu tun. Wer Interesse an Klängen hat, die im weitesten Sinne in das Segment Rock einsortiert werden können, aber auch vor einer Portion poppiger Eingängigkeit nicht zurückschreckt, der sollte sich den Bandnamen THE HOLY und die LP „Ländmark“ merken. THE HOLY kommen aus Finnland und mischen elektronische Elemente, Post Rock, 70er Jahre Kraut Rock und Alternative zusammen und bleiben dabei eingängig und poppig.

„Ländmark“ liefert genreübergreifende, eingängige Rock-Musik

Seit 2014 existieren THE HOLY aus Helsinki und stufen sich selbst als eine Alternative-Rock-Band ein. Die Einflüsse gehen auf Musiker wie BRUCE SPRINGSTEEN, Punk oder den bereits genannten Krautrock der 70er Jahre zurück. Der Opener „Familia” lässt den Synthesizer auf die Hörerschaft los, mit den einsetzenden Instrumenten erinnert die Musik an bekannte Alternative-Acts, der elektronisch verzerrte Gesang ist jedoch mehr als nur gewöhnungsbedürftig. Fast schon Space Rock kommt beim Start von „The Incredible Ibex” zum Vorschein, der Refrain ist eingängig und leichtfüßig und erinnert teilweise an experimentierfreudigen Alternative Rock der 80er oder 90er Jahre. Spätestens mit „Any Given Day” fischen THE HOLY im Fahrwasser von COLDPLAY, wozu auch die Vocals von Eetu Henrik Livari beitragen.

Pianoklänge sind ebenfalls bei COLDPLAY zu finden, sodass der balladeske Einstieg von „Disobedience“ in der gleichen poppigen Zielgruppe unterwegs ist. Im weiteren Verlauf gibt es eingängige Rockmusik, wobei der Gesang in der Kombination mit dem Piano eine ordentliche Portion Mainstream-Pop-Feeling anbietet.

THE HOLY können auch schneller, „All This Joy” geht mit mehr Tempo zur Sache, elektronisch verfärbte Vocals kommen zum Einsatz und der poppige Einschlag vom Vorgänger ist verschwunden. Wer sich fragt, wo der Krautrock ist, der bekommt beim instrumentalen „Pihlaja“ in Teilen eine Antwort. Wir reden immer noch über eingängige Rockmusik, aber die Instrumente wabern weit mehr durch das rockige Universum als bei vielen anderen Nummern auf der LP. Hatten wir schon KRAFTWERK? Zumindest erinnern die ersten Töne von „I Need You“ an die Band aus Düsseldorf. In Kombination mit dem Gesang von Livari klingt „I Need You“ wie eine elektronische Variante eines COLDPLAY-Songs.

Das instrumentale „Heretic Anthem” agiert als Interlude zum mehr als achtminütigen Schlusspunkt „Savages“. Der wohl außergewöhnlichste und interessanteste Track liefert rein instrumental einen vielfältigen Strauß aus bunten Rock-Musik-Melodien. Das Ding wird nicht in jeden Gehörgang passen, sorgt aber dafür, dass die Scheibe sich zum Ende von poppigen Acts abgrenzt.

„Ländmark“ ist etwas für den Blick über den Tellerrand

Wer sich auf THE HOLY und „Ländmark“ einlässt, bekommt ein buntes Potpourri an rockigen Klängen. Indie-Rock, Space Rock, poppige Melodien und instrumentale Nummern wie „Savages“ reichen sich die Hand. Für den eingefleischten Metal-Head wird die LP nicht von Interesse sein. Angesprochen sollten sich Menschen fühlen, die gerne über den Tellerrand schauen, und sich an unterschiedlichen Klangbildern der Rockmusik erfreuen können. Technisch und kompositorisch liefern THE HOLY ausgezeichnetes Material, das auf dem Reeperbahn Festival oder dem Crossroads Festival seine Fanbase finden wird.

09.02.2024

Ein Leben ohne Musik ist möglich, jedoch sinnlos

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