Sybreed
Interview mit Ben

Interview

Drei Jahre nach „Slave Design“ legen die Schweizer Schnellstarter von SYBREED nun ihr Zweitwerk „Antares“ vor. Überraschenderweise beschreitet die Band damit keinen echten Richtungswechsel, sondern kehrt eher zu ihren Wurzeln zurück. Dies und einiges mehr könnt ihr im folgenden Interview nachlesen, welches ich mit Sänger Benjamin geführt habe.

Sybreed

Ahoi Ben! Mit SYBREED haben wir es mit einem viel versprechenden Act im Extreme-Metal-Sektor aus der Schweiz zu tun, auch wenn ihr im Rest der Welt noch relativ unbekannt seid. Wann und unter welchen Umständen habt ihr zusammen gefunden? Wie sieht’s mit eurer musikalischen Ausbildung aus?

Drop und ich kannten uns schon vorher, da wir hier in Genf schon in anderen Bands spielten. Und als Drop ein neues Projekt starten wollte, fragte er mich einfach, ob ich den Gesang für ein paar neue Songs, die er geschrieben hatte, übernehmen wollte. Wir probierten es aus und es funktionierte einfach perfekt. Wir holten dann noch Burn ins Boot, der ebenfalls schon mit Drop in einer Band gespielt hatte, und bald danach kam auch ein Schlagzeuger hinzu.
Was unsere musikalische Ausbildung betrifft, gibt’s in der Band alles von klassischem Schulunterricht bis zum autodidaktischem Lernen. Am wichtigsten für unsere Entwicklung ist jedoch, dass wir seit nunmehr vier Jahren zusammen in einer Band spielen.

Im Vergleich zu anderen Bands habt ihr eucht ziemlich schnell entwickelt. Was passierte denn unmittelbar nach der Bandgründung? Erste Demos, Gigs? Mir scheint, der Weg zu eurem ersten Album verlief ziemlich rasant.

Ja, das stimmt. Die Band gründeten wir im Sommer 2003 und begannen im Dezember des selben Jahres mit den Aufnahmen zu unserem Debüt. Drop hatte bereits einiges an Material in der Hinterhand, so dass wir nicht allzuviel mit Demos zu tun hatten, bevor es ins Studio ging. Nahezu jeder Song war bereits in seiner Endfassung, es blieb uns also nur noch übrig, sie möglichst perfekt umzusetzen und professionell zu produzieren. Die Aufnahmen waren schnell erledigt, wogegen wir uns für den Nachfolger dann etwas mehr Zeit gelassen haben.

Wie kam es denn zum Deal mit Jerkov Musiques, die euer Debüt „Slave Design“ veröffentlicht haben?

Wir waren eigentlich zuerst beim amerikanischen Label Reality Entertainment, hatten aber keinen europäischen Vertrieb. Weil uns die Leute von Jerkov Musiques von einigen Shows, die wir in Frankreich gemacht hatten, kannten, fragten sie uns Ende 2004, ob sie den Vertrieb des Albums für Frankreich übernehmen könnten. Dem stimmten wir natürlich zu, und so mussten sie sich nur noch mit unserem Label einigen. „Slave Design“ kam dann 2005 in Frankreich raus, soweit ich mich erinnere.

Die Veröffentlichung von „Slave Design“ liegt nun gut 3 Jahre zurück. Was denkt ihr heutzutage über das Album? Ich bin mir sicher, dass die Reaktionen überaus positiv ausgefallen sind. Habt ihr das so erwartet, und gab es unterschiedliche Bewertungen in den USA und Europa?

Ich denke, „Slave Design“ ist ein gutes Debüt, auch wenn wir nicht gedacht hatten, dass es so gut ankommt, vor allem in Anbetracht dessen, dass wir heute einiges anders machen würden, wenn wir es nochmal aufnehmen müssten. Das Album hat gute Elemente, aber wir sind damit nicht ganz so zufrieden, wie wir es jetzt mit „Antares“ sind, welches viel deutlicher für die Art Musik steht, die wir von Anfang an machen wollten.
Hinsichtlich USA und Europa gab es keine nennenswerten Unterschiede in den Reaktionen zum Album, und wir wurden sehr schnell positiv aufgenommen, sowohl von den Hörern als auch von den Medien.

Wie ging es nach „Slave Design“ bis heute weiter? Ein entscheidender Einschnitt war ja der Weggang eures Schlagzeugers Alex. Wie kam es dazu?

Das gehört zu den unglücklichen Ereignissen, die eben im Leben einer Band passieren, und wir mussten der Tatsache ins Auge sehen, dass das Line-Up der Band aus verschiedenen Gründen instabil geworden war. Alex war mit der musikalischen Ausrichtung von SYBREED nicht mehr einverstanden, und unsere Beziehung verschlechterte sich seit den Aufnahmen zu „Slave Design“ zunehmend, bis er uns Anfang 2006 verließ. Er gab uns aber noch die Zeit, um einen neuen Schlagzeuger zu finden, der zu uns passt, aber wir nutzten diese Zeit erst mal, um geschäftliche Probleme mit unserem früheren Label zu lösen. Danach begannen wir mit den Aufnahmen zu „Antares“.

Das soll auch das Thema der folgenden Fragen sein. Was kannst Du uns zur Entwicklung des Albums sagen? Wann kamen euch die ersten Ideen und wann habt ihr mit dem Schreiben der neuen Songs begonnen?

Es war ein langer Prozess, und definitiv „rationaler“ als bei unserem ersten Album. Die Grundlagen für die Hälfte der Songs standen bereits Ende 2004, aber dann mußten wir uns der Frage stellen, in welche Richtung es mit SYBREED gehen sollte, um sicher zu gehen, dass unsere Inspirationen nicht nach zwei, drei Alben austrocknen. Also nahmen wir uns ausreichend Zeit, auch weil wir uns parallel noch mit anderen, nicht-musikalischen Dingen herumschlagen mussten. Anfang 2006 formte sich dann das Konzept von „Antares“, und die Kompositionen waren ein paar Monate später vollendet.

Ein gutes Stichwort: Konzept. Was verbirgt sich hinter „Antares“? Mein spärliches Wissen darüber reicht nur soweit, dass es der hellste Stern im Sternbild Skorpion ist, etwa 600 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Das ist er in der Tat. Er hat den Zustand eines Roten Riesens erreicht, was bedeutet, dass er an der Schwelle einer Supernova steht. Symbolisch gesehen haben wir diesen Albumtitel gewählt, weil er zur apokalyptischen Atmosphäre des Albums passt, zur Idee eines kommenden Endes. Dieses Szenario eines sterbenden Sterns beschäftigt mich seit einiger Zeit, da sich dahinter auch eine Art „biblische“ Dimension verbirgt, vor allem, wenn man die unterschiedlichen Deutungsmöglichkeiten des Namens „Antares“ betrachtet.
Der Hauptgedanke des Albums ist das Konzept der Verfremdung, wie wir in unserem Verhalten versklavt werden, ohne dass wir dagegen etwas machen könnten. Das kann in verschiedenen Formen stattfinden, von affektiver Abhängigkeit bis zur Massenkontrolle, und gehört in meinen Augen zu den größten „Krankheiten“ der modernen Gesellschaften. Das ist schwer zu verstehen, wenn unsere Zivilisation eigentlich gesund und gefestigt erscheinen. Deshalb habe ich mich gedanklich in einen präapokalyptische Situation begeben, wenn eine Zivilisation vor dem Zusammenbruch steht und all ihre strukturellen Fehler offengelegt werden.

Ihr habt einen deutlichen Schwenk in eurer musikalischen Ausrichtung unternommen. Während „Slave Design“ einen sehr futuristischen Industrial-Charakter hatte und auf Neo Thrash basierte, geht „Antares“ mehr in Richtung Melodic Death Metal, ohne dabei gänzlich auf Industrial-Elemente zu verzichten. Was mir auch sofort aufgefallen ist, sind die Black Metal Einflüsse.
Ist das eine natürliche Entwicklung von euch, oder steckt mehr hinter diesem Richtungswechsel?

Ich glaube, „Slave Design“ hat nicht das erfüllt, was wir musikalisch erschaffen wollten. Unsere ersten Einflüsse waren Bands der skandinavischen Szene, inklusive Melodic Death und Black Metal, da wir selbst große Fans dieser Spielarten sind. Diese Einflüsse sind auf unserem Debüt ins Hintertreffen geraten, und wir hatten einfach das Gefühl, sie für „Antares“ zurück zu holen. Deswegen gibt es in unseren neuen Songs ein stärkeres „schwedisches“ Feeling.
Aber das ist eben nur eine Seite, und wir werden auch weiterhin einige Neo Thrash Bestandteile in unseren Songs haben, sowie natürlich unsere starke elektronische seite.

Ihr werdet oft mit sehr bekannten Bands und Vorreitern verglichen, dazu gehören u.a. FEAR FACTORY, STRAPPING YOUNG LAD, MESHUGGAH („Slave Design“), sowie SOILWORK, neuere IN FLAMES und MNEMIC („Antares“). Was siehst Du solche Vergleiche? Ich habe in meinen Reviews zwar auch davon Gebrauch gemacht, aber nicht ohne hervorzuheben, dass ihr dennoch ein eigenes Gesicht bewahrt.

Natürlich verstehe ich solche Vergleiche, und solange sie Vergleiche bleiben, haben wir als Band damit auch keine Probleme. Die Leute brauchen nunmal Anhaltspunkte um zu wissen, welche Art von Musik wir spielen. Andererseits kann das auch negative Effekte haben. Wir wurden zum Beispiel anfangs so oft mit FEAR FACTORY verglichen, dass wir sie nur noch ungern als Einfluss zitiert haben, weil manche Leute anfingen, daraus eine Art Konkurrenzkampf zu machen: SYBREED als Außenseiter, die einer Band, die zu den Pionieren dieses Genres zählt, den Platz streitig machen will. Das zeugt meiner Ansicht nach von fehlendem Respekt, und bringt uns auch in eine unangenehme Situation.
Was die anderen erwähnten Bands betrifft ist es wohl so, dass wir uns in die gleiche Richtung des modernen Metals bewegen, aber gleichzeitig eine eigene Identität bewahren – so wie du es richtig erkannt hast.

Der Sound einer Band erzählt oft viel von den persönlichen Vorlieben der Musiker. Ich kann mir vorstellen, dass einige der erwähnten Bands dazu zählen, aber welche Bands oder Alben würdest Du konkret als prägend für SYBREED bezeichnen?

MNEMIC würde ich nicht dazu zählen, da wir in etwa zur selben Zeit angefangen haben, Musik zu machen. Die meisten Bands, die wirklichen Einfluss auf uns geübt haben, waren schon in den Neunzigern aktiv, z.B. MESHUGGAH oder STRAPPING YOUNG LAD. Zu denen, die Du bereits genannt hast, würde ich noch CARCASS, AT THE GATES, EMPEROR, DARK FUNERAL und ein paar andere hinzufügen – damit sind wir aufgewachsen. Einflüsse kommen aber auch von außerhalb, z.B. FRONT LINE ASSEMBLY, DEPECHE MODE, NINE INCH NAILS, ZEROMANCER und viele andere – zuviel, um wirklich genau sagen zu können, welche wohl am bedeutendsten für uns wäre. In unsere Musik wollen wir alle diese Einflüsse und unseren weit gefächerten Musikgeschmack einfliessen lassen.

Mit Listenable Records habt ihr einen starken Partner erwischt. Wie kam es denn zum Deal mit ihnen?

Das haben wir Dirk Verbeuren zu verdanken, der auf „Antares“ das Schlagzeug gespielt hat. Nachdem die Aufnahmen mit ihm abgeschlossen waren, hat er Listenable eine Mail geschickt, dass sie sich unser Material mal anhören sollten. Kurz darauf schickten wir ihnen die komplette Preproduction des Albums und sie entschieden sich, uns einen Deal vorzuschlagen. Die Konditionen waren gut, und weil wir auch sehr gut in den Roster dieses Labels passen, haben wir bald darauf, Ende Mai dieses Jahres, unterschrieben.

Größeres Label, neues Album – was kommt als nächstes für SYBREED? Was möchtet ihr mit „Antares“ erreichen, und welche Pläne stehen demnächst an?

Was wir erreichen wollen, ist eigentlich ganz simpel: Wir wollen die Band voranbringen, und das schafft man am besten mit Live-Auftritten. Deshalb steht jetzt vor allem das Touren an erster Stelle der Agenda. Mit Listenable und dem neuen Album im Rücken haben wir auch bessere Möglichkeiten, welches sich bald in einer ausgedehnteren Europatour realisieren sollte. Da zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nichts sicher ist, kann ich dazu nichts weiter sagen. Abgesehen vom Touren werden wir bald mit dem dritten Album beginnen, um den Veröffentlichungsrhythmus zu steigern. Ich denke, momentan der richtige Zeitpunkt für SYBREED, größer zu werden.

Euer Song „Re-Evolution“ vom Debüt war auf der Swiss Carnage Compilation des Transit Magazins vertreten, auf dem auch andere Extreme-Metal-Bands wie z.B. NOSTROMO aus der Schweiz ihre Songs präsentierten. Welche Bands der Schweizer Szene könntest Du den Lesern empfehlen?

Hm, das ist schwierig zu sagen, weil ich gar nicht so genau verfolge, was in der heimischen Szene passiert, und ich abgesehen von den bereits bekannteren Bands keine neuen vielversprechenden Combos ausmachen kann, die das Interesse wert wären. Ich glaube, der Schweizer Metal muss sich selbst ein bißchen erneuern, zumindest im französischen Teil des Landes. Sobald einige „Trends“ verschwunden sind, wird es wohl die ein oder andere neue hörenswerte Band geben. Aus dem deutschsprachigen Teil kenne ich zwar einige Bands, zu denen ich aber kaum Kontakt habe, so dass ich nicht sagen kann, welche jetzt besonders gut oder schlecht sind.

Ok, das soll’s dann auch gewesen sein – danke dass Du Dir die Zeit genommen hast! Ich wünsche Euch natürlich viel Erfolg mit „Antares“!

Danke für das Interview! Die berühmten letzten Worte will ich auch gar nicht originell gestalten, sondern einfach den Leuten, die sich „Antares“ gekauft haben sagen, dass es ihnen hoffentlich sehr gefällt und wir uns hoffentlich bei einer Show sehen werden.

06.11.2007

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