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Interview mit Simon Moskon zur DVD "Live At De Bosuil"

Interview

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Obwohl sie mit „Good Morning, How Did You Live?“ bislang nur ein einziges – wenn auch extrem hörenswertes – Album vorweisen können, lieferten die sich jeglicher Schubladisierung erfolgreich widersetzenden Salzgitterer CRYPTEX unlängst ihre erste DVD ab. Wir fühlten Sänger Simon Moskon auf den Zahn und sprachen über die Entstehung der DVD auf der gemeinsamen Tour mit PAIN OF SALVATION, sowie die weiteren Pläne für die – hoffentlich glorreiche – Zukunft von CRYPTEX.

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Hallo Jungs, alles klar bei euch? Verbringt ihr eine angemessen besinnliche Vorweihnachtszeit oder hat bei euch eher vorweihnachtlicher Stress Einzug gehalten?

Ja, bei uns ist alles soweit im Lot. Danke der Nachfrage. Wir versuchen den vorweihnachtlichen Einkaufsstress im Rahmen zu halten, so dass jeder von uns in der Lage ist, eine besinnliche Zeit zu genießen und das Fest nicht auf die teilweise abstoßenden Konsumorgien zu reduzieren, sondern es als das zu sehen, was es ist: Ein Fest der Ruhe, voller Besonnenheit, einem schönen Miteinander und „Reign in Blood“ über meine Teufel-Anlage! (lacht)

 

Euer Debütalbum „Good Morning, How Did You Live?“ hat offensichtlich nicht nur mir gut gefallen. Habt ihr mit einem so positiven Feedback gerechnet? Über welche Reaktion auf das Album habt ihr euch am meisten gefreut?

Wirklich damit gerechnet haben wir ehrlich gesagt nicht, da es uns sogar Heute noch schwerfällt eine Selbstauskunft bzgl. des  anzusiedelnden Genres in dem CRYPTEX sich bewegt, wohlwollend nickend heraus zu posaunen. Ein Albumrelease, wo vielleicht nicht immer alles gleich schön kategorisierbar und leicht verständlich ist, hätte in der Heutigen Zeit für einen Newcomer eher problematisch werden können. Diesbezüglich wurden wir also sehr positiv überrascht.
Allerdings waren wir nach der Fertigstellung von „Good Morning, How Did You Live?“ schon recht selbstbewusst, dass wir da im Verhältnis was ordentliches auf die Beine gestellt haben und es sicherlich seine Follower finden wird. Der generelle Zuspruch der Presse, unserer Partner, als auch (das wichtigste) der Fans hat uns einfach extrem gefreut und beflügelt.

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Mit „Live At De Bosuil“ habt ihr gerade eure erste DVD veröffentlicht. Ohne jetzt allzu kritisch klingen zu wollen, aber fühlt es sich nicht ein wenig komisch an, nach nur einem Studioalbum bereits eine DVD zu veröffentlichen, die noch dazu bei einer Show als Vorgruppe aufgezeichnet wurde?

Wir finden die Tatsache, dass dieses Konzert als „Vorgruppe von PAIN OF SALVATION“ für die DVD aufgezeichnet worden ist überhaupt nicht schlimm. Wir haben damals das Angebot von einer holländischen Produktionsfirma bekommen und dachten uns, dass wir diesen wichtigen Meilenstein in unserer noch jungen Karriere auf jeden Fall filmisch festhalten müssen. Das Timing passte wie Faust aufs Auge, da ich sowieso die Grundidee einer DVD-Veröffentlichung im Hinterkopf hatte. Also wurde gedreht, das Ergebnis hat uns überzeugt und somit begaben wir uns ab August 2012 in die (Post-)Produktion dieses Releases.
Eine DVD-Veröffentlichung nach nur einem repräsentativen Studioalbum ist sicherlich ein wenig unkonventionell, aber nicht unbedingt unangebracht. 2011 kam die Platte, Anfang 2012 die erste große Tour und in diesem Kontext als logische Konsequenz eine fesche Live-DVD. 😉 Bis jetzt wird der Silberling auch von den Fans und der Presse sehr gut angenommen.

 

In der auf der DVD enthaltenen Dokumentation erwähnt ihr, wie sehr euch die Fan-Resonanz bei den Shows überrascht hat. Waren es letztlich diese Fan-Reaktionen, die euch dazu veranlasst haben, eine DVD aufzunehmen und zu veröffentlichen?

Das war auf jeden Fall einer der ausschlaggebenden Gründe! Die Show auf der DVD wurde im niederländischen Weert gefilmt und fand somit schon in der fortgeschrittenen Phase der Tour statt. Die unglaubliche Publikumsresonanz, welche sich wie ein roter Faden durch die gesamten sechs Wochen zog, bestärkte uns tatsächlich in unserem Vorhaben diesen Release für unsere Fans (dank der Tour) in mittlerweile ganz Europa zu realisieren.

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Im Studio arbeitet ihr mit einer Vielzahl an Instrumenten und Effekten, auf der Bühne seid ihr aber letztlich immer nur als Trio zu sehen. Wie schwierig gestaltet sich da die Umsetzung der Songs?

Wir vertreten die Meinung, dass ein Livekonzert immer etwas vom Studioalbum abweichen darf/sollte. Das klingt nun vielleicht für manche so, als ob ich hier jetzt versuchen würde etwaige Defizite in der livetechnischen Realisation zu verschleiern, weil man es sich ja so verdammt leicht macht… Aber jeder der uns aktiv (nicht nur passiv vorm Fernseher oder während des Berieselns vor der Anlage) live erlebt, bekommt ein ebenso buntes und energetisches Potpourri an Emotionen und/oder Spielfreude um die Ohren gehauen wie auf Platte – mit dem einzigen Unterschied, dass halt keine dicken Streicherensembles, oder Gospelchöre auf der Bühne rumtanzen, sondern die Songs in einem zwar leicht anderen aber dennoch adäquaten Gewand daherkommen. Der Einsatz des Glockenspiels bei „Alois“ ist ein gutes Beispiel dafür. Wir haben zwar schon Shows gespielt, wo wir Songs wie „A Colour Called Gently“ oder „Leviathan“ partiell auf Click gespielt haben, um alles 100%-ig wie auf dem Album auch live abbilden zu können, aber um ganz ehrlich zu sein, ging da irgendwie der Sex verloren.

 

Die DVD zeigt eine Show von der Tour mit PAIN OF SALVATION, die meines Wissens nach eure erste richtig große Konzertreise war. Wie habt ihr euch persönlich mit den Schweden verstanden? Welches waren die wichtigsten Erfahrungen, die ihr auf der Tour sammeln konntet?

Erste große und internationale Tour, Ja. Allerdings muss ich hier an dieser Stelle nochmal erwähnen, dass uns nichts in den Schoß fällt und/oder geschenkt wird/wurde. Wir haben uns, bis wir die nötige Entwicklung durchhatten, um überhaupt in Erwägung einer solchen Tour gezogen werden zu können, ziemlich hart (wie die meisten Bands) unsere Sporen verdient und dies werden wir natürlich frohen Mutes auch weiterhin müssen.
Aber um zum Kern der Frage zurückzukommen: Die Jungs von PAIN OF SALVATION waren extrem fair und sind generell sehr geerdete Menschen. Es war insofern der absolute Wahnsinn, da Daniel (Gildenlöw, Bandleader von PAIN OF SALVATION – Anm. d. Red.) & Co. uns während der Tour komplett auf gleicher Augenhöhe behandelt haben. Ich bin während der gesamten Zeit ständig mit offenen Augen und Ohren durch die Weltgeschichte gelaufen und habe versucht so viel wie möglich zu lernen, zu fragen und sofern das Zeitfenster es zuließ mit Fans etwas ausgiebiger zu plaudern, um die Show und auch alle weiteren Eindrücke zu reflektieren. Da bekommt man ’ne Menge mit, was man für sich abspeichert und in die künftige Arbeit innerhalb der Band versucht einzubauen.

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Habt ihr nun Blut geleckt und könnt es gar nicht mehr erwarten, bald wieder auf Tour zu gehen? Gibt es vielleicht sogar aktuell schon konkrete Pläne?

Definitiv! Ich habe das schon in einigen anderen Interviews erwähnt, dass es nach so einer langen Zeit im Tourbus, sowie einer absoluten Überflutung von zu verarbeitenden Eindrücken durchaus schwierig ist, aus dieser Art „post-traumatischen Tour-Depression“ herauszukommen, sobald man wieder zu Hause ist, und die Hacken zusammenzuschlagen. Demnach können wir es natürlich kaum erwarten, wieder auf ’ne dicke Eurotour zu fahren. Das wird sich sicherlich nach der zehnten Rutsche oder so legen, aber als Tour-Debütant mit allem drum und dran, war das schon recht deutlich zu spüren. Zur Zeit planen wir eine kleine eigene Konzertreise für das Frühjahr 2013. Die ersten 4 Termine für April stehen bereits auf unserer Homepage. Am Ende soll es auf maximal 8-10 Shows rauskommen. Interessierte Bands zwecks Support, können sich gerne mit uns in Verbindung setzen.

 

Inzwischen arbeitet ihr sicherlich schon auf Hochtouren an eurem zweiten Album. Gibt es Dinge, mit denen ihr auf eurem Debütalbum rückblickend nicht mehr so zufrieden seid und die ihr deshalb beim Nachfolger besser machen wollt?

Eigentlich haben wir die letzten 18 Monate eher temporär an neuen Songs gearbeitet/arbeiten können, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass sich vor allem ab Anfang 2011 ein Wust an neuen Dingen auftat, welchen man sich als Band stellen musste und wir bis Dato einfach keinerlei Erfahrungen in Puncto dieser ganzen „Business-Aspekte“ gesammelt hatten… Und da wir uns halt noch um 90% aller Belange selber kümmern müssen, passiert es schnell, dass die Kreative Arbeit stellenweise auf der Strecke bleibt. Dennoch konnten wir bereits 7 Songs fertigstellen und haben uns fest vorgenommen, den Fokus ab Januar 2013 wieder verstärkt auf das Songwriting zu legen. Man darf also gespannt sein. 😉
Man sollte sich ja bekanntlich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen… und CRYPTEX (so viel kann ich dir sagen) ist definitiv keine Band, die sowas tut. Demnach wird es bestimmt einige Bereiche geben, wo wir anders oder meinetwegen auch besser an die Sache rangehen. Man hat dann allerdings auch oft das Problem, dass Dinge verkopft oder zu sehr durchstrukturiert werden und nix mehr wirklich magisch ist. Und das finde ich, ist auf der „Good Morning…“ für mich persönlich ein großer Pluspunkt, weil halt nicht alles bis ins kleinste Detail von einem Flipchart abgearbeitet und eingeprügelt worden ist. Ich denke aber, dass wir in Puncto Sound ’ne ganze Menge versuchen werden noch besser zu machen, obwohl wir beim zweiten Streich eigentlich gar nicht anders können werden, als genau nach diesem „Reißbrett-Prinzip“ zu arbeiten… Es sei denn wir gewinnen im Lotto und finden nochmal jemanden, der sich mit uns 11 Monate in einem Bunker a.k.a. ehemalige öffentliche Toilette einschließt. (lacht)

 

Was können wir allgemein von der neuen Scheibe erwarten? Knüpft ihr stilistisch an das Debütalbum an oder versucht ihr auch stellenweise musikalisches Neuland zu beschreiten?

Ich habe keinen blassen Schimmer! Zur Zeit kreist noch alles irgendwo über oder in meinem Schädel umher, so dass ich diese Frage eigentlich erst richtig beantworten könnte, wenn das Zeuchs mir aus der Abhöre im Studio entgegenschallt. 🙂 Ich kann aber schonmal anteasern und mitteilen, dass auf der nächsten Scheibe definitiv wieder einige Knaller am Start sein werden . 😉
Kleine Minifetzen kann man ja schon auf DVD in der Doku, der live im Proberaum gespielten, sowie auch die (ich schwöre auf Buddha) damals vor der Kamera, spontan entstandenen Songstruktur hören. Vielleicht wird es diesmal etwas kompakter und durchdachter aber trotzdem noch mit der bei uns wichtigen  „ist halt ’n bisschen was anderes“-Note.

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Glaubt man als junge Band heutzutage noch an den großen Durchbruch und das Rockstar-Leben? Oder habt ihr einen Plan B in Petto, wenn der Erfolg mit CRYPTEX letztlich ausbleiben sollte?

Schmunzelt, winkt ab, schüttelt mit dem Kopf oder brüllt „JAWOLL!“. Wir wollen den Durchbruch, glauben daran und werden auch immer dafür kämpfen, sowie uns weiterhin den Arsch aufreissen, so dass diese Band eines Tages ihren Platz in der Rockgeschichte einnehmen wird! 🙂

 

Das war’s von meiner Seite, gibt es irgendetwas wichtiges, was ich vergessen habe, euch zu fragen? Oder möchtet ihr euren Fans zum Schluss noch etwas mit auf den Weg geben?

Vorerst nochmals vielen Dank für deinen und auch den Support von Metal.de! Unseren Fans, Freunden, Partnern und Familien möchten wir passend zum Jahresabschluss ebenfalls ein weiteres Mal für den tollen Zuspruch, ihr Verständnis, sowie ihre Liebe und treue danken! Ihr seid das wichtigste Bindeglied zwischen all dem! Und bevor ich jetzt zu pathetisch werde, sach ich lieber tschüss und verabschiede mich in den Weihnachtsurlaub 🙂

Galerie mit 20 Bildern: Cryptex - "Anthems Of Glory"-Tour 2017
11.12.2012

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