Hate
Das ewige Streben nach Macht

Interview

Die polnischen Death-Metal-Pioniere HATE haben grade ihr 13. Studioalbum „Bellum Regiis“ veröffentlicht. Während gewisse Landsleute versuchen, in Sachen Provokation und Blasphemie so richtig auf die Kacke zu hauen, erforscht Bandleader Adam Buszko aka Perun V./ATF Sinner lieber das menschliche Streben nach Macht im historischen und mythologischen Kontext.

Hate - Bellum Regiis

Hate – Bellum Regiis

Hallo Adam, wie geht es dir? Ich habe gehört, dass ihr momentan auf Tour seid. Spielt ihr schon Songs von „Bellum Regiis“ und wenn ja, wie sind die bisherigen Reaktionen?

Ja, wir haben gerade die Europatour zusammen mit KRISIUN, VENOM INC. und ATER gestartet. Insgesamt sind es 24 Shows und es ist die erste Gelegenheit für uns, Songs vom neuen Album live zu spielen. In unserem Set sind tatsächlich zwei Singles vom neuen Album – „Iphigenia“ und „Bellum Regiis“. Die Reaktionen auf unser neues Material sind bisher großartig. Es gab hunderte positive Bewertungen für beide Songs. Wir spüren die große Unterstützung sowohl von alten Fans als auch von neuen Anhängern.

Soweit ich weiß habt ihr kürzlich auch BELPHEGOR auf ihrer Nordamerika-Tour begleitet. Angesichts der aktuellen Entwicklungen in den USA, von Touristen, die an der Grenze festgehalten werden, bis hin zu entzogenen Visa – ist die derzeitige Situation etwas, das dich als tourender Musiker beunruhigt?

Was die US-Tour betrifft, wird es immer schwieriger, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. Das Verfahren ist wirklich kompliziert geworden, so dass wir die Visa nicht rechtzeitig erhielten und die Tour mit BELPHEGOR absagen mussten. Es ist erschreckend, wie europäische Bands heute von der amerikanischen Einwanderungsbehörde behandelt werden. Wir haben zuvor zahlreiche Touren in den USA gespielt und Visa waren nie ein Problem. Aber unter Trumps Regierung ist das eine andere Geschichte.

„Bellum Regiis“ ist euer dreizehntes Album. Das ist eine ziemlich große Zahl an Veröffentlichungen, die nur wenige Bands erreichen. Wie blickst du zurück – bist du zufrieden mit dem, was ihr bisher erreicht habt?

Kreativität ist wie eine Reise und ich denke, es liegt noch ein großer Teil vor uns. Ich bin froh da zu sein, wo ich jetzt stehe und stolz auf das, was wir tun. Es ist auch eine Frage der Motivation. Bei mir ist es eine Art innerer Antrieb zu schaffen, der mich nie verlassen hat. Ich kann sagen, dass das Feuer noch brennt!

Mit dem neuen Album taucht ihr erneut in Themen aus Geschichte und Mythologie ein. „Bellum Regiis“ befasst sich mit dem menschlichen Kampf um Macht, Reichtum, Ruhm und Glauben. Ist diese Themenwahl eine Reaktion auf alles, was derzeit auf der Welt passiert, vom Krieg in der Ukraine bis zum Aufstieg des Autoritarismus überall auf der Welt? Oder erkundest du diese Themen unabhängig von den aktuellen Ereignissen?

Es hat viel mit der aktuellen Dynamik der politischen Ereignisse zu tun. Der Titel des Albums lässt sich als „Krieg der Könige“ oder „Krieg der Adligen“ übersetzen. Und die Hauptinspiration stammt von dem, was wir um uns herum beobachten können, nämlich einem großen geopolitischen Wandel. Es sieht aus, als stünde ein Kampf der Titanen bevor. Die Weltordnung verändert sich direkt vor unseren Augen.

Es stellt diese große Frage: Warum sind wir als Menschen so tief motiviert von Konzepten wie Macht, Ruhm und Reichtum? Auf der anderen Seite gibt es Mythologien, die eine universelle Botschaft über uns (die Menschen) im Allgemeinen vermitteln. Wir sind nicht so anders als die Menschen der Antike. Ich denke, wir stehen vor den gleichen Dilemmata und schweren Entscheidungen. Nur der Rahmen ist ein bisschen anders. Deshalb greife ich meistens auf Geschichten aus der Mythologie zurück, die universelle Beispiele für Dramen und schwierige Entscheidungen liefern, mit denen die meisten von uns im Leben konfrontiert werden.

Es ist eine Inspirationsquelle für mich, besonders die griechische und slawische Mythologie. Was mich am meisten interessiert, ist das Wesen, das uns alle ausmacht. Besonders das dunkle, verschlossene Element der menschlichen Seele. Manche nennen es Satan, andere nennen es einfach den dunklen Teil des Selbst. In Zeiten von Krieg und Konflikt wird dieser Teil des menschlichen Selbst stärker zur Schau gestellt.

Der Fokus der letzten Alben lag hauptsächlich auf slawischer Geschichte und Mythologie, aber dieses Mal scheinst du ein etwas breiteres Feld abzudecken. Der Titel des Albums ist lateinisch und das Lied „Iphigenia“ bezieht sich auf eine Figur aus der griechischen Mythologie, während sich „Rite of Triglav“ und „Perun Rising“ auf slawische Gottheiten beziehen. Kannst du ein wenig mehr dazu sagen, wie diese Lieder thematisch miteinander verbunden sind?

Ja, sicher. Wie bereits erwähnt, greift das Album die Gier nach Macht und all die Kämpfe, die damit verbunden sind auf. Aber es geht auch um den Krieg als Konsequenz. Ich denke, das ist eine universelle Sache für die Menschheit seit Anbeginn unserer Existenz, daher habe ich verschiedene Parallelen aus der griechischen und auch slawischen Mythologie in den Texten verwendet.

Was das Lied „Iphigenia“ betrifft, geht es darum, dein Leben für eine größere Sache zu opfern. Iphigenia war die älteste Tochter von König Agamemnon und Königin Klytaimnestra. Sie wusste es nicht, aber ihr Schicksal war bereits besiegelt. Sie sollte geopfert werden, um die Göttin Artemis zu besänftigen. Die Geschichte ist ziemlich erschütternd, weil sie irgendwann eine Wahl bekommt und ihr Leben retten könnte, doch sie entscheidet sich, sich töten zu lassen, um auf diese Weise die griechische Seite im Trojanischen Krieg zu unterstützen.

Was das Lied „Perun Rising“ betrifft, geht es um die heidnische Reaktion auf die christliche Eroberung im 10. Jahrhundert. Der Titel des Liedes bezieht sich auf Perun – einen slawischen Donnergott, die höchste Gottheit im Pantheon der alten Slawen. Der Text bezieht sich auf ein historisches Ereignis, das 983 in Połabie stattfand – dem Land der westslawischen Stämme. Heute liegt Połabie innerhalb der Grenzen von Ostdeutschland.

Damals war es von slawischen Stämmen bewohnt, die unter ständigem Druck der Christianisierung durch die Deutschen (die sich selbst als Ostfranken bezeichneten) standen. Im Jahr 983 brach ein slawischer Aufstand aus, der die fränkische Herrschaft über das Land beendete. Viele christliche Priester wurden getötet und Tempel niedergebrannt. Der Aufstand hielt die deutsche Invasion im Osten mehr als hundert Jahre lang auf.

Galerie mit 13 Bildern: Hate - Party.San Metal Open Air 2024

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Quelle: Adam Buszko
09.05.2025

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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