metal.de-Redaktion
Individual Thought Patterns - Runde 3

Special

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Florian Schörg

Sommerzeit ist Festivalzeit, was war dein schönstes Festivalerlebnis?

Da sammeln sich über die Jahre hinweg natürlich viele schöne Erinnerungen an, wer nun aber auf irgendwelche wilden Exzesse hofft, den muss ich enttäuschen. Da ich Festivals praktisch ausschließlich besuche, um die Musik zu genießen und hinterher drüber schreiben zu können, finden alkoholgeschwängerte Campingplatz-Exzesse eigentlich immer ohne mich statt. Ziemlich genial war 2006 das „BLIND GUARDIAN Open Air“, wo ich meine Lieblingsband tatsächlich zum ersten Mal live spielen sehen konnte – und dann gleich an zwei Abenden in Folge. Und auch die EDGUY-Show beim „Bang Your Head!!!“ 2012, als Tobi Sammet sich auch von Bühnensturz und Nasenbeinbruch die albernen Witze nicht austreiben ließ, werde ich so schnell nicht vergessen.

Welche Band ist deiner Meinung nach maximal überbewertet?

Rein sachlich und nüchtern betrachtet, gibt es kein „überbewertet“. Der Erfolg gibt einer Band immer recht und hat in jedem Fall gute Gründe. Ganz persönlich kann ich das aber tatsächlich nicht immer nachvollziehen und wenn irgendwo mal wieder ein Hype entsteht, neige ich ganz allgemein zur Vorsicht. Dass vor einigen Jahren THE DEVIL’S BLOOD mit ihren albernen, pseudo-okkulten „Ritualen“ und ihrem Kirmesschläger-Frontmann zu den neuen Heilsbringern ausgerufen wurden, ist für mich bis heute ziemlich unverständlich. Genauso werden aber auch die ganz großen Szene-Legenden wie IRON MAIDEN oder METALLICA gerne auf ein halbgöttliches Podest gestellt, dem sie – ungeachtet ihrer herausragenden Klasse – in den seltensten Fällen wirklich gerecht werden können. Als Konsequenz daraus, ist dann auch das Gemeckere umso lauter, wenn sie sich mal nicht in Bestform präsentieren. Ich mag beides nicht und versuche, das alles etwas gelassener zu sehen und mich weder in einen Hype noch in einen Hass hineinzusteigern.

James Hetfield, Lemmy, Ozzy … irgendwie kommen die Fronter auch in die Jahre und auch die dazugehörigen Bands scheinen unantastbar. Welcher aufstrebenden jungen Band würde du eine ähnliche Karriere voraussagen?

Angesichts der Gesamtentwicklung des Musikbusiness‘ glaube ich nicht daran, dass ein ähnlicher Werdegang wie bei LED ZEPPELIN, BLACK SABBATH, AC/DC, IRON MAIDEN oder METALLICA heutzutage überhaupt noch möglich ist. Sowohl was den gesamtgesellschaftlichen Stellenwert von Musik angeht als auch die schiere Menge der monatlich erscheinenden Veröffentlichungen ist die Situation heute nicht mehr mit der vergleichbar, in der die genannten Bands ihren Legendenstatus erlangen konnten, von dem sie ja bis heute zehren. Angesichts der bewussten Abgrenzung und der künstlichen Zersplitterung in verschiedene genrespezifische Subszenen, halte ich es insbesondere für ausgeschlossen, dass sich in absehbarer Zeit wieder eine Band finden wird, auf die sich nahezu die gesamte Metalszene einigen kann, was maßgeblich für den besonderen Status der genannten Bands verantwortlich war und ist. Im Vergleich dazu mobilisieren etwas weniger alte Bands wie IN FLAMES oder NIGHTWISH heutzutage zwar ähnliche Massen, werden dabei aber ganz anders wahrgenommen. Als Speerspitze der „jungen Wilden“ fallen mir spontan auf internationaler Ebene vor allem SABATON und als deutsche Band POWERWOLF ein. Die hätten sowohl musikalisch als auch im Hinblick auf den Bandcharakter und ihre Arbeitsweise das Zeug, an die Tradition der ganz großen anknüpfen zu können und sind dabei auch hinreichend Mainstream-kompatibel, um kommerziell eine entsprechende Relevanz erlangen zu können.

BABYMETAL, deine Meinung zum ultragelenkigen und anscheinend mopsfidelen Trio aus Japan?

Ehrlich gesagt habe ich keine. Ich habe bisher noch nicht die Notwendigkeit gesehen, mich mit der Band zu befassen, und will mir deshalb auch kein Urteil erlauben. Es gibt so viel spannende Musik da draußen, dass ich mich lieber auf das konzentriere, was mich wirklich interessiert, als unbedingt zu jedem Thema meinen Senf abgeben können zu müssen. Solange sie aber Bock auf das haben, was sie da tun, und es dafür eine Zielgruppe gibt, sollen sie ruhig machen. Leben und leben lassen, sagt da der kleine Hippie in mir.

Deine Lieblingssongs von METALLICA?

Da ich kein besonders großer METALLICA-Fan bin, kann ich hier weder mit besonders exotischen Favoriten noch mit besonders tiefer emotionaler Bindung an einzelne Stücke dienen. Sowohl „Nothing Else Matters“ als auch „The Unforgiven“ finde ich als Balladen fantastisch, weil sie beide ungemein emotional sind, dabei aber nicht ins Kitschige abdriften. „Master Of Puppets“ und „Enter Sandman“ feiere ich natürlich auch immer wieder ab, vermutlich dürfte aber „Wherever I May Roam“ am ehesten das Zeug zum Lieblingssong haben. Der Song ist einfach super komponiert und arrangiert und spricht mich mit seiner Kernaussage aus irgendeinem Grund persönlich ziemlich an.

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25.07.2015

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