
Soundcheck November 2025# 9
Das Haus! Es steht lichterloh in Flammen. Ein schwarzer Vogel erhebt sich in den leeren Himmel, gleich einem Phoenix. Doch die Flammen ragen bis zu ihm hoch. Alles in tristem Grau, bis auf das Feuer. Sonne der Sterbenden? Das Ende, es ist ein Thron aus Asche! SUN OF THE DYING…
Ein Thron aus Asche
Das Cover Artwork des dritten Albums „A Throne Of Ashes“ von SUN OF THE DYING vermittelt perfekt dessen düstere, abgründige, melancholische Atmosphäre. Ein stilles letztes Aufbäumen vor dem Ende. Das einzige Licht ist das zerstörerische Feuer. Die Musik, das emotionale Wehklagen apokalyptischen Verlusts.
SUN OF THE DYING – emotionales Wehklagen
Die Band aus Madrid, Spanien, wurde 2013 gegründet. Insbesondere das zweite Album „The Earth Is Silent“ (2019) ist ein veritables Doom-Trauerfest. Sechs Jahre später zelebrieren SUN OF THE DYING weiter vertonten Seelenschmerz in Form von klassischem Death Doom und Gothic Doom, insbesondere beeinflusst von MY DYING BRIDE, SWALLOW THE SUN, PARADISE LOST, MOONSPELL und AHAB. Wo sich elegische Schwere wie ein düsterer Schleier mit abgründigem Death-Grollen und klarem, melancholischen Gesang vereint, zäh dröhnende Moll-Riffs und klare, tieftraurige Lead-Linien einhergehen mit dezenten, orchestralen Elementen, insbesondere Streicher und Synthesizer, wuchtigem Schlagzeugspiel und langen Spannungsbögen, da ist es kontrastreich wie bedrückend…schön.
Bedrückend schön
Das epische, neunminütige „Martyrs“ eröffnet getragen „A Throne Of Ashes“. Die zunächst leise Einleitung mit rauschenden Wellen, Glockenschlägen und zarte Keyboards baut Atmosphäre auf. Schwer, dramaturgisch bricht der Doom herein. Wuchtige Riffs, eindringliche Melodie, ergreifend tiefe, hinabziehende Death-Growls, kontrastierend melancholischer, sehr präsenter Klargesang. Das Schlagzeug gibt rhythmische Struktur, tritt aber auch bewusst in den Hintergrund, um Stimme und Gitarre mehr Raum und Geltung zu geben. Streicher setzen punktuell Akzente. Stimmungen, Dynamiken wechseln, schärfen die Kontraste, schmerzhaft schwarzes Dunkel zu katharisch schönen Momenten. Vielschichtigkeit gebettet in tiefen, satten Sound. Starker Anfang!
„Black Birds Beneath Your Sky“ beginnt zunächst schleppend dissonant, verstörend, da braut sich was zusammen. Dann klarer Gesang, cineastische Klangflächen. Der Abstieg in die Dunkelheit. Ein weiteres Wechselspiel an Stimmungen und Kontrasten zwischen schwerem, harschem Doom, melodischem Dark/Gothic Metal, einprägsamen Hooks. Das zugänglichste Stück der Band auf „A Throne Of Ashes“.
„With Wings Aflame“ fängt träumerisch sanft an, um dann in klassischen Gothic Doom im Stil der Neunziger überzugehen. Doomige Gitarren, dezente Streicher, Growls, der stimmige weibliche Gesang von Gastsängerin Antinoë gibt dem Stück eine weitere Dimension, ohne in Kitsch zu verfallen. SUN OF THE DYING überraschen in „The Greatest Of Winter“ kurzzeitig mit flottem Schlagezeug, aber dann kehren die Spanier wieder zurück zum schleppenden, schwermütigen Doom. Einfache, hypnotische Struktur, reduzierte Strophen, der Gesang nur mit harscher Stimme, minimalistisches Schlagzeug. Zum eigenen Charakter tragen die Orgelklänge bei. Sakrale Stimmung.
Das düstere, mystische „House Of Asterion“ entfaltet sich über sieben Minuten mit emotional behafteter Theatralik. Schleppend tief, repetitive Riffs, Growls, reduzierte ruhige Passagen nahe der sanften Zerbrechlichkeit mit Klargesang. Elegant, stimmig. Dann das epische Finale „Of Absence“. Sanftes Piano, Synthesizer, melancholische Atmosphäre, Gitarren kommen unaufgeregt dazu. Ebenso die tiefe, harsche Stimme. Orchestrale Dichte. Und dann brechen SUN OF THE DYING doch noch kraftvoll schwer über den Hörer ein. Glanzvoll arrangiert kommt in den letzten fesselnden Minuten nochmal alles zusammen, was die Klangwelten dieser Band ausmacht. Verglüht – das Ende.
Die Klangwelten von SUN OF THE DYING
SUN OF THE DYING weben dezent Keyboards, Synthesizer, Piano, Streicher als orchestrale Farbtupfer in ihren Doom ein. Das gibt den vielfältigen Klangwelten zusätzliche Tiefe statt Symphonic-Bombast. Und wie selbstverständlich fließen hier die Kontraste dynamisch, dramaturgisch wie organisch ineinander. Und verleiht „A Throne Of Ashes“ einen erzählerischen Charakter. Das alles ist nochmal eine Steigerung zu „The Earth Is Silent“, akzentuierter, kontemporärer, schlüssiger.
Dieser Doom entzündet den Funke, lodert, brennt, um dann die Flamme wieder zu ersticken, nur noch Asche, Ende, Tod.
Asche, Ende, Tod.
SUN OF THE DYING bieten mit „A Throne Of Ashes“ erstklassigen, atmosphärisch stimmigen Death Doom Metal mit einer nahezu perfekt ausbalancierten Dualität aus dunkelsten, erdückenden Abgründen und zerbrechlicher Schönheit. Zusammengehalten von tiefer Melancholie. Stark!

Sun of the Dying - A Throne of Ashes (CD-Digipak)
Markus Endres



















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