Dornenreich
Dornenreich

Interview

Dem menschlichen Prozess der Selbsterkenntnis haben Dornenreich auf "Her von welken Nächten" in einer ergreifenden Verschmelzung von Wort, Text und Ton Ausdruck verliehen. Einen Schatten der Inspirationen dieses Werkes zu entdecken, neue Anstöße des Erlebens von "Her von welken Nächten" aufgezeigt zu bekommen, darin liegt die Intention der folgenden Zeilen.

DornenreichJedes Stück ist von Euch mit einem erläuternden Text versehen. Wollt ihr dem Hörer/Leser damit den Zugang zu Eurer Gedankenwelt erleichtern und somit auch den/die ein oder anderen LerserIn dazu verleiten ihre Sicht der Dinge zu überdenken, zu relativieren?

So ist es. Ich selbst sehe die angesprochenen Begleittexte als theoretischen Gegenpart zur auspoetisierten Seite des inhaltlichen Gesamtbildes, was das Ganze zweifelsohne vielschichtiger, lebendiger und damit wohl auch einfach bedeutsamer macht.

Arnold Gehlen, der der Düsseldorfer Künstlergruppe ZERO angehörte, sah gerade in der Folgenlosigkeit und damit der Vergeblichkeit von Kunst auf die Formung der Welt ihre eigentliche Bestimmung und „Größe“. Ist denn in Euren Augen jegliche Kunst oder zum Beispiel Euer Werk, soweit man es dem schwammigen Begriff Kunst zuordnen möchte, folgenlos ?

Nun, aus meinen persönlichen Erfahrungen muss ich hier keineswegs eingestehen, dass unser intensiver Ausdruck folgenlos bleibt, zumal ich doch zahlreiche Briefe aus aller Welt erhalte, deren Verfasser mir immer wieder berührend bezeugen, wie sehr wir sie durch unsere Werke zu ihrer Selbstfindung und Selbstbewusstmachung inspirieren, wie sehr wir ihnen durch unsere künstlerische Leidenschaft neuen Mut und neue Kraft geben. Speziell im Ausland bekunden uns verschiedene Menschwesen, wie viel ihnen die Gefühlsintensität unseres vokalen Ausdrucks auf der subtilen, unterbewussten und – unserer Meinung nach – so wichtigen emotionalen Ebene vermittle – jenseits der silbensprachlichen Grenze. Mit absoluter Sicherheit vermag ich hier jedoch nur von mir selbst zu sprechen und mich hat die umfassende und eigenkreative Auseinandersetzung mit Literatur, Musik, Malerei, Film bzw. „Kunst“ im Gesamten so viel wacher werden lassen. All die Beschäftigung mit „Kunst“ hat mein Empfinden, mein Denken, mein Mich-Selbst-Erfahren entscheidend geschärft, geweitet, gefördert und damit geprägt. Ja, ich würde sogar so weit gehen – für mich und nur für mich – zu behaupten, dass mich erst die intensive Eigenbeschäftigung mit „Kunst“ zu einer gewissen ganzheitlichen Reife als bewusst seiendes Menschwesen geführt hat und mich seither dazu anregt, mich selbst auf diesem Pfad voranzubringen. Natürlich – wir sprechen hier stets von einigen wenigen Menschwesen, doch im Großen bzw. im Tiefen der Zusammenhänge betrachtet, scheint jedes einzelne dieser Menschwesen mehr oder weniger, will meinen, direkt oder aber feingliedrig mit dem Weltgeschehen verwoben, weil sie aufgrund ihrer ureigenen elementar-menschlichen Erfahrungen und Empfindungen, welche sie zuinnerst betroffen machen und welche wir an DORNENREICH extrem intensiv erfahrbar zu machen suchen, exemplarisch sind für ursprüngliches, archaisches Menschsein, das alle Menschwesen im emotionalen Betroffen-Sein verbindet. Wenigstens ist dies meine momentane Gedankenflut zur einleitenden Fragestellung.

„Jeder Mensch ist ein Künstler“ behauptete Joseph Beuys ohne Unterlass. Wie definiert sich denn Euer Kunstverständnis ?

An dem von Dir angeführten Zitat kann ich durchaus etwas wahr Anmutendes entdecken, denn jeder Mensch trägt wohl die Anlage zum Künstler insofern in sich als er auf Grund seines MenschSeins über eine grundsätzliche Einzigartigkeit verfügt, die innerlich auf der einmaligen Weise seiner subjektiven-rationalen wie emotionalen – Wahrnehmung beruht, die es im Falle des tatsächlichen Künstlers zu veräußern gilt. Erstens geschieht das wohl im Sinne der Katharsis, der befreienden Wirkung für den Urheber selbst, und zweitens im Sinne eines eröffneten Dialoges zwischen Sender und Empfänger, Künstler und wachem Menschen – schlicht zwischen zwei wachen bzw. erwachenden Menschwesen. Doch ich denke nicht, dass jeder Mensch die – eben – besondere Gabe innehat, sich in dem magischen Maße mitzuteilen, das andere Menschen so tief anrührt, unmittelbar betroffen macht und inspiriert, wie es bei einem (idealen?!) Künstler der Fall zu sein scheint und meines Erachtens auch sein sollte. Allerdings ist mir ohnehin bewusst, dass das vorangestellte Zitat auf andere Zusammenhänge abzielt und vielleicht gar nicht so spezifisch gemeint ist, wie ich es hier aufgefasst habe. Sei´s drum, es war mir ein reizender Denkanstoß. Zu unserem Kunstverständnis … Uns selbst erweist sich „Kunst“ immerzu sowie mehr und mehr als umfassendste und wahrhaftigste Weise menschenmöglicher Kommunikation, zumal sich „Kunst“ unserer Meinung nach stets in viel- bzw. dreidimensionaler Weise, nämlich primär in Wort, Klang und Bild, ausdrückt, was den Menschen seiner gesamten Wahrnehmung, seinem gesamten Denken und Empfinden nach immer irgendwie erreicht und dadurch eine Reaktion unabdingbar werden lässt. Wahrhaftig und umfassend ist „Kunst“ dabei wohl vor allem deshalb, weil sie sowohl das bewusste Erleben als auch das Unterbewusstsein des Menschen mit archaischer Kraft anspricht.

Ist für Euch ein Ideal auch nur dann ein Ideal, wenn es unerreichbar, unerfüllbar bleibt ?

Ja, letztlich schon, denn das Idealbild eines Menschen ist ja das des (selbstkritischen, offenen, eigenverantwortlichen, sich entwickelnden und entfaltenden Wesens. Dazu braucht der Mensch aber ein stets in der ( greifbaren!? ) Zukunft liegendes, doch letzten Endes unerreichbares Ich-Ideal, nach dem er unaufhörlich strebt, nach dem er Ausschau hält und das ihn wach hält, wach für sich selbst und für die Welt. Im Felde von Wissenschaft und Forschungen wird dieses Immer-Weiter- Streben des Menschen allerdings vielleicht den Untergang bedeuten, wobei es noch die Frage der Verantwortung gibt und geben wird, doch möglicherweise mündet all das in eine gewisse Passion der Menschheit, eine Leidenschaft, die in gleichem Maße schafft wie sie zerstört und die somit schlussendlich doch nur einem all dem übergeordneten dient, das sich auf jenen kraftvollen Kreislauf von Aufstieg und Niedergang bezieht, der all das weltliche Leben zu durchwirken scheint. Wer weiß es? Wer soll und will es wahrhaft wissen? Ich meine, kein weltlich Wandelnder.( Wie pathetisch und moralistisch sich das liest – und das soll ich geschrieben haben!?… na,ja … ja, doch verteidigend sei angemerkt, dass heutzutage geistige Regungen generell gerne mit dem Begriff „Pathos“ in einen verfrühten Sarg gepresst werden. Doch ist man nicht den Toten zumeist mehr eingedenk als den Lebenden? Stimmt…).

Seht Ihr Euch in gewisser Weise in der Tradition der Romantiker und glaubt Ihr, dass Ihr, wie die Romantiker an Euren Idealen scheitern könntet ?

In all unserer mystischen und mythischen Naturbegeisterung, unserer Vorliebe für Kunst-Märchen, Sagen und Erzählungen, in unserem Bestreben die gesamte Natur zu beseelen sowie in unserem Schwärmen für romantische Topoi ( in Metaphern ) sind wir wohl tatsächlich so etwas wie moderne Romantiker, doch angesichts des geschichts-glücklichen Umstandes, dass wir auch auf Strömungen wie den Expressionismus (zurück-)blicken können, sehen wir all das Genannte natürlich aus einem veränderten bzw. geweiteten Blickwinkel. Unsere grundlegenden Ideale sind extreme emotionale und gedankliche Intensitätsvermittlung, Betroffen-Machen, (Selbst-)Bewusstmachung und die Vergegenwärtigung seines eigenen personalen Seins (vgl. „HIER WEHT EIN MOMENT“, „MEIN PUBLIKUM – DER AUGENBLICK“). Zielführend erscheinen uns hierbei vorwiegend vokale Intimität, instrumentale Dynamik und generelle künstlerische Ästhetik zu sein. Wobei ich im Falle DORNENREICHs bezüglich Idealen oft auch synonym von Intentionen spreche, da wir unsere Ideale (oder eben Absichten) ab und an ja zu erreichen scheinen. Doch der Empfindungsexpression schlechthin werden wir in unserem künstlerischen Bewusstsein wohl immer hinterher eilen, weitet sich dieses doch unaufhörlich und erhöhen bzw. verändern sich unsere künstlerischen Ansprüche an uns selbst doch auch zusehends. Und das ist gut so. Und nein, ich denke dennoch nicht, dass wir an unseren Idealen scheitern werden, da diese – meinem Empfinden nach – realistisch sind, was in diesem Falle gleichbedeutend für archaisch stehen soll. Das heißt, unsere Ideale beziehen sich auf wurzelnahes Menschsein und eilen der gegenwärtigen gesellschaftlichen Dekadenz in konstruktiver bzw. schadloser oder – noch besser – schadensbegrenzender Weise voraus in die Vergangenheit, die Wiege des Menschseins, in elementares Fühlen und Denken.

Würdet Ihr der These zustimmen, dass Schönheit, die immer den bitteren Beigeschmack des Vergänglichen trägt, nur dann dieser Bezeichnung gerecht wird, wenn sich die Vergänglichkeit erfüllt ?

In dieser Beziehung kaum, beispielsweise in Bezug auf Leben und (dessen) Kostbarkeit ja, aber in Bezug auf Schönheit!? – ich weiß nicht recht. Ich denke nämlich, dass Schönheit ja nicht vergeht, sondern es vielmehr am Menschen liegt, sich einzugestehen, dass er einfach nur nicht in der Lage ist, „Schönheit“ ihrer umfassenden Natur nach, die – wie alles in diesem Leben – in ständiger Entwicklung begriffen ist, zu erkennen. Gut, werden wir konkreter: „Schönheit“ ist eine subjektive Kategorie, die der Mensch durch sein persönliches Empfinden und Wahrnehmen in die Welt bringt. Und der Mensch ist in seinem Wahrnehmen und Empfinden eingeschränkt, weswegen er die Notwendigkeit und Wahrhaftigkeit von Entwicklungen sowie von Veränderungen nicht erkennen kann bzw. will. Und abgesehen von der Tatsache, dass die Entwicklung von „Schönheit“ gerade den „Blick“ dafür schärft, indem sie ihn einerseits weiter, andererseits nach innen (in die verinnerlichte Erinnerung) lenkt, ist es am Menschen zu verstehen, dass es in seinem primitiven Geflecht von extremen Kategorien, wie gut und böse, wahr und falsch, schön und hässlich, eine (objektive!?) Beziehung gibt, nämlich die, dass er in gewisser Weise beide Seiten einer Kategorie (also gut und böse) braucht, um beide ihrem vollständigen Wesen nach erkennen bzw. verstehen zu können (- auch wenn mir Platon und Sokrates darin vehement widersprechen würden, ist doch für sie die Idee des Wahren etc. – dem himmlischen Ursprung der Menschenseele entsprechend – dem Menschen sozusagen in die Wiege gelegt). Demnach scheint es in Bezug auf den Menschen nun doch so zu sein, dass „Schönheit“ – für ihn – nur vermöge ihres Vergehens, ihres Verwelkens, ihres Schwindens und vermöge ihres – wie es viele Menschen nennen – Hässlichwerdens, ihren Wert und ihre Größe zu entfalten vermag und um somit den menschlichen Vorstellungen hinter ihrer kategorischen Bezeichnung entsprechen zu können.

Die subjektive Wahrnehmung des Menschenwesens wird in Euren Texten behandelt. Kann der Mensch denn als autonomes Wesen betrachtet werden, das eine Umwelt schafft, in der er nichts mehr antrifft, was nicht ganz von ihm selbst gemacht ist ?

Diese Frage zielt meines Erachtens auf Extrem-Philosophie wie den Solipsismus ab. Inwiefern leben wir also in „unserer Welt“, die wir uns selbst denkend(…) erschaffen, und „der Welt an sich“, die unabhängig von unserem gedanklichen Zutun funktioniert? Nun, so ganz sicher kann man sich da eben nicht sein und gerade die Angst vor einer solchen – ich nenne es einmal – unbemerkten, totalen Isolation bzw. Einsamkeit, die hinter dem Solipsismus lauert, die Angst vor einem dreidimensionalen Kopfkino bzw. die Angst, die Wirklichkeit, die hier sprichwörtlich vor den eigenen Augen liegen würde, nicht zu erkennen, kommt beispielsweise im Text zu „SCHWARZ SCHAUT TIEFSTEN LICHTERGLANZ“ drastisch zum Ausdruck. Allerdings lassen sich heutzutage die Thesen über eine „absolute Ich-Realität“ ohnehin kaum noch halten. Dieses Thema beschäftigt mich jedoch ungemein, vor allem auch in Bezug auf das Wesen von „Einsamkeit“ …

„…das Menschenwesen ist hin- und hergerissen zwischen den Fragen, inwiefern es sich selbst genügen muss, kann oder darf, und wie sehr es auf ein anderes (Mensch-) Wesen erst zugehen muss, kann oder darf, um sich selbst wahrhaftiger zu begreifen – ohne sich selbst dabei zu verlieren“. Diese Zeilen sind dem begleitenden Text zu „Ich bin aus mir“ entnommen. Mit der Problematik der obigen Zeilen beschäftigte sich auch Georg Wilhelm Friedrich Hegel ( 1770 – 1831 ). Ausgangspunkt für die dialektische Weltsicht Hegels ist das Geschehen in der Liebe, deren Auffassung nach es für die Liebe eines Individuums bedarf, das, im ersten Schritt von sich selbst behaupten kann „Ich bin“(These), im zweiten Schritt sich der anderen Person hingibt, sich selbst im anderen vergisst (Antithese), im dritten Schritt wieder zu sich selbst zurückfindet und durch die Begegnung mit einem andern sich selbst bewusster wird (Synthese). In wie weit könnt Ihr Hegels Ansichten teilen ?

Für sich betrachtet empfinde ich Hegels diesbezüglichen Gedankenkreis als wundervolles Ideal, bin mir nur nicht sicher, ob sich dieses Ideal auf diese weltliche Realität beziehen kann bzw. ob der Mensch jemals so reif sein wird, um diesem Ideal konsequent folgen zu können. So bin auch ich selbst – wie man ja an dem einleitenden Zitat merkt – nach wie vor in vielerlei (Selbst-)Zweifeln gefangen, die sich vorwiegend um den Punkt des „Sich-Im-Anderen-Vergessens“ ranken.

„- ohne sich dabei selbst zu verlieren“. Schwingt in diesen Worten eine Angst mit, dass die Liebe auch dem Prozess der Selbsterkenntnis entgegenwirken kann und dass die Liebe vom Alltag erstickt wird und die Ambitionen des Mensch ebenso banal werden, wie die geführte Beziehung ?

Ja, zum damaligen Zeitpunkt als ich die Texte zu unserem dritten Album „HER VON WELKEN NÄCHTEN“ verfasste, war es durchaus so, dass ich Angst hatte, jedoch weniger vor „der Liebe“ (in einer Beziehung) oder aber dem Allein-Bleiben, sondern vielmehr Angst vor dem emotionalen Nichts, dem ich mich ausgeliefert hätte, wenn ich noch viel länger das bloße Hin- und Hergerissensein zwischen beidem hätte walten lassen. Ich bin einfach nur glücklich, dass ich mittlerweile meine zweite weiblichere Hälfte (wieder-)gefunden habe, sie mich (wieder-)gefunden hat, das Schicksal uns wieder vereint hat – wie auch immer man es umschreiben will … Zweifelsohne versucht der Alltag unentwegt die Verwirklichung unserer Träume und unseres Abenteuerbestrebens in Ketten zu legen, um so auch den Blick deutlich auf etwaige Banalitäten zu richten, die den „Alltag“ so unsagbar beliebt machen. Doch es gelingt uns vieles zu umgehen bzw. zu entkräften, zumal wir sehr bewusst – und dabei vor allem sehr bewusst phantasievoll – miteinander und mit „unserer Welt“ umgehen. Das hört sich bestimmt alles äußerst idealistisch an – und ja, bis zu einem gewissen Grad ist es das wohl auch. Allerdings tut es gut, Ideale zu haben bzw. sie – wenigstens – zu formulieren. Wir beide gestalten eine schöne Beziehung, die sich – für uns – momentan dadurch auszeichnet, dass wir einander genauso viel Geborgenheit, Gemeinsamkeit und Geduld zu Teil werden lassen können wie die nötige Widerrede, Bereicherung durch Eigenheiten und bestimmte impulsive Frischetaten. Und obwohl ich bei alledem scheinbar wie von einer bewusst gesetzten Tat spreche, ist es anders, nämlich ein individuelles Fließen in einem gemeinsamen Flussbett, wobei man nicht mehr genau festmachen kann, wann oder worin wir beide nahezu eins sind oder wir uns gerade unterscheiden, indem ich z.B. eine zürnende Welle bin und sie der ruhige Strom darunter. Es zeigt sich darin eine magische, tiefe Zusammengehörigkeit, die vielleicht tatsächlich auf einem ursprünglich gemeinsamen Wesen beruht, das sich in dieser Realität durch gemeinsame und schicksalhaft anmutende Verbindungen erahnbar zu machen versucht. Demzufolge laufen wir beide auch nicht Gefahr – aufgrund von zahlreichen Kompromissen – einen beziehungsgetarnten Selbstmord an der eigenen Individualität einzuleiten. Und deshalb ist es mir möglich zu lieben, da sich „mein Ich“ in der Beziehung auch selbst „liebt“, oder deutlicher, sich selbst – darin und dadurch – wahrhaftiger bzw. verwirklichter fühlt. Ich habe keine Angst mehr, mich in dieser meiner Beziehung selbst zu verlieren. Wie kitschig und wie wahr: Das Schicksal war mir hold. Und jene Angst war berechtigt.

Der „unendliche Seelenfriede“ kann dem Menschen in einem „bewusst gelebten Moment“ zuteil werden. Wie kann ein solcher Moment erreicht werden ?

Hier ist der Schlüssel. Ich denke, es liegt an jedem selbst zu entscheiden, wann man wirklich bewusst oder „bewusst genug“ (er-)lebt bzw. ob man noch weiter gehen muss. Wenn Dir-für Dich selbst- wahr erscheint, dass es eine solche Entscheidung geben kann und muss, dann bist Du meinem Empfinden nach schon weit. Mir ist über die Jahre hinweg mehr und mehr klar geworden, dass sich „meine Erfüllung“ in dieser Realität vorwiegend in kurzen Momenten, stillen, ahnungsvollen Bewusstseins kundtut, die mir so Seelenfrieden gewähren. Mir dieser Momente emotionell bewusst zu sein, bedeutet für mich in dem ganzen Losgelöstsein von Weltlichem und in dem unmittelbaren Hinweisen auf meine innerste Mitte – Unendlichkeit und gleichbedeutend damit Wahrhaftigkeit bzw. wirkliche Tiefe zu erahnen sowie zeitlosen Seelenfrieden zu erfahren. Ich berühre bereits in dieser Realität meine Seele. Ich erfasse mich selbst zuinnerst. Und das kann mir nicht genommen werden.

Wäre der Mensch verloren, wenn er den unendlichen Zustand des „unendlichen Seelenfriedens“ über den Moment hinaus erleben könnte, diesen Zustand für die Ewigkeit erleben könnte ?

In dieser weltlichen Realität denke ich schon, dass er verloren wäre. Denn darin definiert sich ursprüngliches Menschsein meiner Meinung nach über das persönliche Heranreifen, das sich in drastischer Weise im ständigen Wechsel zwischen Hoch und Tief der menschlichen Psyche vollzieht. Das aber „ewiger Seelenfriede“ in einer – spekulativ gesilbt – jenseitigen Wirklichkeit ein Idealzustand sein könnte, ist für mich dennoch möglich, allerdings ausschließlich vom Standpunkt des empfindenden und nicht vom Standpunkt des denkenden Menschwesens aus.

Besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle meinem Kollegen Asmondeus aussprechen, auf den die Fragen bezüglich Ideal, Romantik und Schönheit zurückzuführen sind.

Fragen ragen über Fragen,/und niemand kann lang‘ Antwort sagen,/was Einsamkeit, was Richtigkeit,/was Mut und Überheblichkeit,/was Liebe, Freund und Eigenheit,/und all ihr … Rätsel wirklich seid. ( Dornenreich – Trauerbrandung )

Galerie mit 17 Bildern: Dornenreich - Skaldenfest Open Air 2022
25.03.2002

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