Stormwitch - Tales Of Terror

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

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Nur wenig mehr als ein Jahr dauert es, bis STORMWITCH den Nachfolger “Tales Of Terror” zu ihrem guten, etwas rohen Debüt “Walpurgis Night” vorlegen. Kein Wunder: Mangels Internet mussten Bands in den Achtzigern viel mehr Präsenz über Konzerte und Veröffentlichungen zeigen, um auf dem Radar von Fans, Labels und Presse zu bleiben. So erscheint “Tales Of Terror” schon im Juni 1985, während sich in Deutschland mit Bands wie HELLOWEEN, RUNNING WILD, RAGE und den Thrashern endgültig so etwas wie eine teutonische Welle mit einem eigenen Sound herausgebildet hat.

Klare Steigerung mit “Tales Of Terror”

Natürlich stehen STORMWITCH immer noch im Zeichen der NWOBHM, präsentieren sich zugleich melodischer und filigraner. Somit erinnern sie mehr an IRON MAIDEN als alle anderen britischen Bands. Gleichzeitig schaffen es die Schwaben, auf ihrem Zweitling wesentlich eigenständiger zu klingen. Das liegt auch an der verbesserten Produktion, die zwar nicht mehr live eingespielt wurde, aber mit wenigen Overdubs auskommt und dem treffsichereren Gesang von Andy Mück aka. Andy Aldrian.

Erneut bringt das gut eingespielte Gitarren- und Songwriting-Duo Stefan Kaufmann (Steve Merchant) und Harald Spengler (Lee Tarot) einige superbe Beispiele für klassischen, weitgehend schnörkellosen und latent naiven Achtziger-Metal hervor. “Hell’s Still Alive” gefällt mit MAIDEN-lastiger Saitenarbeit; “Arabian Nights” mit der denkbar klischeehaftesten Melodieführung, die an die Folklore der arabischen Welt erinnern soll. Nichts für ungut: Die angesprochene und zeittypische Naivität macht die Musik gerade so liebenswert.

Die angedeutete Epik in “Sword Of Sagon”, das flotte “Night Stalker” oder der Abschlusssong “When The Bat Bites” wissen ebenfalls zu gefallen. Absolutes Highlight ist jedoch die clever arrangierte, sich dramatisch steigernde Halbballade “Maseque Of The Red Death”, die der gleichnamigen Edgar-Allen-Poe-Erzählung in der Atmosphäre gerechter wird als vergleichbare Versuche von MANILLA ROAD oder CRIMSON GLORY.

STORMWITCH etablieren sich als “Masters Of Black Romantic”

Obwohl STORMWITCH die feschen Barock-Jacken der späteren Zeit noch nicht für sich entdeckt hatten, untermautert “Tales Of Terror” ihren späteren Spitznamen “Masters Of Black Romantic”. Die Musik ist düsterer und harmoniert besser mit den Texten als auf “Walpurgis Night” und ebnet so den Weg für den Nachfolger “Stronger Than Heaven”, der von vielen als bestes STORMWITCH-Album angesehen wird. Apropos Inhalte: An dieser Stelle muss mal eine Lanze für Texter Harald Spengler gebrochen werden. Im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen wie Peavy Wagner, Chris Boltendahl oder selbst dem jungen Kai Hansen konnte er Lyrics ohne Grammatik- und Ausdrucksfehler schreiben. Die Aussprache des Englischen ist bei Andy Mück übrigens ebenfalls weniger schlimm als bei vielen anderen deutschen Sängern jener Zeit.

Wer authentischen, märchenhaft gefärbten Underground-Metal aus dem goldenen Jahrzehnt mag, sollte “Tales Of Terror” genau wie seinen Vorgänger und seinen Nachfolger im Schrank stehen haben. In Sachen Re-Releases gilt, was schon in der Review zum Debüt angesprochen wurde.

09.07.2025

Redakteur

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