Vinterbris - Solace

Review

Man, man, man – da findest du vor kurzem erst eine vielversprechende Demo auf Youtube („Folkloremelodium“ von AVERTIA), die dich trotz ihres miesen Artworks ordentlich unterhält, dann flattert dir eine Promo auf den Tisch, du stellst fest, ah, siehste, der Kopf hinter AVERTIA ist an der Gitarre dabei – und dann hörst du ein schlappes Ding wie „Solace“. Denn obwohl der Promotext für die Presse ein paar Sätze von 1349-Gitarrist Archaon beinhaltet, worin dieser das Album in höchsten Tönen lobt, ist das zweite Album der Norweger VINTERBRIS eher mittelmäßig ausgefallen.

Um keine falschen Eindrücke zu vermitteln: „Solace“ ist weder mittelmäßig eingespielt, noch liegt das Problem an mittelmäßigen Ideen. Beides zu behaupten wäre schlicht falsch, denn die vier jungen Bergener sind Könner an ihren Instrumenten, und sie weisen auch manche interessante Idee vor: „Ash Alight“, „Fathoms“, das langsamere „Gazing At A Fallen Sky“, alle diese Songs strotzen vor eingängigen Riffs und vor Ideen, die gut ins Ohr gehen. VINTERBRIS geben sich überwiegend melodisch und auf den schnellen Eingang ins Ohr bedacht, Abwechslung bieten sie aber höchstens durch die verschiedenen Tempi (die erste Albumhälfte ist tendenziell flotter, die zweite im Midtempo angesiedelt).

Was aber schwerer wiegt, ist die fehlende Atmosphäre – auch wenn VINTERBRIS sich bemühen, „Solace“ Stimmung einzuhauchen, will ihnen das auf Dauer nicht gelingen. Zwar erinnern ihre Riffs und Melodien gerne an den deutschen Melodic-Black-Metal-Tipp DRENGSKAPUR, aber deren emotionale und atmosphärische Intensität erreichen sie nicht. Dafür gibt es einfach zu wenig Luft für solche Ebenen von Musik, die sich entwickeln müssen und die Mitarbeit verlangen, denn VINTERBRIS sind zu sehr darauf bedacht, sich schnell und wirksam in den Gehörgängen ihrer Hörer festzusetzen. Und wo es doch zu Parts kommt, die in dieser Hinsicht interessant sein könnten, steht der Klang von „Solace“ im Weg, der ganz im Sinne des Loudness Wars mit totproduzierten und auf Wumms getrimmten Instrumenten daherkommt (vor allem das Schlagzeug klingt schlimm) und dem Album zwar Wucht verleiht, dem Material aber wenig Raum zum Atmen lässt.

Wer die schnelle Melodie im Ohr sucht und wem in allen anderen Belangen gute Ansätze reichen, der wird bei VINTERBRIS fündig werden. Für Black Metal der melodischen Spielart fehlen aber zu viele essentielle Bausteine, ein um’s andere Mal machen sich VINTERBRIS diesbezüglich einen Strich durch die Rechnung. Eine mittelmäßige Leistung eben.

09.06.2014

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