Månegarm
Schwedische Berserker - Interview mit Erik Grawsiö zum neuen Album "Månegarm"
Interview
Die schwedischen Viking-Folk-Metaller MÅNEGARM feiern in diesem Jahr Geburtstag und veröffentlichen punktgenau ihr selbstbetiteltes neues Album – das die Band einmal mehr in bestechender Form zeigt. Grund genug, Frontmann Erik Grawsiö zum Interview zu bitten und ihn zu 20 Jahren MÅNEGARM, der Last des Alters und seinen Idole zu befragen. Hier lest Ihr seine teils überraschenden Antworten.
Erik, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu 20 Jahren MÅNEGARM – wie würdest Du diese Zeit in wenigen Worten zusammenfassen?
Vielen, vielen Dank! Das ist gar nicht so einfach, 20 Jahre in ein paar Sätzen zusammenzufassen, aber vielleicht kann man sagen, dass dieses Jahr verdammt schnell gekommen ist. Wenn ich zurückblicke, fühlt es sich nicht so lange an, aber diese Zahl an sich, dass wir seit 20 Jahren zusammen spielen, ist einfach unglaublich. Es war eine sehr lustige und spannende Reise, die uns viele tolle Momente geschenkt hat. Wir haben so viele tolle Sachen zusammen gemacht. Manchmal war es vielleicht ein bisschen stressig und nicht immer einfach, aber dadurch entwickelt man sich weiter und nimmt trotzdem etwas mit.
Pünktlich zum Jubiläum habt Ihr Euer achtes Studioalbum veröffentlicht. Wie kam es zum einprägsamen, aber auch einfachen Titel „Månegarm“ für dieses Album?
Wir hatten anfangs noch ein paar andere Ideen, aber schließlich dachten wir uns, dass „Månegarm“ ein passender Titel für dieses Album ist. Immerhin feiern wir unser 20-jähriges Jubiläum, weswegen es letztlich ein selbstbetiteltes Album wurde.
Auf „Månegarm“ sind diesmal nur zwei Texte auf Englisch. Warum habt Ihr in Euren Texten die Sprache ein weiteres Mal (weitgehend) gewechselt?
Wir haben ja früher fast ausnahmslos auf Schwedisch gesungen, und es gab nur hier und da mal einen Text auf Englisch. Dass auf der letzten Platte „Legions Of The North“ so viele englische Texte zu finden sind, lag daran, dass Pierre (Wilhelmsson, ehemaliger Bassist; Anm. d. Red.) die Band plötzlich verlassen hatte. Er schreib fast alle Texte, und das stellte uns vor ein großes Problem. Wir brauchten also jemanden, der die Texte übernimmt, und das haben Jonas (Almgren, Gitarrist; Anm. d. Red.) und ich übernommen. Wir kamen aber bald zum Schluss, dass es uns leichter fiel, englische Texte zu schreiben, weswegen auf „Legion Of The North“ bis auf einen Text alle auf Englisch waren. Das mag sich vielleicht komisch anhören, aber es kann so verdammt schwer sein, einen Text in seiner Muttersprache zu verfassen. Das ist es für mich immer noch, aber ich habe es trotzdem geschafft, ein paar Texte für das neue Album auf Schwedisch zu verfassen. Wir schauen immer, dass die Sprache dem Lied gerecht wird und zu ihm passt. Ob das jetzt Schwedisch oder Englisch ist, spielt eigentlich eine untergeordnete Rolle – auf „Månegarm“ war es aber Schwedisch, das zu den meisten Stücken am besten passt.
Habt Ihr diesmal besonders viel Zeit für die Melodien aufgebracht?
Ich denke eigentlich die ganze Zeit, dass wir für melodiöse Musik stehen, aber vielleicht hast Du trotzdem recht, dass die Melodien diesmal eine noch tragendere Rolle spielen.
Warum gibt es diesmal so viele Akustikstücke auf dem Album – ist „Månegarm“ Eure zweite „Forest Session“?
Der Grundgedanke war, dass wir von allem etwas haben wollten. Dass das Album alle Stile abdeckt, für die MÅNEGARM steht – jedenfalls so viele davon wie möglich. Wir hatten ja bislang auf jedem Album Akustik-Stücke und sogar die komplette EP „Urminnes Hävd – The Forest Sessions“ damit gefüllt, weswegen es für uns von vornherein klar war, dass ein paar akustische Lieder auf dem Album landen würden.
Ich habe Euch auf dem RockHarz 2015 spielen gesehen und fand das Set viel zu midtempolastig. Jetzt fehlt bei „Månegarm“ ebenfalls die alte Black-Metal-Raserei – Erik, Hand aufs Herz, habt Ihr gar keine Lust mehr auf den schnellen Kram?
(lacht) Nee, wir sind schon zu alt, wir schaffen es einfach nicht mehr, schneller zu spielen!
Ich habe es befürchtet. (lacht)
Nein, es ist halt so: Wenn man eine Setlist für einen Slot mit einer begrenzten Spielzeit zusammenstellt, versucht man immer eine gute Balance zu finden und die Stücke zu spielen, von denen man denkt, dass die Leute sie mögen könnten. Ich weiß nicht mehr genau, was wir auf dem RockHarz gespielt haben, aber hätten wir mehr schnellere Sachen gespielt, hätten sich die Leute vielleicht beschwert, dass wir zu wenige Mid-Tempo-Stücke gespielt haben… man kann es nicht allen recht machen.
Aber wir hatten ja in den letzten Jahren schon genügend schnelle Stücke. Es ist ja nicht so, dass wir uns beim Schreiben hinsetzen und sagen, jetzt müssen wir aber ein schnelles Stück schreiben. Wir nehmen es so, wie es kommt!
Wer hat diesmal den weiblichen Gesang übernommen? Sie hat eine wirklich tolle Stimme, klingt aber natürlich anders als Umer Mossige-Norrheim, die auf allen Euren alten Scheiben gesungen hat.
Ja, stimmt! Umer hat, glaube ich, das letzte Mal bei „Vargstenen“ gesungen. Die neue Sängerin heißt Ellinor Videfors und ist eine alte Freundin von mir.
Wer sind eigentlich die „Bärsärkarna från Svitjod“ – Ihr selbst?
(lacht) Ja, das könnte durchaus so sein! Bärsärkar waren ja Krieger (Berserker), und Svitjod ist eine alte Bezeichnung für Schweden. Darum handelt es sich im Großen und Ganzen beim Text – schwedische Berserker, die ihren Eid auf Odin geleistet haben.
Nachdem Pierre die Band verlassen hatte, bist Du vom Schlagzeug an den Bass gewechselt – war das eher aus der Not heraus geboren, oder konntest Du schon Bass spielen?
Als Pierre die Band überstürzt verlassen hat, hatten wir ein großes Problem. Das war im Sommer 2010, und wir sollten auf zahlreichen Festivals spielen, weshalb die einzige Lösung war, dass ich mir den Bass selbst umhänge und losspiele. Ich konnte allerdings schon vorher Bass spielen. Ganz früher habe ich Gitarre gespielt, weswegen ich nur ein bisschen Übung brauchte, vor allem um gleichzeitig Bass zu spielen und zu singen. Aber das hat dann gut hingehauen!
In den Neunzigern hattest Du ja schon den Gesang übernommen – Du scheinst ein Mann für alle Gelegenheiten zu sein.
Ja, ich kann alles zumindest ein bisschen spielen. Als Kind habe ich mit Althorn und Trompete angefangen – übrigens spiele ich beim Song „Nattväsen“ vom gleichnamigen Album ein bisschen Trompete. Aber danach war es vor allem die Gitarre, die mich durch mein weiteres musikalisches Leben begleitet hat. Damit habe ich mit ungefähr, zwölf, dreizehn Jahren angefangen. Schlagzeug zu spielen habe ich mit 16 Jahren begonnen, und das habe ich ja von 1995 bis 2008 bei MÅNEGARM gespielt. Jetzt bin ich beim Bass gelandet, und außerdem habe ich die Keyboards auf dem neuen Album eingespielt. Ich habe mir also im Laufe der Jahre alles ein bisschen angeeignet. Den Gesang habe ich bereits auf unserem zweiten Album übernommen – unser damaliger Sänger stieg aus, und ich war der einzige von uns, der singen konnte und außerdem schon mal früher in einer Death-Metal-Band gesungen hatte, weswegen ich den Gesang auch noch übernommen habe.
Hast Du Vorbilder oder Idole für „Deine“ Instrumente?
Na klar, aber es gibt so viele phantastische Sänger und Musiker, dass es schon ein wenig schwer ist, davon welche auszuwählen. Wen ich aber wirklich gerne mag, ist
• David Coverdale – in seinen besten Tagen gab es niemanden, der ihm auch nur annähernd das Wasser reichen konnte, finde ich. Ganz großartige Stimme!
• Lemmy ist garantiert nicht der weltbeste Bassist, aber was spielt das schon für eine Rolle, wenn man der Coolste auf der Welt ist! Rickenbacker-Bass, modifizierter Marshall-Verstärker, und dann spielt der Typ Akkorde auf dem Bass! Ultrageil! Wenn ich nur zwanzig Prozent seiner Coolness hätte, würde ich mir den Arsch wegfreuen!
• John Bonham war einfach so verdammt gut! Meiner Meinung nach einer der besten Schlagzeuger überhaupt – welchen Drive und welchen Schwung der Kerl hatte! Ruhe in Frieden!
Habt Ihr eigentlich alle neben der Musik noch einen Brotjob?
Ja, wir haben alle noch einen Vollzeitjob, außer Jakob (Hallegren, Schlagzeug), der vollzeit studiert.
Gibt es dadurch schon mal Zeitprobleme, wenn Ihr ins Studio oder auf Tournee gehen wollt?
Klar, unsere Jobs nehmen einen großen Teil unserer Zeit ein. Das ist manchmal schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen, vor allem wenn es um längere Studioauenthalte und Tourneen geht, aber wir versuchen das so gut es geht zu planen. Bislang hat alles ganz gut hingehauen, und so geht es auch hoffentlich weiter.
Geht Ihr in nächster Zeit auf Tour?
Ja, für März/April nächsten Jahres ist eine Tour mit EREB ALTOR und SKYFORGER geplant, was total witzig werden wird!
Das kann ich mir vorstellen, Erik! Danke für das Interview!
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Stile | Black Metal, Folk Black Metal, Folk Metal, Viking Metal |
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