Isafjørd
Unsere dunkleren oder traurigeren Gefühle

Interview

ISAFJØRD ist die neue Band von Aðalbjörn „Aðði“ Tryggvason (SÓLSTAFIR) und Ragnar Zolberg (SIGN/ex-PAIN OF SALVATION), die sich mit ihrem Debütalbum „Hjartastjaki“ in fast schon poppige, zumindest aber postrockige Gefilde wagen. Wobei… mit dieser Genrebezeichnung kann letztgenannter nicht viel anfangen, wie er in unserem Interview bekennt. Lest hier außerdem, warum die Väter der beiden eine entscheidende Rolle bei der Bandgründung spielten.

Hej Ragnar, was machst du gerade, wo dein neues Album „Hjartastjaki“ veröffentlicht wird?

Nun, der zweite Dezember ist mein Geburtstag, also ist es eine doppelte Feier für mich. In den letzten Jahren habe ich meine Soloalben an diesem Tag veröffentlicht, aber dieses Jahr ist es das ISAFJØRD-Album, und es fühlt sich wirklich gut an, es endlich herauszubringen.

Dann herzlichen Glückwunsch nachträglich! Ich mag die Atmosphäre von „Hjartastjaki“ sehr – dieses entspannte, sanfte, melancholische und atmosphärische Gefühl.

Freut mich, das ist gut zu hören!

Warum habt Ihr Euch zusammengetan, und was wolltet Ihr mit dem Album erreichen?

Nun, wir haben uns entschieden, ein Album zusammen zu machen, ohne überhaupt darüber zu reden, welche Art von Musik wir machen wollten. Ich lebe in Norwegen und Addi lebt in Island, also flog er hierher und blieb eine Woche, als wir Zeit hatten, alles zu verwirklichen. Während dieser Woche haben wir das ganze Album geschrieben und aufgenommen – abgesehen von einem Song, den wir später gemacht haben.

Das einzige Ziel, das wir hatten, war, das beste Material zu schreiben und aufzunehmen, das wir in dieser Zeit konnten. Wir haben uns nicht für eine „Post-Rock“-Richtung entschieden und ehrlich gesagt weiß ich nicht einmal, was dieser Begriff bedeutet, wir haben einfach das gemacht, was sich für uns natürlich anfühlte. Wir hatten keinen Filter, keine Erwartungen und keine vorgefasste Meinung darüber, wie ISAFJØRD klingen würde, es geschah einfach ganz natürlich.

„Unsere dunkleren oder traurigeren Gefühle“: ISAFJØRD. (Photo by Agúst Atlason)

Im Promozettel steht, dass ihr die Songs zusammen in einem alten Haus mit kaputtem Klavier und bei eiskalten Temperaturen komponiert habt – war das wie ein Plan, um die richtige Atmosphäre oder Gefühle einzufangen?

Nicht wirklich, nein, das waren lediglich die Umstände, die wir hatten, und ich glaube, dass es durchaus so auf dem Album hörbar ist. Wir haben in meinem Studio aufgenommen, in dem ich wohne, umgeben von einem großen Wald, und in den Wintermonaten wird es hier eiskalt, bis zu -25 Grad Celsius. Ich hatte dieses Klavier gerade am selben Tag bekommen, als Addi ankam. Wir mussten die Tür vom Studio abschrauben, um es hinein zu bekommen. Als es endlich da war, war es wirklich kalt und verstimmt vom Transport, und sein Sound hat von Anfang an die Stimmung bestimmt.

War von Anfang an klar, mit welchen Instrumenten Ihr die Songs gestalten würdet?

Wir haben nur die Instrumente benutzt, die ich in meinem Studio hatte. Damals gab es ein kleines Schlagzeug ohne Toms, Klavier, Bass und ein paar Gitarren, aber wie gesagt, wir hatten nicht wirklich etwas geplant. Ich saß am Klavier und Addi hatte seine Gitarre, als wir die Songs schrieben. Normalerweise haben wir morgens geschrieben, tagsüber aufgenommen und am Abend schrieben wir Texte und nahmen den Gesang auf – ein Song pro Tag. Wir spielten abwechselnd alle Instrumente und hatten eine tolle Zeit dabei, es war einfach eine wunderbare Woche.

Aðði und Du singt beide auf dem Album. Gab es einen Plan, wie Ihr den Gesang aufteilt?

Ich glaube nicht, dass wir zu viel darüber nachgedacht haben, außer der Tatsache, dass wir es beide wirklich lieben zu singen. Deshalb wollten wir es gleichmäßig unter uns aufteilen, und wir waren immer derselben Meinung bei der Aufteilung. Ich mochte schon immer Bands, die mehr als einen Sänger haben, also fand ich es sehr interessant.

Da mein Isländisch nicht so gut ist und ich den Google-Übersetzer für die Songtitel verwenden musste… kannst du uns einen kleinen Hinweis geben, worum es in den Texten geht – oder zumindest um den Albumtitel?

In Anbetracht dessen, wie schnell wir gearbeitet haben, haben wir dort nicht mehr Zeit als nötig für irgendetwas aufgewendet. Es gab kein Nachdenken oder Bearbeiten, also kam alles wirklich roh und ehrlich heraus. Die Texte sind Themen unserer Gefühle – der Gefühle und Gedanken, die man in einem normalen Gespräch nicht zur Sprache bringen würde. Abgesehen davon sind es hauptsächlich unsere dunkleren oder traurigeren Gefühle. Allein mit der winterlichen Dunkelheit und Kälte fertig zu werden, ist ein Kampf für sich und fast wie ein laufendes Thema. Der Titel ist eine Mischung aus zwei Wörtern, die meiner Frau zufällig eingefallen sind, als wir an dem Album gearbeitet haben, er bedeutet „ein Herzpfähler“.

Soweit ich weiß, ist Isafjørd/Ísafjörður der Name der Heimatstadt Eurer Väter, der letztendlich der Name der Band wurde. Welche Wichtigkeit oder Bedeutung hat diese Stadt für euch beide?

Addi hat dort als Kind tatsächlich gelebt, und ich habe dort meine Großeltern besucht und war dort jeden Sommer, Ostern und Weihnachten. Unsere beiden Großeltern hatten Sommerhäuser auf demselben Berg, und wir gehen immer noch bei jeder Gelegenheit dorthin – zum Beispiel um unsere Musikvideos zu drehen. Tatsächlich waren wir in Ísafjörður, als wir beschlossen, dieses Projekt zu starten. Diese Stadt ist also eine der Sachen, die uns verbinden.

Das Bild auf der Titelseite ist ein historisches Foto von Ísafjörður, oder? Was kannst du uns dazu sagen?

Das Bild ist um 1945 entstanden, kurz bevor eines der Gebäude am Hauptplatz der Stadt abgebrannt ist. Addis Familie betrieb 100 Jahre lang eine Bäckerei in Ísafjörður, und dieses Bild hat genau die gleiche Aussicht, als würde man aus den Fenstern der Bäckerei schauen. Das Bild wurde von einem Cousin von mir restauriert, und wir haben es zum ersten Mal in seiner Galerie gesehen. Als wir anfingen, uns Gedanken über ISAFJØRD zu machen, wussten wir sofort, dass wir das Foto verwenden wollten.

„… als würde man aus den Fenstern der Bäckerei schauen“

Was können wir neben dem „Hjartastjaki“-Album und den stimmungsvollen Videos darüber hinaus erwarten? Gibt es weitergehende Pläne, z.B. live zu spielen?

Noch sind keine Shows geplant, Addi muss sich auf die größeren Fische konzentrieren, nämlich SÓLSTAFIR, und ich muss noch ein paar Soloalben fertigstellen. Aber wir wollen beide dieses Zeug wirklich live spielen, zumindest freuen wir uns schon darauf, unser nächstes Album zu machen.

Das war es schon, danke für Deine Antworten! Wenn es noch etwas zu sagen oder zu erwähnen gibt, gerne!

Cheers, mein Freund, danke für die Fragen.

20.12.2022

- Dreaming in Red -

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