Epica
Vergangenheit und Zukunft
Interview
Vor einem Monat erschien mit „Aspiral“ das neue Album von EPICA. Wir saßen zur Veröffentlichung mit Mark Jansen zusammen und sprachen über das Werk, Veränderungen bei der Aufnahme und dem Songwriting. Doch auch über die Reunion von AFTER FOREVER haben wir geredet.
Hi Mark, was bedeutet der Titel eures neuen Albums „Aspiral“?
„Aspiral“ basiert auf einer Statue von Stanisław Szukalski, die ebenfalls „Aspiral“ hieß und sich mit Inspiration und Erneuerung beschäftigt. Rob [van der Loo, Bassist; Anm. d. Red.] schrieb über diese Statue, weil er die Werke von Szukalski liebt und er sagte: „Wenn es interessant für EPICA ist, verwende ich den Song für uns. Wenn ihr denkt, es passt überhaupt nicht zu EPICA, mache ich mit einem anderen Projekt weiter.“
Dann habe ich mir den Song angehört und fand ihn wirklich schön. Also habe ich gesagt: „Ja, ich denke wirklich, er passt gut zu einem neuen EPICA-Album.“ Damals hatten wir noch nicht viele Songs, es war eher ein intuitives Gefühl. Zu der Zeit hatten wir noch keine Ahnung, dass es sogar der Albumtitel werden würde. Mit der Zeit stellten wir fest, dass dieser Titel mehr und mehr alle Texte umfasst. Es wurde die Spitze der Pyramide und am Ende wurde es der Albumtitel. In vielerlei Hinsicht handeln die Texte auch davon. Also ist „Aspiral“ im Grunde wie das Ende eines Zyklus und der Beginn eines neuen – eine Erneuerung.
Zudem war „Omega“ das Ende der „metaphysischen Trilogie“.
Ja, metaphysische Analogie. Wir haben es selbst nie so genannt, aber irgendwie fing es an, ein Eigenleben zu entwickeln. Es klang schön, aber ich erinnere mich nie, wer damit angefangen hat. Ihr nennt es so. Es ist cool und in gewisser Weise ergibt es Sinn, aber ich selbst habe es mir nie ausgedacht. Es ist auf eine lustige Weise eigenständig geworden.
„Aspiral“ ist also Ende und Anfang in einem?
Ja, ich denke, wenn man sich das Album anhört, gibt es eindeutig Songs, die ihre Wurzeln in frühen EPICA-Werken haben. Und alle Zutaten dessen, was EPICA ist, sind darin enthalten. Gleichzeitig strecken wir die Fühler aus, um neue Wege auszuprobieren, um uns nicht zu wiederholen und um es für uns selbst interessant zu halten. Wir wollen vermeiden, dass die Leute genau wissen, was sie von uns erwarten können, denn das kann beruhigend, aber auch tödlich für eine Band sein, wenn sie nur noch das tut, was die Leute von einem erwarten.
Welche frischen Elemente habt ihr eingebracht? Mir ist ein Metalcore-Breakdown aufgefallen.
Das ist definitiv eines dieser Dinge. Das ist einer der Songs, der auch einen moderneren Touch hat. Zudem beginnen wir direkt mit „Cross The Divide“ und verzichten auf ein Intro. Für die ersten Singles haben wir typischen Single-Tracks ausgewählt, anstatt einen langen Track, für den es immer schwer ist, ein Video zu drehen, weil die Videomacher immer sagen: „Dieser Song ist viel zu lang, ich weiß nicht, wie ich genug Material für ein zehnminütiges Lied filmen soll.“
Einige Songs haben eindeutig eine modernere Stimmung, als wir sie früher hatten. Ich denke, die „Alchemy Project“-EP, die wir gemacht haben, hat uns etwas Selbstvertrauen gegeben. Viele dieser Songs funktionieren auch live sehr gut in unserem Set. Das hat uns das Selbstvertrauen gegeben, dass wir so einen Schritt für unser reguläres Album machen könnten.
Ich mochte diese EP sehr. Ich wusste nicht, was mich erwartet und da sind einige großartige Songs drauf. Ich mag besonders „Human Devastation“ mit Heri Sattler von GOD DETHRONED.
Das ist ein Song, der niemals existiert hätte, wenn wir nur Musik mit der EPICA-Belegschaft gemacht hätten. Im Grunde genommen würde fast keiner der Songs auf diesem Album existieren – fast alle wären nicht entstanden, ohne die Zusammenarbeit mit all diesen verschiedenen Leuten aus der Musikszene.
Jeder hat seine eigene Inspiration und seine eigenen Ideen zu den Songs beigetragen. Deshalb ist etwas so Einzigartiges passiert. Das war der spaßige Teil daran. Wir sind einfach mit dem Flow gegangen und wir haben nicht darüber nachgedacht. Das war eine schöne Arbeitsweise, die wir bei der Arbeit am neuen Album übernommen haben.
Das fehlende Intro fiel mir auch auf.
Uns war klar, dass das nicht jeden zufriedenstellt. Das ist unmöglich, denn egal, was man tut und besonders, wenn man ein bisschen experimentiert, gibt es ein paar Hardcore-Fans, die ein Experiment nicht schätzen können. Das ist ein Teil des Jobs, uns interessant zu halten.
An alten Elementen freut mich die Fortsetzung der „A New Age Dawns“-Saga.
Ja, die war auf neun Teile ausgelegt aber seit dem sechsten ist mir nichts mehr eingefallen. Also dachte ich irgendwann, vielleicht passiert es nie wieder. Aber auf diesem Album erinnerten mich die Texte und die Songs so sehr daran, dass ich dachte, dass die Zeit reif ist.
Mir gefallen solche Mehrteiler wie auch „Kingdom Of Heaven“.
Mir auch. Wenn ich einen Titel mit „Chapter“-Angabe sehe, frage ich mich, was die Intention hinter dem Song ist. Wir haben in der Band schon gescherzt, dass wir ein Konzert nur mit „Kingdom Of Heaven“-Songs geben können irgendwann, aber dann wären manche Fans vermutlich angepisst, wenn sie nur sechs Stücke an einem Abend gehört haben (lacht).
Was hat es mit dem Cover auf sich, das sich stark von den früheren Alben unterscheidet?
Wir haben mit einem neuen Künstler gearbeitet, der auch großer Szukalski-Fan ist. Der hat die „Aspiral“-Statue genommen und seine eigene Version erstellt. Es ist eine Sonnentafel, die gen Himmel zeigt. Neun Arme sind darauf, weil es das neunte Album ist. Die Arme sind durchbohrt, weil nichts heutzutage einfach ist.
Die Dinge sind in manchen Situationen ziemlich schwierig, aber nichts ist unmöglich, wenn es darum geht, etwas Schönes zu schaffen und Dinge zum Besseren zu wenden. Das ist die Hoffnung in dem Kunstwerk. Es gibt also einige dunkle Elemente, aber es gibt immer die Hoffnung, die Dinge zu verändern.
Wie schreibt ihr einen typischen EPICA-Song?
Das unterscheidet zu jedem Album. Beim „Alchemy Project“ wurde viel durch Jamming geschrieben. Das Grundgerüst der Songs ist fertig und dann kommen wir zusammen und spielen die Songs gemeinsam. Dort können sich die Dinge immer noch stark ändern. Das haben wir auch beim neuen Album versucht.
Wir schreiben unsere eigenen Songs, kommen zusammen, arbeiten an den Songs der anderen in Writing Camps. Dann machen wir sie so gut wir können und spielen sie im Studio in einer Art Live-Setting, um zu sehen, was funktioniert und was nicht. Die Dinge, die nicht funktionieren oder den Flow stoppen bearbeiten wir und dann nehmen wir sie auf.
Das ist eine Arbeitsweise, die wir über die Jahre verfeinert haben, denn früher haben wir viel mehr Songs in unseren Heimstudios geschrieben und das war dann einfach so. Heutzutage ist es ein ganz organischer Prozess, bei dem wir alle mitreden und Dinge ändern, bis wir alle zufrieden sind.
Für März 2026 ist eine Tour mit AMARANTHE und CHARLOTTE WESSELS geplant. Warum der lange Zeitraum zwischen Albumveröffentlichung und Tour?
Es gibt mehrere Gründe. Ursprünglich hatten wir eine US-Tour nach Albumrelease geplant, weil unsere US-Visa zu einem bestimmten Zeitpunkt ablaufen und es ist ein großer Aufwand, Visa für die USA zu bekommen. Also dachten wir: „Lasst uns eine US-Tour machen und später Europa.“. Plötzlich stellte sich heraus, dass diese US-Tour nicht wie geplant stattfinden würde. Also hatten wir plötzlich diese Lücke, weil wir die Europa-Tour später geplant hatten. Wir entschieden uns dennoch, das Album im April zu veröffentlichen, weil wir es für den bestmöglichen Zeitpunkt hielten. Das Album war dann bereits seit einem Jahr fertig, also wäre das zu lange gewesen.
Es gibt viele Bands, die heutzutage Alben veröffentlichen und viel später auf Tour gehen. Das hat Vorteile. Wenn du gleich mit einer Tour beginnst, sind viele Fans noch nicht mit dem Album vertraut. Wenn du später auf Tour gehst, können die Leute mitsingen und die neuen Songs schon richtig mitfühlen. Ich denke, das ist auf lange Sicht sogar besser.
Ich bin sehr glücklich mit diesem Tour-Paket. Ich sage schon seit vielen Jahren, dass AMARANTHE perfekt zu uns passen würden. Es hat nur bisher nie geklappt – und jetzt passiert es endlich. Ich freue mich riesig darüber.
Was hält die Zukunft für EPICA bereit? Ihr seid schon 22 Jahre unterwegs.
Wir fangen jetzt langsam an, über das 25-jährige Jubiläum nachzudenken. Es gibt schon erste Gespräche und Ideen. Wir wollen definitiv etwas ganz Besonderes machen, wenn wir unser 25-jähriges feiern. Wie gesagt, man muss heutzutage sehr weit im Voraus planen, weil Tourneen jetzt viel früher gebucht werden als früher. Deshalb machen wir uns schon jetzt Gedanken, auch wenn es noch keine konkreten Pläne gibt. Aber sicher ist, dass es etwas Besonderes werden muss.
Sprechen wir über AFTER FOREVER. Wie kam die Reunion zustande und plant ihr abseits der beiden Shows in Tilburg etwas?
Wir konzentrieren uns nur auf diese zwei Shows, weil ich mit EPICA sehr beschäftigt bin. Am Anfang war es so, dass ProgPower USA mich kontaktiert hat, weil sie sehr interessiert waren, eine AFTER-FOREVER-Show mit dem alten Line-Up zu machen. Dann habe ich alle angerufen, um zu sehen, wer Interesse hätte. ProgPower USA war nur interessiert, wenn wirklich alle dabei wären, aber für Floor Jansen war das ein abgeschlossenes Kapitel und sie wollte sich auf NIGHTWISH und ihre Solokarriere konzentrieren.
Da ich schon alle kontaktiert hatte, blieben wir in Kontakt und obwohl die Idee erst mal vom Tisch war, dachten wir irgendwann: „Es wäre doch cool, die alten Songs mal wieder zusammen zu spielen, aber eben auf eine andere Art.“. Dann kam eins zum anderen. Wir haben eine Probe gemacht und sofort war wieder diese alte Chemie da – wir hatten richtig Spaß. Dann sagten wir: „Lass es uns einfach machen, ein Konzert spielen.“
Wir haben unseren alten Booker kontaktiert – er war sofort begeistert. Als wir das Konzert angekündigt haben, war es sofort ausverkauft. Dann haben wir eine zweite Show angesetzt – auch sofort ausverkauft. Glücklicherweise konnten wir dann in die größere Halle im 013 in Tilburg (Niederlande) umziehen. Dafür gibt es noch ein paar Tickets. Aber wir belassen es bei diesen zwei Shows, weil wir es exklusiv halten wollen.
Wenn AFTER FOREVER danach irgendwie weitermachen möchte, unterstütze ich das voll und ganz. Aber allen – auch den Jungs – ist klar: Für mich ist EPICA meine Priorität. Ich freue mich riesig darauf, mit AFTER FOREVER zu spielen – es macht so viel Spaß – aber ich habe keine Zeit, zwei Bands gleichzeitig mit voller Kraft zu betreiben. Was danach passiert, unterstütze ich gerne, aber ich kann kein fester Teil davon sein.
Jetzt konzentrieren wir uns erstmal nur auf diese zwei Shows, und das wird sicher richtig toll. Schon die Proben waren riesiger Spaß – und das allein macht es für mich lohnenswert, denn ich bin dabei wegen der Freude, nicht wegen irgendwas anderem.
Fokussiert ihr euch auf „Prison Of Desire“ und „Decipher“ oder spielt ihr von allen Alben etwas?
Ja, der Hauptfokus liegt auf den ersten beiden Alben. Aber ich war einer der Ersten, der gesagt hat: „Lasst uns auch ein paar der neueren Klassiker spielen.“ Da gibt es Songs wie „Energize Me“, die ich immer schon gerne gehört habe. Oder „Discord“ – da sind einige richtig gute spätere Songs dabei.
Ich habe gesagt, wenn wir eine ausgewogene Setlist machen, die sich hauptsächlich auf die ersten beiden Alben konzentriert – weil das ja der Grund war, warum wir überhaupt wieder zusammengekommen sind – aber auch ein paar richtig coole neuere Tracks mit reinnehmen, dann haben wir das Beste aus beiden Welten.
Danke für deine Zeit, Mark!
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