Navarone
Im Hier und Jetzt

Interview

Mag sein, dass NAVARONE bei uns nicht so gut weggekommen sind, aber das hält die sympathischen, niederländischen Rocker nicht davon ab, dennoch einen raketenhaften Aufstieg in ihrer Heimat hinzulegen. Mit einem besonders prominentem Item in ihrem Portfolio und einer von Grund auf ansteckend positiven Einstellung auf die Welt der Musik scheint das gar nicht mal so abwegig. Daher haben wir uns Sänger Merjin geschnappt und einfach mal gefragt, wie sich das alles so anfühlt. Und wie die Arbeiten zu „Salvo“ gelaufen sind.

Navarone

Hallo Merjin, zunachst einmal: Gratulation zum neuen NAVARONE-Album. Wie geht es dir?

Mir geht es gut. Die letzten zwei Wochen waren echt vollgepackt. Wir haben praktisch jede Nacht irgendwo gespielt und vielleicht zwei Tage frei gehabt. In der Zeit war ich wieder aufnehmen, allerdings nicht direkt neue Songs. Es war einfach nur eine Live-Aufnahme aus reinem Spaß an der Freude und um für uns neue, musikalische Territorien zu ergründen. Außerdem wollen wir unsere Fähigkeiten bei der Produktion von Songs verfeinern. Da hilft etwas Übung fernab des Terminplans immer.

Wie war – abgesehen von uns – denn so das generelle Feedback zum Album?

Die Platte ist richtig gut angekommen. Einige sehen in den Songs das Potential, zu dauerhaften Live-Klassikern in künftigen Sets zu werden. Das ist wirklich cool.

Wie sind die Arbeiten gelaufen?

Der Schreibprozess hat praktisch direkt nach dem letzten Album „Oscilliation“ begonnen. Und es hat auch nicht lange gedauert, bis wir als komplette Band angefangen haben, das Songmaterial auszuarbeiten. Fünf der Tracks haben wir am Ende sogar komplett live eingespielt. Das hat alles richtig gut funktioniert, hat sicher auch an der bis dahin gesammelten Erfahrung gelegen.

Was genau steckt hinter eurem Rock-Stil?

Eigentlich genau und nur das: Rock. Wir haben natürlich eine ganze Reihe von Einflüssen. Da sind solch unterschiedliche Bands wie die BEATLES, LED ZEPPELIN oder QUEEN dabei, die uns geprägt haben. Aber letzten Endes ist der Song selbst das wichtigste. Denn man sollte nicht nur immer das gleiche aufnehmen. Daher tummeln sich bei uns neben lauteren auch dezentere Tracks. Wir spielen gerne mit Dynamik und lassen auch Momente der Spontanität zu, wenn sie fruchten.

Der funkige Einschlag bei einigen Songs kam zum Beispiel durch das Riffing zustande, nachdem ich die ersten Töne zu singen begonnen habe. Das nahm dann allein durch unsere Gruppendynamik eine funkigere Note an. Man muss einfach immer genau im Moment da sein, wo sich so ein Funke Inspiration andeutet – und diesen dann zulassen. Klar, es geht auch um gute Texte, aber eben nicht nur.

„Reset“ zum Beispiel – das ist einer dieser funkigen Songs – ist der letzte Track gewesen, den wir für die Platte fertig hatten. Der ist einfach irgendwie die ganze Zeit übrig geblieben und wir wussten lange nichts, damit anzufangen. Aber genau das ist das Spaßige an dem Song, der entwickelt sich, sobald jeder irgendwie einfach drin ist. Die Texte können und sollten natürlich ernst genommen werden, aber es ist eben auch ein spaßiger Song.

Rock hat es ja derzeit recht schwer. Wie fühlt man sich heutzutage als Rock-Band?

Ja, das stimmt. Die Musik-Welt dreht sich heutzutage so wahnsinnig schnell, da man einfach alles selbst zuhause machen kann. Aber ich finde es ist ein Privileg, ein Album in einem richtigen Studio aufnehmen zu können. Da kann man sich bei der Produktion und dem Mix richtig austoben. Natürlich hat beides seine Daseinsberechtigung und manchmal funktioniert das eine besser als das andere.

Aber gerade in Zeiten dieser Überproduktion lernt man zum Beispiel die Qualität der Musik aus den Achtzigern zu schätzen. Die klingt einfach besser, weil die aus einer Zeit kommt, in der es eben auf Qualität, oder besser: die Musik an sich ankam. Das steht im Kontrast zu heute, wo die technischen Möglichkeiten sämtliche Makel maskieren können. Aber live klingt das eben immer scheiße, denn live ist nun mal live und keine Konserve.

Die Studioarbeit ist natürlich auch nicht ohne Probleme. Dein Tagesplan ist praktisch vorbestimmt und damit sehr straff. Wir zum Beispiel haben pro Tag im Studio an einem Song gearbeitet, haben zu Beginn des Tages den passenden Sound ausgearbeitet, die Technik vorbereitet und dann wurden erstmal ein zwei Takes mit Adlibs aufgenommen. Dann haben wir meist beim Mittagessen zusammen gesessen und diskutiert, bevor es dann an den schweißtreibenden Teil der Aufnahmen ging, fünf bis acht Takes plus Overdubs.

Dennoch standen wir am Ende des Tages eigentlich immer mit einem fertigen Song da. Ich denke, dass das bei uns dahingehend sogar noch flott ging, da wir ja bereits einiges an Erfahrung sammeln konnten und jeder bereits wusste, was zu tun war. Aber das ist eben das Schöne an der Arbeit im Studio – am Ende des Tages weißt du einfach, was du geleistet hast. Und vor allem: Als Teil einer Gemeinschaft fühlt sich das noch viel besser an.

Zum Schluss noch ein Schlenker zum Fernsehen: Euer Auftritt bei The Voice Of Holland. Wie kam es dazu? Und was habt ihr daraus mitgenommen?

Zunächst einmal: Unser Auftritt bei der Sendung hatte zwar zur Zeit der Arbeiten an „Salvo“ stattgefunden, diese aber nicht beeinflusst. Allgemein kann ich sagen, dass es eine sehr angenehme Erfahrung gewesen ist. Wir waren tatsächlich die erste Band, die dort jemals aufgetreten ist, bis dahin waren es immer nur einzelne Sänger, die für sich selbst antraten. Nicht nur das, wir sind sogar zweiter geworden!

Es hat aber sich schon etwas angefühlt, als würden zwei Welten aufeinander prallen, wir als Rock-Band bei so einem Event. Aber als uns diese Teilnahme angeboten worden ist, haben wir die Gelegenheit einfach ergriffen. Denn wann hast du schon als noch vergleichsweise junge Band die Chance, vor so vielen Leuten live zu spielen? Wenn du eine Plattform für deine Musik suchst, dann ist so etwas einfach DIE Gelegenheit. Da muss man den Kopf ausschalten und es einfach mal machen, einfach mal man selbst sein.

Und in unserem Falle hat es geklappt: Wir haben dadurch eine Menge Fans gewonnen, sind wie gesagt Zweiter geworden und haben dadurch Slots als Support unter anderem von BON JOVI ergattern können. Das ist eine verdammte Ehre – und eine verdammte Herausforderung. Es ist aufregend, gruselig und unberechenbar. Das ist, was es bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein. Einfach auf alles andere scheißen und dein Ding durchziehen!

09.04.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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