Veni Domine - Tongues

Review

Man nehme zwei Liter Doom Metal, vermenge sie unter ständigem Rühren mit einem Kilo Power Metal und verfeinere die Masse mit einer Prise Prog. Was da wohl herauskommen mag? VENI DOMINE! Mit „Tongues“ veröffentlicht die Band dieser Tage ihr bereits sechstes Studioalbum, nur ein Jahr nach Erscheinen des Vorgängers „23:59“. Was die neue Scheibe nun angeht, war die Gruppe nicht nur im Herausbringen fix – auch das Album selbst zeigt sich phasenweise sehr flott. Somit genügt das Etikett „Doom Metal“ alleine nicht mehr, um die Jungs einzutüten. Viel mehr träfe es, nicht zuletzt wegen ihrer genreübergreifenden Musik, ein „Progressive Doom Metal“.

Wie anfangs schon erwähnt, ist es VENI DOMINEs liebstes Schaffen, Elemente des Doom und Power Metals miteinander zu verflechten. Das ist an und für sich nicht neu; der klassische Doom geht zu weiten Teilen in eine ganz ähnliche Richtung, Epic Doom tut dies selbstverständlich ebenso. Zumindest gesanglich gibt es auch weitreichende Parallelen zu den bekannten Vertretern dieser Genres. Was „Tongues“ von Bands wie CANDLEMASS und SOLITUDE AETURNUS unterscheidet, ist viel mehr die Instrumentalarbeit. Im Opener „October“ spielt die Band ohne weitere Umschweife mit rockigem Riff direkt drauflos, im Mittelteil wandelt die Gitarrenarbeit sich und schnelle Melodieläufe dominieren nunmehr den Song. Spätestens ab dem Moment passt das einfache Prädikat „Doom“ nicht mehr so recht: Zu schnell der Song, zu fröhlich powermetalhaft die Gitarren. Passend dazu präsentieren sich die Vocals, die mit der Nennung zweier Bandnamens fast schon zur Genüge beschrieben sind: QUEENSRYCHE und NEVERMORE. Die Parallelen zu Geoff Tate und Warrel Dayne sind hierbei wirklich unverkennbar.
Dass VENI DOMINE aber nicht nur QUEENSRYCHE mit einer kleinen Nuance Doom sind, beweisen sie in den folgenden Songs zur Genüge: „The Bell Of A Thousend Years“ entpuppt sich zumindest im Refrain als angenehme Reminiszenz als CANDLEMASS, bei „Two Times“, das meiner Meinung kein Stück weit mit Doom zu tun hat, offenbart ein wirklich sauberes Solo handwerkliches Geschick. Zwar nicht doomig, dafür aber wirklich tieftraurig zeigt sich der melancholische Prog-Song „Bless My Pain“. Eingeschworene Freunde der Langsamkeit müssen sich allerdings ganz bis zum Ende gedulden. Dort erwartet den Hörer, der zuvor von dem wirklich sehr progressiven „Tree Of Life“, das leider ab und an keinen roten Faden mehr erkennen lässt, niedergeschmettert wurde, mit „Tongues“ der letzte und zugleich mit Abstand längste Song der Platte. Wer keck ist, mag die These aufstellen: Wären alle Songs in der Geschwindigkeitsregion des Titeltracks angelegt, wäre nicht nur „Tongues“ nicht mehr der längste Song, das ganze Album hätte wohl die dreifache Länge.
Wer aber genug Geduld hatte, das Album bis zum Ende zu hören, der wird dafür auch belohnt: „Tongues“ präsentiert sich als SloMo-Song durch und durch und sollte mit den schwer-zähen Gitarrenläufen, ab und an abgelöst von schnelleren aber dennoch in den doomigen Rahmen passenden Soli, Fans des Genres ansprechen.

Wer CANDLEMASSschen Epic Doom und Prog sowie Power Metal schätzt, für den dürfte auf „Tongues“ einiges dabei sein. Fixe Gitarrenarbeit auf der einen, zähe Doomparts auf der anderen Seite können zu weiten Teilen überzeugen. Die Crux ist, in meinen Augen jedenfalls, der Gesang: In den gemäßigten Cleanvocalregionen gefällt der durchaus, powermetalhafte Gesangseinlagen gewinnen bei mir aber keinen Blumentopf. Grade bei den düsteren Songs, wirkt das auf mich deplatziert. Weitere Schwächen der Platte: Ab und an geht der rote Faden verloren, die Songs wirken zerfahren. Auch die Gitarrenarbeit weiß, wenngleich sie handwerklich stets auf hohem Niveau angesiedelt ist, nicht immer zu überzeugen. Für Doompuristen ist das Album so oder so keine gute Wahl. So hinterlässt „Tongues“ schlussendlich einen ambivalenten Nachgeschmack, irgendwo zwischen gut und mittelmäßig. Übrigens: Wer christliche Inhalte partout ablehnt, sollte auch von VENI DOMINE die Finger lassen.

12.11.2007

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