Viikate - Marraskuun Lauluja 1

Gegenüber dem im selben Jahr erschienenen, melancholischeren „Marraskuun Lauluja II“ kehrt Nr. 1 stärker VIIKATEs treibende, festivalfreundliche, leicht punkige Seite hervor. Während frühere Alben vorwiegend langsamen und düsteren Finnrock boten, wird nun auch mal kräftig aufs Gaspedal getreten. Ein gewisser MOTÖRHEAD-Einschlag ist mitunter nicht von der Hand zu weisen, aber zu rotzigen Attitüden lassen sich VIIKATE trotzdem nicht herab und schreiben unbeirrt ihren „dismal rural folk rock metal“ fort.

Soll heißen, auch mit den meisten ihrer skandinavischen Rockkollegen haben VIIKATE nachwievor nicht viel gemeinsam; statt Party, Aggression und versiffte Bluejeans gibt es hier viel Stil, Hemd und Krawatte, geschliffene Lyrik. Und außerdem natürlich jede Menge krachenden Metalrock, der jedoch nie ins Bierselige umkippt, sondern noch in seinen mitreißendsten Momenten vor einer gewissen Grundierung von Schwermut und Nostalgie stattfindet.

Nichtsdestoweniger wird hier ungewohnt flott und geradeaus gezockt, sogar heftiges Gebolze ist zu hören, es wird einfach mehr gepowert als früher. Sobald es allerdings zu fröhlich tönt, dessen sei versichert, wird schleunigst eine schicksalsschwere Melodie eingeflochten, die alles wieder ins Lot rückt und allzu schäumende Euphorieanfälle unterbindet.
Die VIIKATE-typische Ironie bemerkt die des Finnischen unkundige Hörerschaft zwar nicht unmittelbar in den Texten, sicherlich aber bei näherem Hinhören auch in der Musik. An dieser Stelle sei auch auf diverse Videos verwiesen, in denen die Band im Kontrastprogramm zu ihren ernsten Texten auf freundliche Art und Weise Filme und Rockmusikergehabe der 50er und 60er Jahre parodiert.

Insgesamt ergibt das abermals ein originelles, lohnendes Album, das nur manchmal einen Tick zu gefällig und etwas weniger markant klingt als die meisten anderen ihrer Aufnahmen, obwohl man auch hier sofort die VIIKATE-Handschrift erkennt. Scream bloody kaiho!