Darzamat
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Interview

Dass in Polen mittlerweile die Metal-Post abgeht, dürfte jedem bereits bekannt sein. Auch DARZAMAT gehören zu dieser Bewegung und liefern nach 14-jährigem Bandbestehen ein Konzept-Album namens „Solfernus Path'“ ab, das sicherlich viele Hörer finden wird. Warum die Jungs und das Mädel von DARZAMAT eine Mischung aus Gothic- und Black Metal spielen, Solfernus eine graue Eminenz ist und man von der Musik und der Leidenschaft alleine noch immer nicht leben kann, verrät uns DARZAMAT-Mastermind und Frontshouter Flauros.

Darzamat

Der Release des fünften DARZAMAT-Albums ist da. Wie fühlt ihr euch dabei?

Hallo Mathias. Es ist ein wunderbares Gefühl zu sehen und zu hören, dass das Album nach solch einer langen Zeit endlich veröffentlicht wird. Für uns ist „Solfernus Path'“ ein sehr wichtiges Werk. Zurzeit ist es natürlich einfach zu sagen, dass es das wichtigste Album in der Geschichte von DARZAMAT ist, aber es ist einfach so! Wir haben ein paar Line-up-Wechsel hinter uns und auch das Label haben wir ausgetauscht. Außerdem arbeiten wir mit vielen Personen auf Tagesbasis zusammen und auch in diesem Bereich mussten wir einiges ändern. Trotz allem können wir die erfreuliche Konsequenz ziehen, dass sich die Dinge sehr gut entwickelt haben und irgendwie denke ich, dass wir als Band nun auf einem höheren Level angekommen sind. Was außerdem sehr wichtig für uns ist, ist die Tatsache, dass wir unser Debüt auf dem deutschen Markt ablegen. Zum ersten Mal wird ein DARZAMAT-Album auch in Japan veröffentlicht werden. Das ist natürlich ein großer Schritt nach vorne.

„Solfernus Path'“ ist ein sehr mystisch anmutender Titel. Warum habt ihr gerade diesen gewählt?

Na ja, der Titel und auch die begleitenden Elemente, wie das Artwork, die Fotos, die Story und natürlich auch die Musik haben etwas Ganzes, etwas Vollständiges kreiert. Der Titel bezieht sich auf das Konzept des Albums und ist überhaupt nicht willkürlich gewählt. Ich möchte den Titel noch immer nicht interpretieren und den Fans diese Freude nehmen, denn jeder soll die Möglichkeit haben, sich Gedanken über dieses Thema zu machen. Die Elemente passen auf alle Fälle perfekt zusammen und bilden ein Ganzes. Ich freue mich schon auf den Moment, wenn die Leute sich mit dem Inhalt von „Solfernus Path'“ richtig auseinandersetzen. Ich bin gespannt auf die ausgeklügelten Assoziationen, die die Fans in Bezug auf die Story schmieden werden. Ich kann auch sagen, dass das Cover nicht zufällig so aussieht. Es bezieht sich auf die graue Eminenz der Story, den epischen Solfernus. Das Mysteriöse und die Dunkelheit der Story passen meiner Meinung nach hervorragend zusammen!

Das Album bietet vier Interludes, die von einem zum nächsten Song leiten. Kurz gesagt – „Solfernus Path'“ ist ein Konzeptalbum, oder?

Ja, natürlich! Zum ersten Mal in unserer Geschichte haben wir uns dazu entschieden, ein Konzeptalbum zu machen. Die Idee war etwas Neues zu machen und mit diesem Gedanken haben wir schon seit einer langen Zeit gespielt. Seit den Tagen meiner Jugend bin ich von konzeptuellen Alben fasziniert. KING DIAMOND und Co. waren und sind meine Helden! Es war also quasi unvermeidbar, nur eine Frage der Zeit! Eine zusammenhängende Story mit Texten und Musik zu erzählen ist viel schwerer, als einfach zehn neue Songs im alt eingesessenen Stil zu schreiben. Wenn sich die Story entwickelt, tut das die Musik auch und beide Elemente müssen dabei Hand in Hand gehen. Irgendwie ist es ein Drehbuch, bei dem das Publikum mit hineingezogen wird. Die Geschichte spielt in einer mystischen Szenerie wie die Gräfin Josephine in Küchmeisters Herrenhaus. Die Inspiration dafür haben wir von zwei fantastischen Orten erhalten. Die Sage selbst beginnt am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Unser Held ist ein junger Medizinstudent, der sich einer spirituellen Verwandlung unterzieht. Er lebt eine körperlose Existenz und erkennt die andere Seite. Die gesamte Story wird von einer märchenhaften Atmosphäre durchzogen, sie ist voll mit okkulten Schlüsselkonzepten. Nichts ist offensichtlich und nichts ist vorhersehbar. Natürlich ist nicht Solfernus der Held, er ist bloß ein Nebenakteur. Seine Rolle ist grotesk und auch humorvoll. Die Story hat aber einen ganz anderen Charakter. Sie bezieht sich eher auf Horrorgeschichten wie zum Beispiel auf den polnischen Klassiker Stefan Grabinski.

Wow, das klingt ganz schön ambitioniert! Wer hat dieses aufwendige Songwriting übernommen?

Dieses Mal hat alles mit meinem Konzept angefangen, dann kamen die Lyrics. Erst als diese beiden Arbeiten fertig waren, konzentrierten wir uns auf die Musik. Diese Bürde hat vor allem Chris, unser Gitarrist, und Spectre, der Keyboarder, übernommen. Ich habe aber natürlich ein wachsames Auge auf die anstehenden Arbeiten geworfen. Ich habe mit ihnen zusammengearbeitet, um sicher zu gehen, dass sie die Geschichte auch richtig umsetzen und reflektieren. Später haben wir dann zusammen mit Nera mit den Arrangements begonnen. Zum Schluss standen noch ein paar Korrekturen an und mit Spectre habe ich abschließend an den atmosphärischen Intros gearbeitet, um das ganze Projekt perfekt abzurunden.

Kommen wir zu den Songs: „Pain Collector“ ist beispielsweise ein typischer Gothic-Song. Wenn man sich aber „Final Conjuration“ anhört, bemerkt man, dass dieser Titel viel härter und schneller ist. Wie könnt ihr mit diesen beiden Faktoren arbeiten, die ja die Essenz eurer Musik sind?

Das erinnert mich an das Phänomen der Dualität. Auf der einen Seite hat man einen Überträger, der sich dem Extremen zuwendet, auf der anderen Seite ist man auf der Suche nach Gelassenheit und einer guten Stimmung. Kurz gesagt – das ist die Musik von DARZAMAT! Sie beinhaltet harte und aggressive Komponenten, aber auch leichte, atmosphärische Momente. Natürlich gibt es kein Rezept für gute Musik und es gibt auch keine Formel für die Verbindung dieser Elemente. Es gibt Tage, da schreibt man einen friedlichen Song, dann kommen wieder Zeiten, wo die Aggressivität vorherrscht. Wenn man sich in der Lage fühlt, diese verschiedenen Stile zu kombinieren, sehe ich keine Hindernisse mehr, ein gutes Album zu machen. Wir haben uns in dieser Lage gefühlt und haben diese Platte daher auch gemacht!

Ihr macht nun schon seit über 14 Jahren Musik. Warum habt ihr euch damals entschieden, eine richtig professionelle Band zu werden?

Das ist ein sehr spezifisches Thema für uns. Es ist richtig, dass wir bereits seit 14 Jahren unterwegs sind, aber die Geschichte von DARZAMAT ist im Prinzip zweigeteilt. 2003 hatten wir ja eine komplette Revolution im Line-up. Ich war der Einzige, der übrig geblieben ist. Das hat natürlich auch eine musikalische Wende mit sich gezogen. Ich wollte DARZAMAT wieder reaktivieren, etwas Neues machen. In der alten Besetzung war es sehr schwer für mich, einen Kompromiss mit Simon, einem Gründungsmitglied, zu finden. Unsere Vorstellungen waren einfach zu verschieden. Vor sechs Jahren bot sich mir aber dann die Gelegenheit mit einem komplett neuem Projekt zu starten. Die Neubesetzung ab 2003 war dann auch für „Semidevilish“, „Transkarpatia“, „Solfernus Path'“ und die DVD „Live Profanity“ zuständig. Wir haben auch begonnen, live zu spielen. Das haben wir in den Neunzigern nie gemacht! Die „alte“ Band war ein reines Studio-Projekt. Wenn du nun also die Professionalität ansprichst, solltest du sie eigentlich auf den Alben spüren [lacht]. Fakt ist, dass wir uns sehr anstrengen, gute Musik auf einem unprofessionellen Level zu machen, obwohl wir uns unserer Musik natürlich sehr verpflichtet fühlen…

Verpflichtungen gut und recht, aber wie seid ihr überhaupt in diesen Genre-Mix geraten?

Wenn du beginnst, Musik zu machen, klingt das meistens wie die Musik, die du dir gerne anhörst. Bei uns war es nicht anders. Trotz allem kann man DARZAMATs Stil nur schwer in eine Schublade stecken. Wir verwenden viele Elemente zahlreicher Metal-Subgenres. Du hörst Black Metal-, aber auch Death Metal-Riffs. Auch die gute alte Thrash-Schule kommt zum Vorschein. Zusätzlich haben wir auch noch die dunkle Gothic-Stimmung eingebaut. Ich liebe es, immer wieder neue Sachen zu entdecken. Wir versuchen uns ständig weiterzuentwickeln. Wir wollen nicht immer im selben Licht stehen und das gleiche Album mehrmals aufnehmen. Daher werden unsere Fans auch nie wirklich enttäuscht von uns sein. Klar, das Album kann ihnen nicht gefallen, aber es wird nie heißen, dass wir gleich klingen wie beim letzten Mal. Ich glaube, dass diese musikalische Suche und die kreativen Wirbelstürme auch in nächster Zeit nicht aufhören werden!

Welche musikalischen Einflüsse würdest du mir nennen? Was hörst du gerne?

Unsere musikalischen Inspirationen holen wir aus vielen verschiedenen Elementen. Die meisten fallen natürlich unter die Kategorie „Heavy“, also Metal und Rock. Ich habe aber auch ein Gespür für klassische Musik und Ambient-Unterhaltung.

Der Bandname DARZAMAT klingt sehr kryptisch. Gibt es einen speziellen Sinn, der dahinter steckt?

Der Name geht natürlich auf die Anfangstage der Band zurück. Das Wort stammt aus der slawischen Mythologie, aus Lettland, um genau zu sein. Dort war DARZAMAT eine Gottheit, die sich um Wälder und Gärten gekümmert hat. Wir haben diesen Namen gewählt, weil er – wie du schon gesagt hast – einen sehr mystischen Charakter hat, der perfekt zu unserer Musik gepasst hat und immer noch passt.

Ihr scheint sehr mit euren polnischen Wurzeln verwachsen zu sein. Wie sieht die Situation für Metal in Polen aus? Gibt es viele polnische Metal-Bands?

Der Metal in Polen wächst in den letzten Jahren immer stärker. Die Zahl der kürzlich gegründeten Bands beweist das und viele sind wirklich gut. Die musikalische Qualität der einheimischen Bands ist auf ein neues Level gestiegen, die Extreme Metal-Szene ist fast nicht zu überbieten. Man muss nur an VADER, BEHEMOTH, DECAPITATED oder HATE denken. Diese Gruppen werden immer beliebter und besser. In Polen gibt es aber auch eine großartige Underground-Black Metal-Szene, wo man eine Menge großartiger Bands findet. Um noch eines draufzusetzen, gibt es auch noch die ganze atmosphärische Musik. Damit meine ich nicht nur RIVERSIDE, da sind auch noch andere, vor allem interessante, junge Gruppen. Neben den Bands mangelt es aber leider etwas an Organisation. Wir haben zum Beispiel keine richtigen Sommer-Festivals. Außerdem haben wir keine Musikmagazine oder Plattenfirmen, die diese Musik promoten würden.

Was fällt dir als erstes ein, wenn du an Deutschland denkst?

Exzellente Sommer-Festivals. Ich liebe es, die Open Air-Festivals in Deutschland zu besuchen. Dieses Jahr war ich auf dem „With Full Force“, wo ich die Gelegenheit hatte, viele gute Auftritte zu sehen. Vor allem MASTODON, CARCASS und DOWN haben mich umgeworfen.

Welche Pläne hat DARZAMAT in nächster Zeit? Was können die Fans von euch erwarten?

Natürlich werden wir so viele Gigs wie möglich spielen, um unser neues Album zu promoten. Zurzeit suchen wir noch nach einer guten Konzertagentur, die uns auf einer eventuelle Tour unterstützen kann. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Wochen eine Wahl treffen können. Trotz allem wollen wir aktiv sein und haben uns daher kurzerhand ein paar Termine auf eigene Faust gebucht. Außerdem spielen wir auf drei Festivals in Polen, Belgien und Ukraine. Im Februar des nächsten Jahres spielen wir eine kurze Tour in Polen. Natürlich können wir es schon nicht mehr erwarten, endlich wieder durch Europa zu touren. Unsere Erfahrungen mit deutschen Fans sind hervorragend und daher spielen wir auch gerne dort. Nächstes Jahr wollen wir alle auch unsere Sideprojekt-Alben veröffentlichen. Unsere Sängerin bereitet gerade, mit etwas Hilfe von unserem Gitarristen Chris, ihr Debüt-Album namens „NeraNature“ vor. Nera wird eher Alternative Rock spielen und ein wenig an THE GATHERING oder KATATONIA erinnern. Ich plane gerade meine „vergessene“ Band MASTIPHAL wiederzubeleben. Wir haben bereits ein paar Mal geprobt und spielen guten, alten Black’n’Roll. Ihr könnt also kompromisslose Musik auch außerhalb von DARZAMAT erwarten!

Das werden wir! Ich werde darauf zurückkommen… Wie lebt es sich eigentlich als DARZAMAT-Mitglied?

Jeder von uns hat einen Fulltime-Job. Wegen der Musik können wir diese nicht aufgeben. Nera ist zum Beispiel Lehrerin und ich arbeite als Journalist. Den größten Teil unserer Freizeit verbringen wir bei Proben, beim Komponieren oder auf Tour. Es ist ein großes Opfer, das wir da bringen, doch ohne Musik können wir uns unser Leben nicht mehr vorstellen.

So, ich denke, dass ich dich nun wieder in Ruhe lasse! Hast du noch etwas für eure Fans hinzuzufügen?

Zuerst einmal vielen Dank für deine Fragen und deine Unterstützung. Ich hoffe, dass „Solfernus Path'“ jeden Winkel von Deutschland erreichen wird. Hoffentlich können wir sobald wie möglich auch bei euch spielen. Also – wir sehen uns, früher oder später! Stay Metal!

30.08.2009

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