Tyranny - Tides Of Awakening

Review

Mit Funeral Doom ist das ja so eine Sache. Es ist einer der Subgenrebegriffe, der im Nachhinein auch auf Bands angewendet wurde, die noch in der überschaubaren Schublade „Doom“ musizierten, und denen so quasi eine Vorreiterrolle an die Brust geheftet wurde. Während diese Pioniere (THERGOTHON, SKEPTICISM, der Kenner darf die Liste fortführen…) die Eckpfeiler dieser Stilnische markieren, füllt die neuere Generation von Bands den Raum, und bestimmt im wesentlichen, was es mit Funeral Doom eigentlich auf sich hat.

Die 2001 gegründeten TYRANNY aus Finnland sind eine solche Band. Funeral Doom ist hier keine Randerscheinung, kein zufälliges Ergebnis, es ist das Hauptprogramm. Der zelebrierte Minimalismus wird für viele Bands aber auch Hörer leicht zur Stolperfalle. Scheinbar simpel gestrickt sind die Songs, scheinbar einfach und anspruchslos erscheint das, was unter diesem Stiletikett fabriziert wird. Beschwörende, verhallte Growls, am Abgrund kriechende, repetitive Gitarrenriffs, Keyboardflächensounds im Hintergrund, und das Schlagzeug, welches im gefühlten Minutentakt den kaum noch spürbaren Rhythmus vorgibt.
So einfach könnte es sein, und so einfach machen es sich auch viele Bands. Der Punkt ist, dass Simplizität und Komplexität nicht alleine Qualitätsgaranten sind, und spürbar wird das vor allem in solch extrem begrenzten Nischen, wie sie sich TYRANNY ausgesucht haben. Funeral Doom lebt von Minimalismus, aber vor allem durch die Atmosphäre, die mit instrumentaler und menschlicher Stimme erzeugt wird – darauf kommt es an, damit steht und fällt das Klanggebilde und seine Wirkung auf den Hörer.

Der Weg der Finnen ist schmal, sie übertreten ihn kaum, aber sie schaffen es dennoch, in den vier epischen Stücken, die alle die 10-Minuten-Grenze weit überschreiten, Spannung und Atmosphäre aufzubauen. Es gibt zwar einige kritische Punkte, an denen die Gefahr besteht, Motive allzuweit auszudehnen und damit die Songs unnötig in die Länge zu ziehen, aber TYRANNY kriegen immer noch die Kurve, und vermeiden es, aus den spärlich arrangierten Stücken akustische Hungerknochen zu machen.

Vier monumentale und schwerfällige Brocken wälzen sich eine gute Stunde über eine leblose, von Dunkelheit eingehüllte Landschaft, bis man im abschließenden, fünften Stück die Lava regelrecht blubbern und brodeln hören kann.

„Tides Of Awakening“ (2005) ist das Debüt der Band, 2004 machten sie bereits mit ihrer MCD „Bleak Vistae“ auf sich aufmerksam. Sehr viele Hörer werden TYRANNY nicht finden, soviel steht fest. Sie bedienen nur einen sehr begrenzten Kreis, und viele werden vermutlich auf eine harte Belastungsprobe gestellt. Monotonie und Eintönigkeit mag man diesem Werk vorwerfen, die intensive Stimmung kann man dagegen halten. Ich bin jedenfalls sehr angetan.

29.01.2008

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