Stormwitch - Walpurgis Night

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Galerie mit 22 Bildern: Stormwitch - Keep It True XXIV 2024

Die Geschichte der Baden-Württemberger STORMWITCH ist lang, wechselhaft und von zahlreichen Veränderungen im Line-up geprägt. Während sowohl die jüngeren Alben als auch die heutigen Gigs der Band kaum mehr über Kirmes-Romantik hinauskamen, waren die Schwaben in den Achtzigern eine große Hoffnung des deutschen Metals. Den großen Erfolgen stand letztlich nur im Weg, dass sie nicht auf Noise Records oder SPV/Steamhammer veröffentlichten, sondern auf dem kleinen Label Scratch, welches zu Gama gehörte und mit Namen wie GRAVESTONE, NOISEHUNTER oder TYRAN’ PACE typischen Teutonen-Metal aus der zweiten Reihe veröffentlichte. STORMWITCH waren nicht unumstritten, aber stilprägend. Bis zum Ausstieg von Hauptsongwriter Harald Sprengler 1989 sollte sich daran nichts ändern.

“You can’t resist their might – at Walpurgis Niiiight!”

Auffällig ist, dass die Musiker zugunsten des, ähm, internationalen Erfolgs englisch klingende Pseudonyme wählen. Harald Sprengler nennt sich Lee Tarot, sein Gitarrenpartner Stefan Kaufmann entsprechend Steve Merchant, Drummer Peter Langer wird Pete Lancer, Bassist Thomas Gleisberg zu Ronny Pearson und Charakterstimmte Andreas Mück zu Andy Aldrian. ‘Internationaler Erfolg’ ist im Kontext der Band allerdings eine Punchline für sich, da die Band in den Achtzigern schon kaum über die Grenze kam und seit der ‘Reunion’ von 2002 so gut wie ausschließlich im süddeutschen Ländle auftreten, da Andy Mück und sein Management (vulgo: seine Lebensabschnittsbevollmächtigte) anscheinend keinen Bock auf Gigs haben, in Folge derer man nicht zu Fuß nach Hause laufen kann. Sei’s drum: 1984 hatten die fünf Herren noch ganz andere Ambitionen.

Im Vorfeld des Debüts “Walpurgis Night” spielten STORMWITCH im schwäbischen Raum nicht nur mehrere Gigs, sondern schrieben bereits Material für ca. drei Alben, wie Bootleg-Videos auf Youtube und die Bonus-Tracks der Reissues belegen. Die besten neun werden – angeblich in der Walpurgisnacht 1984 – in kurzer Zeit live eingespielt und auf Vinyl gepresst. Die kurze Aufnahmezeit und das gemeinsame Recorden hört man dem Album durchaus an: von allen STORMWITCH-Alben hat es den rauesten Charme. Das passt jedoch gut zu dem schnörkellosen, gleichsam melodischen Metal, der sich irgendwo zwischen “Killers”, “Stained Class” und “Wheels Of Steel” bewegt.

STORMWITCH: Masters Of Black Romantic

Was STORMWITCH allerdings von der Motorrad- und Geschlechtsverkehr-Lyrik vieler zeitgenössischer Bands abhob und ihnen später den Spitznamen ‘Masters Of Black Romantic’ einbrachte, waren der düstere Tonfall in den Songs und die Texte, die Folklore, Schauermärchen und klassische Sagen behandelten. Damit griffen sie diese Themen ein gutes Stück vor RUNNING WILD und GRAVE DIGGER auf, die in musikalisch und textlich ähnlichen Gefilden später noch viel erfolgreicher werden sollten. “Skull And Crossbone” behandelt die Piraterie sogar drei Jahre vor Rock’n’Rolf!

Überragend und ziemlich bekannt ist natürlich der eingängige, leicht an “Doctor Doctor” (UFO) erinnernde Titelsong. Doch auch das schnelle “Werewolves On The Hunt”, der Stampfer “Priest Of Evil” oder die häufig übersehenen Songs “Flour In The Wind” und “Warlord” sind charmante Zeugnisse über die Entwicklung des deutschen Achtziger-Metals. Mücks Stimme ist sicherlich gewöhnungsbedürftig und sorgte schon vor über vierzig Jahren für gelegentliche Ablehnung. Gleichsam ist sie charismatisch und markant.

Übelster Kult!

Nicht nur die Musik, auch alles andere ist purer Kult. Das stimmungsvolle und zugleich ultra-trashige Cover, die Posen und die verkleideten Sensenmänner auf dem Backcover – so muss Metal aus den Tagen der Altvorderen einfach aussehen. Nachdem STORMWITCH in den Neunzigern von HAMMERFALL gecovert wurden, was wiederum eine ‘Reunion’ mit Andy Mück und ständig wechselnden Musikern nach sich zog, wurden die lang vergriffenen Alben aus den Achtzigern wieder aufgelegt. Die Versionen von Battle Cry und Hellion Records enthalten Live-Bonustracks, bei denen entweder Publikumsgeräusche vor die Studioaufnahmen geschnitten wurden oder alternativ in Diktiergerätqualität. Die Versionen von High Roller verzichten auf dieses ohnehin nicht essentielle Material, kommen dafür mit einem hörenswerten Remaster durch Patrick W. Engel daher.

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02.07.2025

Redakteur

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1 Kommentar zu Stormwitch - Walpurgis Night

  1. ultra.silvam sagt:

    Typische Sommermusik für mich. Genauso wie alte Running Wild, Tyrant, Deathrow, Manilla Road, Angel Witch, Diamond Head, usw.