Vortex (Hun) - VERSion

Review

Was macht eine junge Band, wenn sie sicher sein will, in den Weiten des Weltnetzes unterzugehen? Genau, sie nennt sich VORTEX. Allein die Encyclopedia Metallum listet neun verschiedene VORTEXes aus aller Herren Länder auf, die meisten davon freilich mit recht kurzer Diskographie. Diese VORTEX hier jedenfalls stammen aus Ungarn, sind aber hoffentlich bald schon ein wenig bekannter als ihre zahlreichen Namensvettern. Zwar existieren sie schon seit 2000, doch mit der EP „VERSion“ liegt nach einem Demo von 2003 erst die zweite dokumentierte Veöffentlichung vor, die bei der Suche nach einer geeigneten Plattenfirma helfen soll.

Und dabei kann man dem Duo aus Major und Blaszek eigentlich nur Glück wünschen, denn „VERSion“ lässt aufhorchen. Vom urtümlichen Black Metal der Anfangstage hat man sich weitgehend entfernt und steuert in eigenständige Fahrwasser: Moderner Black Metal mit Industrialeinschlag steht auf dem Programm, zumindest in grober Näherung. Bisweilen fühlt man sich in der Gitarrenarbeit etwa an DHG, ABIGOR oder neuere MAYHEM erinnert, in den rhythmischen Strukturen ein wenig an MYSTICUM; aber das beschreibt „VERSion“ nur unzulänglich, zumal VORTEX ungleich langsamer, wuchtiger und zugleich auch unbestimmter zu Werke gehen.
Was Genregenossen als Auftakt zu den zentralen Teilen der Stücke verstehen oder verwenden, um die Spannung hinauszuzögern und sie bald wieder in Geholze aufzulösen, steht bei VORTEX im Mittelpunkt. Die klirrend hohen Gitarren schwanken zwischen einem starr marschierenden Rhythmus und kalt-melancholisch angerissenen Akkorden; wo bei oben genannten Gruppen immer noch ein gewöhnliches Schlagzeug den Takt angibt, marschieren und rauschen auf „VERSion“ verzerrte Samples und zertrümmern die karge Klangwüste.

Zu Beginn des ersten Stücks, noch unbedarft und ohne Gewissheit, was den weiteren Verlauf angeht, wähnt sich der Hörer in der Einleitung in ein Doppelbassgewitter oder ähnliche bald schon hoffentlich erlösende Exzesse. Doch je länger diese vermeintliche Einleitung andauert, desto klarer wird, dass VORTEX den Gefallen einer ausdrücklichen Raserei oder eines eingängigen Riffs schuldig bleiben. Die Spannung der inwendigen Hektik und Zerrissenheit im Rhythmus fesselt im ersten Moment und langweilt im zweiten, sobald man merkt, dass man um explizite Auflösung betrogen wurde – und reagiert trotzig. Dabei ist es nur die Konvention, die übergangen wird und gerade deswegen quält, weil sie sich als Vorbelastung eingeschlichen hat.

Befreit man sich von der Erwartungshaltung und akzeptiert das ständige, beschwörende Auf und Ab in der Geschwindigkeit als solches und nicht im Dienste übergeordneter Passagen, erweist sich „VERSion“ als äußerst intensives Erlebnis modernen Industrial Black Metals. Ein wenig drückender dürfte die Produktion sein, obwohl die vorliegenden vier Stücke auch ohne großes Labelbudget schon sehr gut klingen – kalt, industriell und mechanisch.

13.03.2008
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