Tribal - Cardboard Heroes

Review

TRIBAL aus der Schweiz? Nie gehört, ehrlich gesagt. Dabei scheint die bewegte Bandgeschichte bis auf das Jahr 2001 zurückzugehen. TRIBAL verschmelzen laut eigener Aussage „Gothic, Metal, Folk, 70s und Stadion-Rock zu einer neuen Einheit. Melancholie, Sphären-Sounds, Direktheit, Brutalität, Sehnsucht und Satire“ seien dabei die Hauptmerkmale ihrer Musik. Nun gut. Nach diesen Informationen darf man also mehr als gespannt sein auf TRIBALS neuestes Opus „Cardboard Heroes“. Wobei das Cover der Scheibe mit diversen sich die Haare raufenden Senioren zunächst schon mal recht befremdlich anmutet. Sind unsere Ältesten möglicherweise außer Rand und Band, weil die Musik von TRIBAL so hart, ungewöhnlich, laut oder jung ist?

Nun, die ersten zarten Klänge von „Cardboard Heroes“ („TV-Nation“, ein medienkritischer Song…) bescheren uns Arg- und Ahnungslosen zunächst mal eine zirpende Mixtur von Plastikkeyboards, rockigen weichen 0815-Gitarren, die Rock’n’Roll-Standardlicks zum Besten geben und dabei durch eine Stimme ungeschultester Art ihre vollste Unterstützung finden. Mein Gott, was für ein Gesang! Wenn das so weiter geht… Und das tut es: „Final Illusion“ flötet in ROXY MUSIC-Art durch den Äther, an simpelstem Gassenhauer orientiert spulen
sie lendenlahm ihr Pensum herunter, ein Refrain des Schreckens rundet diese Schlageruntat ab. „Free“ ist belangloser AOR, ohne Spannung, für 55-jährige Tatort-Kommissare in schwarzen Lederjacken mit bis zu den Oberarmen hochgekrempelten Ärmeln geeignet, wenn die vergeblich die Freundin ihrer Tochter anzubaggern versuchen. Und so gehts weiter, ich muß hier nicht ins Detail gehen. UDO JÜRGENS, DIE FLIPPERS und ROSENSTOLZ auf ihre Weise sind ähnlich romantisch, banal und plakativ, grottenschlecht in jedem Falle. Nee, das ist gar nichts, den Gesang in „Pickin Up The
Pieces“ (Laut Band ein Song über den Wiederaufbau des eigenen Lebens, die Texte sind aber auch dermaßen platt) hätte ich ohne Vorbereitung stilsicherer hinbekommen, ganz ehrlich.

„Between Us“ ist der schlechteste Song, den ich hier je zu bewerten die Ehre hatte, er würde knapp über null Punkten liegen, identitätsslos, gesichtslos, scheiße. Klingt nach dem unsäglichen CHRIS DE BURGH.
„Feed The Public“ wiederholt einen Refrain in immer gleicher Tonlage, schräg, schief, scheußlich. Machen wirs kurz, es lohnt sich einfach nicht; der Rest klingt genauso. Wenn einem mit einem Hammer stets die gleiche Körperstelle penetriert wird, wirds ja auch irgendwann ungemütlich; ähnlich verhält es sich mit der Wirkung dieses uninspirierten, vollkommen gleichförmig tönenden Gesanges auf die Ohren des längst nicht mehr geneigten Hörers.

Es bleibt zu konstatieren, dass heutzutage (leider) jede untalentierte Band ihr noch so schlaffes Werk präsentieren kann; der Inhalt ist dabei vollkommen egal, Hauptsache ab in die Öffentlichkeit damit. Dabei sind sich die meisten anscheinend wirklich für nichts mehr zu schade. Die Senioren auf dem Cover könnten die Bandmitglieder sein; das würde manches relativieren. Oder die Omis und Opis sind die Zielgruppe, das wiederum würde die FLIPPERS-Affinität erklären. Es ist in jedem Falle Musik für die Bustour mit Heizdeckenverkauf. Und wo man in diesem für Zahnlose gerührten Brei „Gothic“, „Metal“,
„Brutalität“ oder „Sphären-Sounds“ heraushören soll, das soll mir mal einer erklären. Wie dem auch sei, bei mir sind sie damit an den Richtigen geraten, mehr als zwei Punkte sind in diesem Falle nicht drin. Einen für den manchmal nicht ganz danebenliegenden Gitarristen, einen zweiten für den schmucken Karton, der für das Coverdesign Verwendung fand, sehr einfallsreich, wie ich finde…

21.02.2007

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3 Kommentare zu Tribal - Cardboard Heroes

  1. dante sagt:

    Gutes Review zu schlechter Musik! Genau für solche 08/15 Musik sind die unteren Regionen der Bewertungsskala gedacht. Vielleicht macht es bei den anderen Rezensenten auch endlich KLICK?! Ach nein, hier wird ja nur erstklassige Musik bewertet.

    1/10
  2. Anonymous sagt:

    Die Vergleiche sind ja mal wirklich grotesk…nachdem ich mir eine Samples auf der HP der Band reingezogen habe eigentlich ziemlich daneben. Eingängiger, melodischer Rock würde ich sagen. Mir gefällt’s eigentlich gut…vielleicht hat der Tagesfrust beim Reviewer mitgeschrieben…oder er hört nur Black- und Deathmetal…:-D

    7/10
  3. hackfin sagt:

    Wuarh, also was cultminister gehört hat weiß ich nicht, die Samples der Homepage unterschreiben eindeutig dieses Review; grauenhaftes Zeug. Eingängige Melodien braucht man erst garnicht zu suchen, da falls es welche gäb diese sofort durch grottenschelchte instrumentale und vocale Umsetzung verloren gingen. Aber was ich sagen muss: die Flippers und Udo Jürgens sind zwar auch keine Meister der Musik, aber besser wie diese Band hier sind sie allemal. 1 Punkt für das Zugeständnis auf dem Cover, dass man sich bei der Musik die Ohren zuhalten muss.

    1/10