The Dillinger Escape Plan - Ire Works

Review

Galerie mit 20 Bildern: The Dillinger Escape Plan live in Leipzig 2017

THE DILLINGER ESCAPE PLAN gehören zu den extremen Haute Couturiers, die alle drei, vier Jahre mit überwältigender Resonanz ein neues Album veröffentlichen. Ihr Name steht seit ihrem bahnbrechenden Debüt „Calculating Infinity“ für kalkulierten und filigranen Krach, raffinierte Schnitte, flackernde Hyperaktivität und Genrebrüche. Mit jedem neuen Album entfachen sie neue kreative Flächenbrände, öffnen neue Ausstiegsluken aus der Monotonie der Musikszene. DILLINGER stilistisch einordnen zu müssen, ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Zwar errichten sich die Musiker ein schwer metallenes Fundament aus Schlagzeugpatterns und Gitarrenriffs, auf dem der Sänger tüchtig schreien und sich wälzen kann. Doch von ihrer sicheren Basis aus durchstreifen sie verkleidet die Nacht und plündern die Asservatenkammer des Pop und Rock. Und „Ire Works“ birgt so manche Überraschung.

„Fix Your Face“ schreitet martialisch voran. Wuchtiger Hardcore, übel gelaunt und rüde, mit polyrhythmischem Trommel-Sperrfeuer, welcher in einem Bahn-Schacht zu verschwinden scheint, dessen Eingang von Greg Puciatos Organ gebildet wird. Im poppigen Gewand kommt „Black Bubblegum“ daher, als entstamme es der amerikanischen Disco-Tradition. Waghalsig spannt sich eine preziöse Gesangsmelodie über den verzerrten Gitarrensound, löst sich dann mit finaler Explosion in einen schmissigen Refrain auf. „Sick On Sunday“ setzt, einen Tarantino-Film kolorierend, mit Trip-Hop-Beats Akzente, erinnert an APHEX TWIN und TELEFON TEL AVIV. Fanfaren sorgen in „Milk Lizard“ für eine reißerische Big-Band-Attitüde. Soulige Töne mitten im Brüllen der Katastrophe, „Dead As History“ ist frühstücks- und autobahntauglich. Ein Happy End mit Klavier verspricht „Mouth Of Ghosts“, Balladenstimmung, endlich gemütlich in der Ruhestätte. Doch nebenan, durch die Wand, drohen ständig mit kurzen, lauernden Schlägen Gitarrenriffs wie ein böser Nachbar.

Es ist nicht ausschließlich die Kombination zahlloser Stile, die den Reiz dieses Albums ausmachen. DILLINGER schütten ein Füllhorn hochexpressiv aufgeladener, starker Riffs und Refrains aus. Sie gehen mit ausgefeilten, perfekt austarierten Zwischenparts, die in ihrer Autonomie mehr sind als nur lose Akkordfolgen oder elektronischen Spielereien, gegen Langeweile und starre Strukturen vor. Die Chance zum Bruch, zur heimtückischen Kehrtwendung, aber auch zum Innehalten, zum Kräfte sammeln, wird mustergültig genutzt. So schaffen sie sich verschiedenen Klangbühnen, die Puciato benötigt, um sich mit seiner Stimme nach allen Seiten entfalten zu können. Vom herzigen Timbre bis zum markerschütternden Verzweiflungsschrei ist ihm keine Ausdrucksweise fremd.

„Ire Works“ ist ein freier Fall, keine am umsatzorientierten Reißbrett gefertigte Freizeittapete – es ist Musik, die nicht auf Anhieb dein Freund sein will und deswegen umso mehr Spaß macht. Hintergründige Vordergrundmusik, die ihre Zeit braucht: nicht für jedermann, gleichwohl für viele.

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25.01.2008

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