Dornenreich
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Interview

Wer DORNENREICH nicht kennt, ist selbst schuld. Seit über zwölf Jahren sind die Österreicher bereits unter diesem Banner unterwegs und sorgen mit jeder neuen Veröffentlichung für Furore. Nun ist es endlich an der Zeit, dass DORNENREICH sich auch visuell präsentieren und liefern mit „Nachtreisen“ ein perfekt inszeniertes DVD/CD-Paket ab, das mit viel Liebe zum Detail produziert wurde. Bandkopf Eviga weiß mehr…

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Hallo Eviga, die erste DVD scharrt in den Startlöchern. Wie geht es dir?

Gerade von einer äußerst ereignis- und erfolgreichen Deutschland-Tour heimgekehrt, geht es mir und uns dementsprechend gut, danke.

Sechs Alben und ein Dutzend an Jahren hat es gedauert, bis ihr euch entschieden habt, ein DVD/CD-Paket mit Live-Material zu veröffentlichen. War 2009 nun der richtige Zeitpunkt gekommen?

Von unserer Seite waren die tragenden Säulen der DVD schon im Herbst 2008 fertig, doch es kam dann seitens der, mit Schnitt und Authoring der DVD beauftragten, Firma noch zu erheblichen Verzögerungen, weswegen „Nachtreisen“ erst jetzt erscheinen kann. Allerdings sind wir mit dem nun vorliegenden Ergebnis auf allen Ebenen sehr zufrieden. Das lange Warten hat sich also gelohnt!

Den Käufer erwarten Live-Auftritte vom Summerbreeze 2007 und dem Wave Gotik Treffen im selben Jahr. Warum wolltet ihr gerade diese beiden Auftritte auf DVD brennen?

Die Headliner-Positionen, die uns sowohl vom Summerbreeze als auch vom WGT eingeräumt wurden, schufen fantastische Rahmenbedingungen für das Mitschneiden der Konzerte, deswegen entschieden wir uns für besagte Festivals.

Beim Summerbreeze saß euer Ur-Drummer Gilvan am Schlagzeug und außerdem hattet ihr Unterstützung von zwei ehemaligen EMPYRIUM-Mitgliedern. Arbeitet ihr auch in dieser Besetzung an neuem Material oder bleibt es bei der Stammbesetzung, sprich du und Inve?

Schwadorf und Helm von EMPYRIUM unterstützten uns lediglich live, da sie mit eigenen Bands und Projekten mehr als ausgelastet sind, doch Gilvan ist nun wieder ein fester Bestandteil von DORNENREICH und wird gemeinsam mit Inve und mir unserem neuen Material namens „Flammentriebe“ Gestalt verleihen.

Apropos „Flammentriebe“ und neues Material: Was steht bei euch zurzeit an Arbeit auf dem Programm?

Wir werden bis Ende Oktober noch einige Konzerte geben und uns dann wieder ganz auf die Ausarbeitung von „Flammentriebe“ konzentrieren. Das Album ist bereits sehr konkret geworden. Sowohl die Gitarren als auch das Schlagzeug und große Teile der Geigen sind zum jetzigen Zeitpunkt bereits komponiert, jedoch möchten wir die Stücke noch in allen Details reifen lassen, weswegen wir erst im Juli 2010 ins Studio gehen werden und das Album gewiss nicht vor 2011 erscheinen wird.

Kommen wir noch einmal auf die DVD zurück, die sich „Nachtreisen“ nennt. Welcher tiefere Sinn steckt hinter diesem Titel?

Die Reise des menschlichen Individuums durch die Dickichte seiner selbst und der Welt ist seit den Anfängen DORNENREICHs ein wesentlicher inhaltlicher Bestandteil unserer künstlerischen Tätigkeit. Zudem scheint mir „Nacht“ als Zeit der Reflexion, des Verarbeitens und des sich Neuausrichtens in gewisser Weise die Quelle des (geistigen) Seins zu sein.

Das Akustische scheint euch in letzter Zeit sehr zuzusagen. „In Luft geritzt“ war ja auch ein reines Akustikalbum. Wie kann man solche instrumentalen – sagen wir mal – „Monster“ auf der Bühne gehaltvoll präsentieren?

„In Luft geritzt“ ist ein ungemein dynamisches Album, das vielen existenziellen Gefühlszuständen und Empfindungsnuancen des menschlichen Individuums Ausdruck verleiht und da wir das Album ausschließlich vermöge akustischer Instrumentierung verwirklichten, forderten uns die Stücke dieses Albums in der Bühnenumsetzung ein besonders hohes Maß an Konzentration und Hingabe ab. Diesen Stücken muss man sich ganz und gar anvertrauen – und das machen wir auch und das ist etwas zutiefst Magisches für uns selbst und alle bei einem Konzert Anwesenden. Intensivste, mit unserem Publikum geteilte, Momente waren und sind der Lohn und die Tatsache, dass wir seit unseren zahlreichen Akustik-Konzerten rund um „In Luft geritzt“ gewiss bessere Live-Musiker geworden sind.

Eure Auftritte sind immer sehr ambitioniert, so wie euer gesamtes musikalisches Schaffen. Wo könnt ihr euch besser ausleben – im Studio oder live auf der Bühne?

Das – mitunter sehr kontrollierte – Erarbeiten einer Vision im Studio ist für mich letztlich genauso reizvoll wie die Intimität und Ekstase, die ich während eines Akustik- bzw. Metal-Auftrittes erlebe. Am Anfang und am Ende steht aber wohl eine überzeugende Aufnahme bzw. ein beseeltes Album, als in Teilen bewusstes wie unbewusstes Zeugnis von Leidenschaft und Konsequenz.

Was haltet ihr im Nachhinein von eurer Diskographie und vom Album „Nicht um zu sterben“ aus dem Jahr 1997?

In unterschiedlicher äußerer Erscheinung bzw. Instrumentierung huldigen alle unserer Veröffentlichungen derselben ursprünglichen Sehnsucht nach Ausdruck und Zugehörigkeit inmitten des unendlichen Mysteriums des Seins an sich.
„Nicht um zu sterben“ ist stürmender und drängender Ausdruck jugendlichen Aufbegehrens, das Vergänglichkeit noch nicht in sein Dasein und Werden integrieren kann und will.

Ist es für Künstler wie euch nicht schwierig, sich auf dem Medium DVD künstlerisch zu entfalten? Immerhin sehen viele dieses Medium als reinen Kommerz, da es sich im Prinzip nur um „aufgewärmtes Material“ handelt?

Da alle in den Konzerten gespielten Stücke, auch aufgrund der Geige, neu arrangiert wurden und wir versuchten, uns dem Medium DVD kreativ und stimmig (Menüs, Artwork,…) zu nähern, konnten wir uns letztlich durchaus entfalten.

Seht ihr dieses Paket ein wenig als Geschenk an eure treuen Fans an?

Ja! Es ist in gewisser Weise ein Geschenk für alle, die uns seit vielen, vielen Jahren begleiten und freilich auch für diejenigen, die aufgrund zu großer Entfernungen nie einem unserer Konzerte beiwohnen konnten.

Für euer letztes Album „In Luft geritzt“ habt ihr euch in Gemäuer in Imst/Tirol verkrochen. Für solch „extravagante“ Locations interessiere ich mich natürlich! Wie kommt ihr dazu? „Nachtreisen“ ist aber schon in einem „ordentlichen“ Studio produziert worden, oder ;-)?

Für „In Luft geritzt“ suchten wir eine Lokalität, die von sich aus viel zur Atmosphäre der Aufnahmen beitragen konnte, dadurch, dass sie der gespielten Musik mittels ihres Raumklanges akustische Flügel verlieh. Unser Tontechniker Andreas Wein machte uns daher auf die „Villa Stapf“ aufmerksam. Und ja – „Nachtreisen“ wurde in verschiedenen Studios erarbeitet.

Seit 2001 werdet ihr vom deutschen Label Prophecy Productions betreut. Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen euch und der Plattenfirma?

Wir pflegen ein freundschaftliches Verhältnis, das auf gegenseitigem Verständnis und Respekt basiert, was in konstruktiver Weise mit einschließt, das hin und wieder auch die Fetzen fliegen können. Künstlerische Arbeit ist im Felde zwischenmenschlicher Zusammenarbeit eben eine nicht selten schwierige Angelegenheit, doch bis jetzt konnten DORNENREICH und Prophecy bereits fünf gemeinsame Produktionen zu einem schönen Ende führen und ich bin zuversichtlich, dass uns das auch in Zukunft gelingen wird.

Wie läuft es bei euch, seit Valnes endgültig ausgestiegen ist?

Wir sind nun wieder zu einem sehr, sehr kreativen Trio herangereift, in dem die Aufgaben wesentlich klarer verteilt sind als früher, was eine wirkungsvolle und
unbelastete Zusammenarbeit gewährleistet.

Wie würdet ihr DORNENREICH im Jahre 2009 beschreiben?

Nach wie vor: intensiv – mystisch – zeitlos.

Ist es für eine Band aus Österreich schwierig, in einem von deutschen Bands dominierten Genre Fuß zu fassen?

Authentizität, Kreativität und Konsequenz öffnen Herzen und Türen – das ist das Wesentliche jeder bedeutsamen Band.

Seid ihr derzeit mit DORNENREICH unterwegs?

Du erwischst uns gerade am Vorabend einer Konzertreise in die Schweiz.

Wo werden euch eure „Nachtreisen“ bzw. Planungen in nächster Zeit hinführen?

Nach der Schweiz werden wir noch einige Konzerte in Österreich geben.

Macht ihr eigentlich hauptberuflich Musik?

Nur Inve ist hauptberuflich Musiker. Vom Herzen her sind wir das aber freilich alle drei.

Was erwartet ihr euch von „Nachtreisen“ – in kommerzieller Hinsicht, als auch in Form von Reaktionen?

Die „Nachtreisen“-DVD ist ein sehr aufwendiges Projekt und die Reaktionen sind bis dato großartig. Für mich persönlich ist es zutiefst befriedigend, dass beide Seiten DORNENREICHs auf „Nachtreisen“ angemessen dokumentiert sind. Darum ging es uns in erster Linie – und das ist es auch, was wir beeinflussen konnten.

Abschließend gefragt – was bedeutet euch die Musik und warum macht ihr nicht einfach „stinknormalen“ Pop/Rock/Metal, um mehr Geld zu machen?

Ich denke, dass man allen unseren Veröffentlichungen anmerkt, dass es sich hierbei um Werke handelt, die allein aus Leidenschaft und Herzblut bestehen. Aufrichtige Hingabe verleiht letztlich Kraft, Ausdauer und Integrität.

Die letzten Worte gehören natürlich auch noch dir. Bitte sehr…

Ich möchte dir, Mathias, für Deine interessierten Fragen danken und wir danken euch allen da draußen für die Leidenschaftlichkeit und Beherztheit, mit der ihr DORNENREICH begegnet und unterstützt. Vielen Dank!

Galerie mit 17 Bildern: Dornenreich - Skaldenfest Open Air 2022
03.10.2009

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26.04. - 27.04.24metal.de präsentiertWalpurgisnacht Vol. III - 2024 (Festival)Thy Light, Dornenreich, Lucifer's Child, Décembre Noir, Perchta, Mütterlein, Mother Augusta, Haeresis, 1914, The Vision Bleak, Trivax, Death Cult 69 und AbglanzORWOhaus, Berlin

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