Nebelkrähe
Steht das Ende des Underground bevor?

Interview

Wir sprechen viel über die Texte in Songs und das eine Auseinandersetzung mit den Lyrics auf komplexer Ebene oftmals unumgänglich ist, wenn man eine Band oder Künstler nicht zu Unrecht in eine falsche Schublade stecken möchte. Gleichzeitig macht es die Musik vielleicht auch spannender, wenn Bands auf den ersten Blick anecken, ohne plump zu provozieren… Morg kommt noch einmal auf „Nielandsmann“ zu sprechen und unterstreicht, dass der Song absolut antipatriotisch und damit ein klares Statement ist. Sollte sich jemand daran stören, freut ihn das sogar.

Mittlerweile existieren NEBELKRÄHE seit 16 Jahren, was eine, für Underground-Bands vergleichsweise lange Zeit ist. Von Morg möchte ich wissen, was er seinem 16 Jahre jüngeren Ich heute auf den Weg mitgeben würde.

„Das klingt vielleicht ein bisschen hart, aber ich glaube grundsätzlich sollte man sehr genau aufpassen, wer in deiner Band, wie viel Zeit und Engagement hat. Egal wie gut man befreundet ist, wenn nicht alle an einem Strang ziehen und jemand langsam aus der Band herausschleicht, zehrt das unheimlich an der Motivation und dem Spaß an der Sache. Hätten wir uns zu einem früheren Zeitpunkt gefragt, ob unser ehemaliger Gitarrist wirklich noch Interesse an der Band hat und nicht sein dahingehend sehr passives Verhalten so lange toleriert hätten, hätten wir uns sicher einige Jahre gespart. Dann hätten wir vielleicht mehr Drive aus dem letzten Album mitgenommen und dementsprechend dann einfach auch vielleicht mehr erreicht. Das wäre sicher etwas, was ich mir mitgeben würde oder was mich im Nachhinein ärgert, dass ich da die Zeichen zu spät gesehen und zu spät reagiert habe und Leuten zu viel durchgehen ließ. Das ist letztlich auf die ganze Band zurückgefallen. Und ich würde nicht mehr mit INQUISITUION spielen. Das ist wie gesagt viele Jahre her und schlussendlich auch aus einer Zeit, wo man froh war, wenn man überhaupt einen Gig spielen konnte.

Bei der Frage, ob Morg in der heutigen Zeit melancholische Musik machen und gleichzeitig positiv in die Zukunft blicken kann, muss er das erste Mal an diesem Abend etwas länger über die Antwort nachdenken. Dann gesteht er, dass es ihm aufgrund des kaum noch aufzuhaltenden Klimawandels und der weltweiten Konflikte gar nicht gelingt, besonders positiv über die Zukunft zu sprechen. Wichtig findet er es, dass man sich den eigenen Alltag so schön wie möglich gestaltet, während ihn seine Musik, egal wie traurig oder melancholisch sie auch sein mag, in erster Linie sehr glücklich macht.

„Ich glaube, dass du mit der Musik eine gute Zeit haben kannst, ohne auf dem Bett sitzend in Weltschmerz zergehen zu müssen. Grundsätzlich mag ich keine Happy-Shit-Musik, aber jeder soll das hören, was er möchte. Insofern halte ich es für wichtig, informiert zu bleiben und die Entwicklungen auf der Welt nicht komplett auszublenden. Man muss nur aufpassen, dabei nicht kaputt zu gehen oder sich runterziehen zu lassen. Das fällt mir manchmal schon schwer. Und sicherlich mag das mein Faible für diese Art von Musik in gewisser Weise beeinflussen.“

Mittlerweile ist es im Hipstercafé laut geworden und Morg hebt die Stimme an. „Ich glaube nicht, dass jemand alleine dadurch traurig wird, weil er traurigen Black Metal macht. Im Gegenteil: Es macht eigentlich immer Spaß, Musik zu machen. Sonst würde es man es ja nicht machen!“

Auf die „Famous Last Words“ hat mein Gesprächspartner eigentlich nicht besonders große Lust und beschränkt sich deshalb auf ein einfaches „Support The Underground“. Einen Aufruf für seine Band zu starten, liegt ihm nicht. Er sei Musiker, kein Shirt- oder CD-Verkäufer. Und dann, ganz zum Schluss steigt Morg doch noch einmal voll ins Gespräch ein und teilt eine vermeintlich dunkle Vision für die Zukunft mit mir: „Wenn euch eine Band gefällt, damit meine ich nicht NEBELKRÄHE, sondern alle Bands… Kauft euch ein T-Shirt, eine CD oder spendet halt etwas. Wenn alle nur noch streamen, dann ist das nicht direkt der Teufel. Aber das wäre das Ende vom Underground. Und letztlich wird irgendwann jeder Musik nur noch streamen…“

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25.10.2023

Left Hand Path

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