Norse
Interview mit der Band zu "All Is Mist And Fog"

Interview

Norse

„All Is Mist And Fog“ von NORSE ist an sich keine Neuigkeit, schließlich wurde das Album schon letztes Jahr in der australischen Heimat der Band veröffentlicht. Jetzt hat es die Scheibe auch nach Europa geschafft – und mich leicht bis mittelschwer weggeblasen. Ein Gespräch mit den beiden Vollzeit-Mitgliedern Treelo (Gesang, Gitarre) und Frog (Drums).

 

Norse

Hi Jungs!
Gratulation erstmal zu eurem ’neuen‘ Album „All Is Mist And Fog“. Das Album wurde ja schon letztes Jahr in Australien veröffentlicht, jetzt kommt es auch bei uns in Europa heraus – ich schätze, dass es schwierig sein kann, CDs in Übersee zu veröffentlichen, ohne ein Label im Rücken zu haben, gab es da denn Probleme? Und wie kommt es, dass „All Is Mist And Fog“ jetzt trotzdem erscheinen wird?

Frog:
Danke! Wir freuen uns sehr darauf, den Namen NORSE auch in Europa bekannter zu machen. Das Album ist jetzt schon eine Weile in unserer Heimat erhältlich und wir haben großartiges Feedback bekommen. Ich bin zuversichtlich, dass das auch in Übersee so sein wird.
Wir haben uns nicht allzu sehr damit aufgehalten, ein Label zu finden. Der Hauptgrund ist, dass Labels eine Menge an Einkommen an die Internetpiraterie verlieren. Sie können was finanzielle Unterstützung und Verkäufe angeht wenig für deine Band tun. Wir glauben, dass unser Geld und unsere Zeit, neben anderen Dingen, besser angelegt sind, wenn wir damit unsere eigene Fanbase über Onlinepromotion aufbauen.

„All Is Mist And Fog“ ist das erste eurer Outputs, die ich gehört haben und ich schätze, viele unserer Leser haben vorher auch noch nicht von euch gehört. Könnt ihr uns etwas darüber erzählen, inwiefern sich „All Is Mist And Fog“ von euren früheren Veröffentlichungen unterscheidet? Und wo sind die Gemeinsamkeiten?

Treelo:
Dies ist das erste Album, das als Duo geschrieben wurde. Wir glauben, dass sich uns während des kreativen Prozesses eine Seite der Musik erschlossen hat, die wir vorher nicht kannten. „All Is Mist And Fog“ hat eine viel dunklere Atmosphäre als unsere früheren Veröffentlichungen und ist das geworden, woran Frog und ich beim Komponieren immer am meisten Interesse hatten.

Frog:
Wir wollten sichergehen, dass „All Is Mist And Fog“ im Gegensatz zu unseren früheren Bemühungen sowohl in Sachen Schreiben als auch in Sachen Einspielen ein echter Schritt voran ist. Es war eine Menge Pre-Production-Arbeit involviert, um sicherzugehen, dass nichts dem Zufall überlassen ist, wenn wir ins Studio gehen.

Ich finde, dass „All Is Mist And Fog“ ein Album ist, dass einen immer und immer wieder überrascht, jedes Mal, wenn man glaubt, man wüsste, wie das Album klingt, gibt es da noch eine kleine Überraschung … wie zum Beispiel den Piano-Part in „Plaguewhore“. Wie schreibt ihr sowas? Nehmt ihr euch einfach eine Gitarre und schaut, was dabei herauskommt? Oder ist das Album mehr eine durchgeplante Sache? Und woher nehmt ihr all diese Kreativität, immer noch einen und noch einen Song mit neuen, coolen Ideen zu schreiben?

Treelo:
Die Musik, die wir schreiben, baut sich für gewöhnlich auf einer Idee auf. Einer von uns komponiert eine Melodie oder arrangiert eine kleine Portion Musik und dann setzen wir uns zusammen und bauen auf diesem Motiv auf.

Frog:
Und sobald die Idee einmal ausgedrückt ist und die Basics eines Songs formiert sind, gehen wir zurück, nehmen jede einzelne Sektion auseinander und arbeiten sie nochmal um, um sie einzigartiger zu machen. Es macht uns wirklich Spaß, mit unseren Ideen herumzuspielen. Auf diese Weise kreieren wir manche der ungewöhnlichen Sounds, die auf dem neuen Album zu hören sind. Wir freuen uns auch darauf, diese Art zu schreiben auf dem nächsten Album noch weiter auszuführen.

Versteht das jetzt bitte nicht falsch, ich mag das Album sehr gerne, aber als ich es das erste Mal gehört habe, dachte ich mir sowas wie, ‚Oh Gott, das ist komplett überladen‘. Es ist dann für mich richtig gewachsen, aber meint ihr nicht, das Album könnte manche Hörer mit bestimmten Stellen auch überfordern? Oder kümmert ihr euch gar nicht darum, wenn ihr Songs schreibt?

Treelo:
Im Allgemeinen denken wir nicht darüber nach, wie der Hörer unsere Musik beurteilen wird, weil es unmöglich ist, dass wir jedermanns Geschmack kennen. Wir versuchen stattdessen einfach sicherzugehen, dass das, was wir schreiben, unseren Erwartungen entspricht.

Frog:
Zugegeben, es gibt ein paar komplexe Passagen auf dem Album. Um dem zu begegnen haben wir hart daran gearbeitet, dass jeder aufgenommene Sound hörbar ist. Deshalb sind die Gitarren auch nur sehr wenig verzerrt. Wir fanden, dass eine Menge Feinheiten unter dem Standard-Metal-Gitarrenklang verloren gingen. Die Technik, die wir genutzt haben, schuf einen sehr eigenständigen Klang, aber einen, den wir mittlerweile zu lieben gelernt haben, da er viel Raum für die anderen Instrumente lässt.
Zunächst waren ein paar Leute unsicher über diesen „eigenständigen“ Klang. Wie auch immer, nach ein paar Mal hören tendieren sie dazu, es von unserem Standpunkt aus zu sehen und finden die Produktion gut.

Um ein paar Worte zu den Texten des Albums zu verlieren: Worum geht’s da im Allgemeinen? Gibt es eine Art lyrisches Konzept, das dem Ganzen zu Grunde liegt?

Treelo:
Der lyrische Inhalt von „All Is Mist And Fog“ stammt im Großen und Ganzen aus unserer Sicht auf das menschliche Verhalten im gesellschaftlichen Kontext. Es gibt auch ein paar Beispiele, wo wir persönliche Gefühle oder Erfahrungen reflektiert haben. Die Bedeutung hinter den Songs lassen wir aber für den Hörer offen. ‚Gute‘ und ’schlechte‘ Sichtweisen sind subjektiv, finden wir.

Frog:
Unsere Texte sind einfach ein Ausdruck von Unzufriedenheit bezüglich der Mängel von Menschen. Allerdings ist NORSE auf keine Art und Weise politisch geneigt.

Und was bedeutet „All Is Mist And Fog“ im Kontext des Albums? Oder, mit anderen Worten: Warum dieser Titel?

Frog:
Der Titel repräsentiert für mich die Unsicherheit und die Unmöglichkeit, in die eigene Zukunft zu schauen. Wir sind grundlegend hilflos, egal was da auch kommen mag. Die Stärke zu finden, mit dieser schweren Last weiterzumachen, kann eine gewaltige Aufgabe sein. Das ist zumindest meine Sichtweise. Ich möchte den Hörer ermutigen, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Norse

Das Albumcover zeigt ja eine nebelige Landschaft voller Wälder und Berge – das sieht für mich nicht wirklich wie Australien aus, zumindest nicht nach dem, woran wir hier denken, wenn wir „Australien“ hören. Auch über Bandname, NORSE, weckt in mir weniger Assoziationen über Australien. Versucht ihr mit der Band und diesem Album absichtlich, Australien zu „verlassen“? Oder überinterpretiere ich da?

Treelo:
Das Foto auf dem Albumcover wurde nicht mit der Intention gemacht, ein Metal-Release zu zieren. So sieht Australien um sechs Uhr morgens aus. Ich habe das Foto mit meiner Handykamera auf dem Grundstück gemacht, auf dem Frog und ich arbeiten. Und daran wurde auch nur wenig verändert.
Was den Namen angeht, den haben wir uns ausgesucht, als wir Teenager waren, weil es einfach reizvoll klang. Da steckt nicht mehr hinter, obwohl der Name für uns all die harte Arbeit und Hingabe über die letzten paar Jahre repräsentiert.

Frog:
Eine Menge Leute haben eine falsche Auffassung von Australien, nämlich dass es aus Sydney und Wüsten besteht. Das ist nicht der Fall. Das Albumcover ist eine Standard-Repräsentation von dem Australien, in dem Treelo und ich leben.

Frog, du spielst ja auch bei THE AMENTA und ein paar weiteren Bands – letztes Jahr gab es aber ja schon alleine mit NORSE „All Is Mist And Fog“ und ein paar Gigs mit Bands wie ABSU, DARK FUNERAL und MNEMIC, dieses Jahr das neue AMENTA-Album (und wahrscheinlich auch ein paar Gigs mit THE AMENTA), plus die anderen Bands, in denen du noch spielst – ist das nicht stressig? Woher nimmst du die Energie, in so vielen Bands auf einmal zu spielen? Oder ist das für dich – und auch für NORSE – kein Problem?

Frog:
Sicher, in verschiedenen Bands zu spielen ist stressig, da beide Bands ein hohes musikalisches Niveau fordern. Aber ich mag die Herausforderung! Wir alle haben auch normale Leben außerhalb dieser Bands, zwischen Familie und Arbeit hin- und herzuspringen ist niemals einfach.

Treelo:
Ich glaube aber nicht, dass das einen großen Einfluss auf NORSE hat. Wir beide haben außerhalb der Bands Aufgaben (Arbeit, Studium, Familie), aber wir werden immer Zeit für unsere musikalischen Bemühen finden.

Wie ich ja schon erwähnte, habt ihr letztes Jahr eine Menge Gigs in Australien gespielt, unter anderem mit Bands wie ABSU, DARK FUNERAL, MNEMIC, PSYCROPTIC, … . Gibt es auch Pläne, nach Europa zu kommen?

Treelo:
In Übersee zu touren ist etwas, dass wir definitiv gerne machen würde. Allerdings gibt es momentan keine Pläne.

Frog:
Eine Zwei-Mann-Band von der anderen Seite des Planeten zu sein, bringt eben seine Grenzen mit sich. Wir würden es lieben, im Ausland zu touren, aber das müsste von irgendwem bezahlt werden …

Das ist es schon von meiner Seite. Vielen Dank für eure Zeit! Die letzten Worte gehören euch!

Danke!

14.04.2013

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