Rotten Sound - Mass Extinction

Review

Galerie mit 15 Bildern: Rotten Sound – Europe And UK Domination Tour 2024 in Berlin

ROTTEN SOUND machen mit „Mass Extinction“ im doppelten Sinne keine Gefangenen: Massenvernichtung in knapp zehn Minuten. Und die finnischen Grindcore-Veteranen hätten noch schneller sein können, wäre ihnen der abschließende Titelsong ihrer elften EP nicht etwas in Richtung epischer 1:58 entglitten.

Die Songs stammen aus der Session zum vorangegangenen Album „Apocalypse“ und hätten es auf eine halbe Stunde gestreckt. Das konnte niemand wollen, schon gar nicht Sänger Keijo Niinimaa. Dass die Kollegen NASUM und NAPALM DEATH derart Ausuferndes veröffentlicht hätten, sei deren Sache. ROTTEN SOUND kämen allerdings gern auf den Punkt.

ROTTEN SOUND bieten Grindcore der alten Schule

Da es im Jahr 2025 aber nur noch eingeschränkt sinnvoll sein mag, zu Beginn eines Reviews zwei Absätze über die Spielzeit einer Veröffentlichung zu philosophieren, sei der „Auf den Punkt“-Ansatz an dieser Stelle übernommen: ROTTEN SOUND fabrizieren weiterhin „Musik“, die von großen Teilen der Menschheit nicht als solche identifiziert würde. „Mass Extinction“ bietet Grindcore der alten Schule, mit mehr Metal im Kreuz als Power Violence in der Faust. Es ist aber so oder so eine einzige akustische Orgie der Zerstörung.

Inhaltlich dagegen wettern die Herren um Gitarrist und Songwriter Mika Aalto weiterhin vehement, und zu Recht, gegen die Zerstörung der Gesellschaft und ihrer Grundlagen. Sie prangern die Spaltung durch Desinformation und Verschwörungserzählungen, die Zerstörung der Umwelt sowie die Ausbeutung des Menschen an. Neu ist das nicht, aktuell aber sehr wohl. Und ist in den hasserfüllten Vocals Niinimaas auch nur maximal alle drei Strophen ein Wort zwischen „Aaaargh“ und „Uuuoargh“ zu erahnen, so gewinnt „Mass Extinction“ durch die Wut seiner Schöpfer noch weiter an Kraft. Teenager foltern oder Exkremente hofieren erschienen einen Hauch kraftloser.

Mass Extinction“ führt zu Circle Pit und Ausdruckstanz

ROTTEN SOUND passen mit ihrer Raserei somit weiterhin exzellent in ein imaginäres Billing zwischen den oben genannten Referenzen, auch musikalisch. Support wären ihre Landsleute DEATH TOLL 80K. Großteils geben die Finnen zu Blast-Beats Schubrakete, richtig packend wird das Ganze aber durch die monströsen Bremsungen zwischendurch und den gern verwendeten D-Beat. Das macht „Mass Extinction“ griffig und verschiebt den Circle Pit jeweils für wertvolle Sekunden in Richtung angry Ausdruckstanz. Vom Feinsten.

Freundinnen und Freunde der Kultur! Beantworten Sie also abschließend die folgende Frage: „Wie kann man knapp zehn Minuten am sinnvollsten nutzen?“

a) Zu „Treasure Island“ von RUNNING WILD mit bitteren Tränen den Meeresspiegel anheben, denn: Wie deprimierend ist bitte der Weg des guten Rolf von der Herrschaft über die „Seven Seas“ zur jährlichen „Final Show“ in Wacken?

b) „I’d Do Anything For Love“ von MEAT LOAF fast komplett durchstehen und dabei vorübergehend die Selbstachtung verlieren, weil der überkandidelte Rockoper-Teenage-Angst-Kram eine erschreckende Faszination ausüben kann, gerade in der Vorweihnachtszeit.

c) „Mass Extinction“ von ROTTEN SOUND hören und dabei durchdrehen, während sich vor dem inneren Auge trotz des Untergangsszenarios, kraft der Musik, die Konturen einer besseren Welt und der Weg zu ihr schemenhaft zu erkennen geben.

Eben. Viel Spaß dabei!

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09.12.2025

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