Dimmu Borgir
Das meint die Redaktion zu "In Sorte Diaboli"

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Dimmu Borgir

Dass ein neues DIMMU BORGIR-Album immer für eine Kontroverse gut ist, hat die Vergangenheit hinlänglich bewiesen. Wie sollte es da beim neuen Album der Norweger anders sein? Auch in unserer Redaktion gibt es neben dem Review noch einige andere Meinungen zum Thema, die wir euch nicht vorenthalten wollen.


 

DIMMU BORGIR haben sich ja diesmal mächtig viel Zeit gelassen mit ihrem neuen Album. Die Bandmitglieder verstreuten sich in alle Winde, um ihren eigenen Projekten nachzugehen, Shagrath frönte z.B. seiner Vorliebe für schmissigen Rock’n’Roll, und bevor überhaupt an neues Songmaterial zu denken war, wurde erstmal der Klassikerschinken „Stormblast“ aufpoliert. Die Spannung stieg… und jetzt, da das Album endlich vor den Toren steht, ist die Luft ein bißchen raus. Denn nach den ersten Durchläufen erscheint „In Sorte Diaboli“ zunächst als schlaffer Aufguß vergangener Großtaten. Nein, ich werde jetzt nicht den Standardsatz mit „Enthrone Darkness Triumphant“ bringen, aber was da aus den Boxen dröhnt, ist für den DIMMU-Kenner etwas enttäuschend. Sie haben das Komponieren weiß Gott nicht verlernt, und könnten mit ihren Songs niemals unter die Demarkationslinie des Durchschnitts fallen, aber was auf „In Sorte Diaboli“ eindeutig fehlt, sind die Nummern, die wie einst sofort den Hörer in seinen Bann ziehen und mitreißen.

Gibt man dem Album etwas mehr Zeit (was man unbedingt tun sollte), so findet man allmählich Gefallen an dem angeschwärzten Klumpen Metall, der wider Erwarten mehr Tiefe bietet, als anfangs vermutet. Sicher – DIMMU BORGIR sind nicht die „Ineffable Kings Of Darkness“ aber auch nicht die MANOWAR des Black Metal, zumal sie von sich selbst nicht behaupten, die Bannerträger des selbigen zu sein. Sie tun einfach das, was sie seit Jahren tun, nämlich konsequent ihren Weg verfolgen. Das paßt vielen Leuten nicht, und manche von ihnen halten es für nötig, peinliche Verrisse zu schreiben, die mit dem Hauptgegenstand, der Musik, meistens gar nichts mehr zu tun haben. Der eingefleischte Fan muß es akzeptieren, dass DIMMU BORGIR an Aggression und Brutalität abbauen, dass echte Highspeed-Passagen auf „In Sorte Diaboli“ nur noch Seltenheitswert genießen. Ebenso selten – was sehr schade ist – bekommt man Ausnahmesänger Simen zu hören.

Was mir auch etwas spanisch vorkommt ist die Produktion, die zwar erneut in den Fredman Studios vorgenommen wurde, aber im Vergleich zum Vorgänger (v.a. beim Schlagzeug) etwas saftlos ausgefallen ist. Bassdrum und Snares klingen so furztrocken, wie auf einer Death Metal Platte – klingt komisch, ist aber so. Der eingefleischte Fan wird auch beobachten, dass sich DIMMU BORGIR einmal mehr den breiteren Massen öffnen. Das ist gewiß kein Kalkül, sondern liegt einfach am Songwriting, welches konstant immer mehr Black-Metal-fremde Elemente in sich aufnimmt, und somit auch bei Hörern, die bisher nichts mit den Norwegern anfangen konnten, Interesse wecken könnte. Der Erwartungsdruck ist hoch, aber auch die Offenheit von „In Sorte Diaboli“ – es ist nunmal extremer, angeschwärzter Metal, der sich nicht auf „Black“ beschränken lässt – dürfte dafür sorgen, dass das Album im Heimatland ziemlich hoch in den Charts einsteigt, und auch im Rest von Europa wird es von tausenden offenen Armen empfangen werden.

Daran können auch fanatische Fans und selbsternannte Szenewächter nichts ändern. Denn wenn DIMMU BORGIRs Musik wirklich so schlecht wäre, wie es die Scheißhausparolen der „Trve“-Fraktion verlautbaren, würde die Musik der Norweger entweder neben Shakira oder Britney Spears im Radio laufen oder keine Sau würde sich dafür interessieren. Trifft aber beides nicht zu, ergo…

Bastian: 7/10


 

 

DIMMU BORGIR melden sich zurück. „In Sorte Diaboli“ hatte eigentlich genug Zeit zum reifen und müsste demnach nicht weniger gut sein als „Death Cult Armageddon“, das wirklich einige amtliche Songs auf der Liste hatte. Nun sind ein paar Jahre vergangen und mir scheint, dass sich bei DIMMU BORGIR die ersten ernstzunehmenden Verschleißerscheinungen breit machen. Ich will jetzt gar nicht darauf hinaus, ob die Musik der Band überhaupt noch etwas mit Black Metal zu tun hat oder nicht, das ist mir nämlich Wurst, ich möchte im Folgenden schlichtweg ausloten, wie die Songs qualitativ beschaffen sind.

„In Sorte Diaboli“ hat bei mir auch nach mehrmaligem Durchlauf einen konstanten Eindruck hinterlassen: Plätschermusik, ohne nennenswerte Höhen oder Besonderheiten. DIMMU BORGIR konzentrieren sich auf Midtempo-Geriffe; mit klassischen Instrumenten angereichertes Material. Bei einer Band wie DIMMU BORGIR darf man ruhig von Hit-Potential sprechen, denke ich, wovon ich auf „In Sorte DiabolI“ allerdings nicht viel bemerke. Was eigentlich ein Schritt in die richtige Richtung sein könnte, erweist sich auf vorliegendem Album als durchweg verzichtbar. Die Songs dudeln und dudeln und dudeln… Es passiert kaum etwas aufregendes oder richtig spannendes. Es reicht einfach nicht, ein paar Streicher und andere klassische Elemente einzubauen und dann zu hoffen, dass ein Album als großes Werk abgetan wird.

Mal abgesehen davon, dass DIMMU BORGIR scheinbar immer weniger negative Emotionen mit ihrer Musik transportieren, verrennen sie sich offensichtlich in dem Wunsch, eine Art „Black Metal für alle“ zu entwickeln. Entweder ist diese Band noch nicht soweit, um dies zu schaffen und den Black Metal (oder was bei ihnen davon übrig geblieben ist) auf eine gewisse Art und Weise zu etablieren, oder aber ihnen ist schlichtweg die Luft ausgegangen.

„In Sorte Diaboli“ ist ein durch und durch verzichtbares Album. Vorgetragen von Musikern, die mit ihrer Band (scheinbar?) eine Vision verfolgen, aber diese (noch) nicht adäquat funktionierend umsetzen können. Hinzu kommt ein seltsam plastischer Sound, der besonders negativ beim Schlagzeug auffällt. Ich möchte nicht das Wort überproduziert benutzen, aber das kommt diesem Albums schon sehr nahe.

Gemessen an der Konkurrenz, schaffen es DIMMU BORGIR dieses Mal nicht, das Mittelmaß zu übertreffen. Während sich andere Bands entwickeln und Mühe geben, ihre Musik interessant und abwechslungsreich zu gestalten, fangen die Norweger an zu schlingern und drehen sich letztendlich auf dem kompletten Album im Kreis. Sie gehen komplett auf Nummer sicher. Anstatt die Essenz ihrer vorigen Veröffentlichungen zu nutzen, bedienen sie sich der eher nichts sagenden Elemente. Dazu gibt es unendlich viel Midtempo und Midtempo und noch einmal mehr Midtempo. Manche mögen das mutig finden, ich finde es einfach nur langweilig. „In Sorte Diaboli“ ist, gemessen am bisherigen Schaffen der Band, äußerst enttäuschend.

Matthias: 5/10


 

DIMMU BORGIRs „In Sorte Diaboli“ schockte zunächst. Verhältnismäßig kurze Songs, weitaus weniger Opulenz als auf dem „Death Cult Armageddon“-Album, ein etwas hölzerner Drumsound, Parallelen zum „Puritanical Euphoric Misanthropia“-Opus, was das Songwriting angeht, komplexe Arrangements orientiert an einem düsteren musikalischen und textlichen Konzept. Doch das war nur anfangs. Denn schon bald öffnete sich die Blume des Bösen erneut und begann mit ihrem Duft zu verführen.

Denn gemeine Riffs, atmosphärische Intermezzi in Verbindung mit Shagraths Fauchstimme, bisweilen ergänzt um Simens hallende heroische Klarvocals reichen sich auf „In Sorte Diaboli“ die fünfzackige Klinke in die Hand. Nach wie vor beherrschen sie den dramatischen Songaufbau wie keine zweite Band des Genres, diese Mischung aus Aggression und Melodie. Das nüchternere Element steht DIMMU BORGIR gut, denn eine Fortführung der bombastischen Opulenz des DCA-Albums hätte in die Sackgasse geführt.

Der aus dem dazugehörigen Video bekannte Song „The Serpentine Offering“ vereint alle Facetten, die DIMMU BORGIR auszeichnen. Und die Zeilen „I Am Hatred, Darkness And Despair“ bleiben hängen, ob man will oder nicht. Simens guter Clean-Vocal-Einsatz ist ein Highlight des Openers. Das folgende „The Chosen Legacy“ geht heavy zur Sache, das Schlagwerk ist mir persönlich zu trocken und klackernd aufgenommen. „Hypocrisy Surrounds My Temple“, auch ein einprägsamer Text. Und Bläsereinsätze bringen ordentlich Dramatik ins Geschehen. „The Sacrilegious Scorn“ enthält die besten Simen-Vocals überhaupt: „Speak In Different Tongues“ wird wunderbar intoniert. Klavier, düstere Stimmen, modernere Elemente, Black Metal, so wollen wir DIMMU BORGIR doch, oder?

„The Sinister Awakening“ enthält kryptische Gitarrenläufe, treibenden Rhythmus, fiese Orgelklänge, einfach gut, dieser Song! Die Worte „Flaming“ und „Desire“ werden effektiv eingesetzt… „The Fundamental Alienation“ erinnert an DCA, auch gerade der Klassikeinsatz, ab gehts durch das Labyrinth… „In The Heart Of Inquisition“ wird hier zur den Song prägenden Textzeile. Netter Härtegrad übrigens. In „The Invaluable Darkness“ scheint ein durchgedrehtes Barockorchester den Takt vorzugeben, Simen dreht auf, schräg aber gut, Hysterie allerorten, allerdings kontrolliert und nicht ungezügelt wie z.B. bei ANOREXIA NERVOSA. „Mercy Is Not True, Your Sins Are Next To Mine“ faucht Shagrath. Das Finale „The Foreshadowing Furnace“ marschiert in den Untergang, den unaufhaltsamen, die Inquisition kommt zu ihrem Recht.

Den Leuten, denen das Image, die Bemalung, das Posing und das Opernhafte der Band nicht gefällt, wird auch das neue Album nicht zusagen. Aber mal ehrlich, die haben schon nach den ersten beiden Alben nur gemeckert. Für Freunde kratziger Sounds mit Mülltonnenatmosphäre und Garagenflair ist das natürlich auch nichts. Für Melodic-Rocker ebensowenig, dazu sind DIMMU BORGIR zu extrem, zu hart und wild, trotz aller Raffinessen. Kritikpunkte sind die sterile Drumproduktion einerseits und das diesmalige Fehlen eines Gastvocal-Beitrages von Abbath. Ansonsten wieder mal astrein, diese Veröffentlichung. Wer diese Mischung aus Raserei und innehaltenden dramatische Momenten, untermalt von hallendem Keyboard, schätzt, der sollte beide (oder wenn vorhanden drei) Ohren riskieren.

Luc Orient: 9/10


 

Schau an, ein neues DIMMU-BORGIR-Album. Schon wieder. Dabei war doch bereits „Death Cult Armageddon“ nur ein lauwarmer Aufguss des Vorgängeralbums „Puritanical Euphoric Misanthropia“ (aaah, diese Titel!), dem ich seinerzeit tatsächlich noch etwas abgewinnen konnte. „In Sorte Diaboli“ ist nun allerdings schon der Aufguss des Aufgusses und kommt trotz eines vordergründig etwas brutaleren Geschmackes dementsprechend schal im Abgang und frei von Wirkstoffen daher.

Die komplette Scheibe schippert ohne nennenswerte Höhepunkte (allerdings auch ohne Tiefpunkte, wie ich fairerweise erwähnen muss) an mir vorbei und weiß zu keinem Zeitpunkt zu begeistern oder gar emotionale Regungen zu bewirken. Meinen Euphoriegraphen kann man sich also als verhältnismäßig weit unten angesiedelte Parallele zur X-Achse vorstellen. Selbst Simens Klargesang, der schon länger so etwas wie ein Joker für die Band war, wird in beängstigend vorhersehbarer und unspannender Art und Weise eingesetzt. Deutlich wird dies vor allem im Eröffnungstrack „The Serpentine Offering“, bei dem sich die Norweger meines Erachtens viel zu sehr auf das Erfolgskonzept von „Progenies…“ verlassen – hier ein bisschen Orchester, da ein wenig Geträller, fertig. Klingt vielleicht hart, ist aber leider so.

Eigentlich bietet das Album so ziemlich genau das, was das hübsch glänzende, gerenderte Bandlogo auf dem Cover erwarten lässt: Lasch und plastikartig produzierten („Wau“ macht der Hund, „Miau“ macht die Katze und „Klickklickklickklickklick“ macht die DIMMU-Bassdrum!), langweiligen, künstlich wirkenden Extremmetal, der unüberraschender kaum noch sein könnte. Die professionelle Ausführung rettet DIMMU BORGIR zwar vor richtig niedrigen Punktzahlen, nicht jedoch vor der Belanglosigkeit. Wirklich mies ist das Album ja auch nicht, es ist einfach nur konstant lahm. So lahm, dass ich es kein einziges Mal am Stück durchhören konnte. Und das spricht schon für sich, oder?

Herr B.: 5/10

Galerie mit 26 Bildern: Dimmu Borgir - European Tour 2020 in Hannover
23.04.2007

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