25 Jahre - 25 Alben - 25 Songs
Heute: Stefan Wolfsbrunn

Special

25 Jahre metal.de. Das sind 25 Jahre, die jeder Redakteur unterschiedlich wahrgenommen hat und in denen unterschiedliche Alben wichtig waren. In dieser Serie geht es darum, sich für jedes Jahr auf ein Album festzulegen, welches für den Redakteur persönlich am wichtigsten war. Mit der Nennung eines Songs, der stellvertretend für das Album steht, ergibt sich dann eine Playlist. Am Ende des Jahres folgt die ultimative „25 Jahre metal.de Playlist“.

Stefan Wolfsbrunn, Stellv. Chefredakteur

Stefans Playlist:

Die Gesamtplaylist aller Redakteure, die im Laufe des Jahres noch anwachsen wird:

1996 MANOWAR – Louder Than Hell

Im zarten Alter von zehn Jahren ist der Gang in den Plattenladen, das Suchen nach immer neuer Musik nicht gerade Teil des normalen Tagesablaufs. Allerdings ist mir heute noch gegenwärtig, dass Vadderns Plattenkiste mit Klassikern wie VENOM, IRON MAIDEN, MOTÖRHEAD und MANOWAR sehr früh lockte. Wann genau mir „Louder Than Hell“ in die Hände fiel? Der Schleier der Erinnerung ist undurchsichtig. Lebhaft in Erinnerung ist allerdings geblieben, dass zunächst die Schmachthymne „Courage“, die härtere Gangart des Albums allerdings erst viel später zündete Ganz klar, musikalische Früherziehung par excellence.

Song: Courage

1997 BORKNAGAR – The Olden Domain

Eher durch Zufall kam dann, wirklich sehr trivial, der zeitgenössische Black Metal der späten Neunziger in mein Leben. Ein Flohmarktfund, es muss so um 2000 herum gewesen sein, einer Promo-CD-Sammlung mit Bands wie BORKNAGAR, LUNAR AURORA und diversen CCP-Record-Helden lieferte genügend Stoff, um tief in den von Keyboards geschwängerten Sound dieser Zeit einzutauchen. Darunter auch „The Olden Domain“, ein Album, welches mich nie wieder loslassen sollte.

Song: A Tale Of Pagan Tongue

1998 Lunar Aurora – Seelenfeuer

Dank des oben beschriebenen Umstandes traten LUNAR AURORA sehr früh in mein Leben. Eine deutsche Band, welche in ihrer richtungsweisenden Wichtigkeit nicht überschätzt werden kann. LUNAR AURORA haben von der ersten Sekunde an diesen ganz speziellen und eigenen Sound und verbinden tiefgehende Emotionen mit unglaublich guter Musik. Selten waren sich Kunst und Black Metal so nah.

Song: Kerker aus Zeit

1999 CRADLE OF FILTH – From the Cradle to Enslave

Im Grunde stellt „From the Cradle to Enslave“ nichtmals eine wichtige Veröffentlichung im Katalog von CRADLE OF FILTH dar. Gerade dies ist aber das Schöne an einer durchweg persönlichen Liste, denn für meine eigene musikalische Entwicklung ist die aus Remixen, Coversongs und zwei neuen Stücken bestehende EP von immenser Bedeutung. Insbesondere der abschließende Remix von „Funeral in Carpathia“, den ich aufgrund des unglaublichen Variantenreichtums zunächst für eine Art Medly hielt, zementierte eine lebenslange Liebe zu vampireskem Black Metal.

Song: Funeral in Carpathia (Be Quick or Be Dead version)

2000 MARILYN MANSON – Holywood

Cut. Ab 2000 verlassen wir den Pfad der (vermutlich) erst etwas später entdeckten Alben und legen an im sicheren Hafen der präsenten Fakten. MANSON trat schon etwas vorher als Faktor von Interesse in mein Leben, aber erst „Holywood“ sorgte dafür, dass ich ein richtiger Manson-Fanboy wurde. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig: Die konzeptionelle Dichte des Werks, das bizarre und provokante Auftreten und auch die künstlerische Geschlossenheit des Albums. Die mit den Vorgängeralben gebildete inhaltliche Trilogie mündet in einem absoluten Meisterwerk, welches gleichermaßen Abschluss eines Zyklus und Ende der höchsten künstlerischen Dichte bei MANSON markiert. Und die Platte ist verdammt gut gealtert. Überzeugt euch selbst!

Song: Coma Black : A) Eden Eye / B) The Apple Of Discord

2001 SLIPKNOT – IOWA

Das härteste Metalalbum aller Zeiten, zumindest wenn man dem Tenor der damaligen Metal-Printlandschaft folgte. Natürlich Blödsinn, aber Teenager auf der Suche nach immer neuen Extremen springen auf solche Verlautbarungen natürlich gerne an. Den Autoren selbstredend eingeschlossen. Dennoch, ein erstaunlich wütendes und technisches Album, welches auch heute nichts von seiner Intensität eingebüßt hat.

Song: Disasterpiece

2002 EMPYRIUM – Weiland

Nachdem in den vorherigen beiden Jahren der zeitgemäße Metal im Mittelpunkt stand, stellte das romantische „Weiland“ einen erneuten Wendepunkt in der musikalischen Identitätsfindung dar. Eine ganz neue Ästhetik nahm Einzug in die Hörgewohnheiten und ließ Kunst, Poesie und klassizistische Romantik ein neues Weltbild, ein neues Selbstverständnis formen. Große Kunst und eines der wichtigsten Alben überhaupt.

Song: Die Schwäne im Schilf

2003 A PERFECT CIRCLE – Thirteenth Step

Seit jeher bin ich (auch) ein passionierter Blindkäufer und kann interessanten Plattencovern selten widerstehen. Mit Erfolg, wie „Thirteenth Step“ beweist, ein Album, welches mich seit dem Kauf im Urlaub auf der Insel Langeoog nie wieder losgelassen hat. Schönheit, Verfall, Sucht und Verlust.Perfektion in jeder Sekunde. Das beste Rockalbum aller Zeiten.

Song: The Package

2004 URFAUST – Geist ist Teufel

Und noch so ein Wendepunkt. Martin Falkenstein, heute bekannt durch seine Band MOSAIC, stellte mir diese Band vor, welche eine neue Facette in das ästhetische Empfinden addierte. Unvorstellbares spielt sich hinter dem Vorhang ab. Unvergessen die Aussage Martins „Ich müsste dich töten, wenn ich dir die Texte verrate“. Diese Verschrobenheit ist sehr deutsch und das haben wieder einmal Niederländer perfekt inszeniert.

Song:Drudenfuß

2005 THYRFING – Farsotstider

Was ist eigentlich geblieben vom großen Pagan-Boom aus dem Anfang der 2000er? Wenig Substanzielles, wenn man ehrlich ist. Umso erfreulicher und nachhaltiger klingt da das 2005er Meisterwerk von THYRFING nach. Ein ernstes, dunkles Kunstwerk von vorne bis hinten. Bespickt mit Melodien zum Niederknien und einer unerreicht kompromisslosen Rhythmusversessenheit. Dieses Album fällt für mich persönlich in eine Zeit, in der ich die ersten Schritte im Metaljournalismus machte und eben diese Scheibe für ein nicht mehr existentes Webzine rezensierte.

Song: Far åt Helvete

2006 AMESOURS – Ruines Humaines

Oh, ihr Franzosen. AMESOURS sind der Inkubator für so viele nachfolgende Bands mit Post, Wave und sonstigen Präfixen. Wer ALCEST und deren Entwicklung wirklich verstehen will, sollte hier einen kleinen Zwischenstopp einplanen und in die endlose Welt dieser kurzen EP eintauchen.

Song: Faiblesse des sens

2007 MENHIR – Hildebrandslied

Dem größten Meisterwerk des deutschen Pagan Metals haften im Grunde nur zwei Makel an. Erstens war es das bisher letzte Album von MENHIR und zweitens ist dieses nie auf Vinyl erschienen. Und, das sei zugegeben, beide Makel ließen sich zukünftig noch korrigieren. Was für ein Album? welche endlose Hingabe an die Geschichte des heute deutschen Bodens? Ambitioniert und unerreicht die Vertonung des Hildebrandslied in althochdeutscher Sprache.

Song: Das Hildebrandslied Teil I & II

2008 Dornenreich – In Luft geritzt

In Luft geritzt“ ist sicherlich nicht das beste DORNENREICH-Album für diese Liste. Tatsächlich ebbte mein persönlicher Hype um diese Band gerade mit diesem Album spürbar ab. Dennoch ein gutes Album einer für mich persönlich enorm wichtigen Band, welche ihre größten Glanztaten allerdings schon vor diesem Album erbracht hatte.

Song: Jagd

2009 Katatonia – Night is the new day

Das Frühwerk von KATATONIA entdeckte ich erst spät, der heutige Sound jedoch schlug mich seit jeher in den Bann. „Night is the new day“ ist ein modernes Album, welches aber dank des typischen (späten) KATATONIA-Sounds an innersten Gefühlen rüttelt.

Song: Forsaker

2010 Urfaust – Der freiwillige Bettler

Nach den sehr rauschigen Frühwerken steht der etwas fettere Sound URFAUST hervorragend. Ja, URFAUST und kein Ende. URFAUST gehen einfach immer. Ein großes Album voller Mystik und Magie.

Song: Vom Gesicht und Rätsel

2011 SÓLSTAFIR – Svartir Sandar

Ein wunderschönes Album mit einem echten Übersong.

Song: Fjara

2012 DEAD CAN DANCE – Anastasis

Die Rückkehr von DEAD CAN DANCE krönte sich selbst mit diesem Album, welches jeden Freund und Unterstützer von DEAD CAN DANCE bis an die Grenzen der Vernunft glücklich machte. Nachdem ich jahrelang um diese Band herummanövierte, ein echtes Schlüsselerlebnis. Es dauerte Jahre, bis ich den gesamten Katalog sichten konnte. Eine Band von unendlicher Brillianz und Schönheit.

Song: Children Of The Sun

2013 SUMMONING – Old Mornings Dawn

Ach ja, bevor wir es vergessen. SUMMONING sind unfassbar wichtig. Keine andere Band hat Tolkien so gut verstanden und gleichermaßen perfekt vertont. Dabei macht die Band nie den Fehler sich selbst zu kopieren und bietet mit jedem Album überraschende musikalische Entwicklungen.

Song: Flammifer

2014 (DOLCH) – Demo I

Na endlich, möchte man sagen, mal wieder etwas Eigenständiges und diesem Sinne Neues. (DOLCH) kennen, und hier stimmt es wirklich einmal, keine Begrenzungen in ihrer düsteren Kreativität und sind sowohl auf Platte als auch auf der Bühne stets erleuchtend.

Song: Das Auge (The Darkness in You)

2015 Mgła – Exercises in Futility

Ja, Northern Heritage Records ist ein scheiß Nazi-Label. Dennoch wäre es nicht richtig, an dieser Stelle auf das wichtigste Black-Metal-Album seit 2010 zu verzichten. Die finstere Vollendung eines unsterblichen Genres. MGLA heben den Black Metal auf die nächste Stufe.

Song: Exercises In Futility IV

2016 DARKTHRONE – Arctic Thunder

Wie leer, nein, geradezu sinnlos wäre diese Liste ohne DARKTHRONE? Obwohl die größten Heldentaten der Band vor 1996 entstanden sind, ist auch das variable Spätwerk der beiden Recken nicht zu verachten. Beweise? „Arctic Thunder“!

Song: Arctic Thunder

2017 CHELSEA WOLFE – Hiss Spun

Ende 2016 war es dann Zeit für einen erneuten Anschlag auf die bunte Welt des Metaljournalismus. Eine Bewerbung bei metal.de wurde positiv beschieden und erlaubte einen tiefergehenden Blick auf aktuelle Veröffentlichungen. Umso schöner, wenn dabei Alben wie „Hiss Spun“ dabei sind. Rückblickend ein Album, welches durchaus auch die Höchstpunktzahl verdient hat. Härter, verstörender, näher an den metallischen Wurzeln. Es gibt viele Gründe, warum „Hiss Spun“ das beste Album in der Discografie von CHEALSEA WOLFE ist. Ein Stoß in den Abgrund, eine Klage gegen das Leben.

Song: Scrape

2018 DAUTHA – Brethren of the Black Soil

Nachdem die „Den förste“-Demo die Spannung auf das erste DAUTHA-Album bis an die Grenze der Leidensfähigkeit belastete, folgte im Jahr 2018 endlich der erwartete Moment und schuf einen Meilenstein des zeitgemäßen Doom Metals, der eng angelehnt an die großen Vorgänger einen sehr individuellen Abdruck hinterließ. Richtigerweise mit der Höchstpunktzahl belohnt.

Song: In Between Two Floods

2019 ALCEST – Spiritual Instinct

Was einst als zarte Blume bei AMESOURS begann, findet auf „Spiritual Instinct“ einen vorläufigen Höhepunkt. Französischer Metal in Perfektion. Filigran, melodiegestützt, emotional. Ein unbeschreibliches Album mit unaffektierter Gänsehautgarantie.

Song: Protection

2020 ROME – The Lone Furrow

Düster, philsophisch und voller metallischer Anknüpfungspunkte. ROME haben mit „The Lone Furrow“ den vielleicht wichtigsten Meilenstein ihrer Karriere erreicht. Ein ganz besonderes Album.

Song: Obsidian

Bisher erschienen:

Björn Gieseler

Michael Klaas

Dominik Rothe

Jeanette Grönecke-Preuss

Jan Ole Möller

Oliver Di Iorio

Christian Plath

Alexander Santel

Tobias Kreutzer

Johannes Werner

Arne Glaser

Sven Lattemann

Jannik Kleemann

Markus Endres

Steffen Gruß

Eckart Maronde

Marc Thorbrügge

 

Quelle: Stefan Wolfsbrunn
10.11.2021
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