Parkway Drive
Deprimierende Hymnen aus Down Under (mit Video-Interview)

Interview

Kommenden Freitag erscheint mit „Reverence“ das siebte Studioalbum der australischen Metalcore-Chartstürmer von PARKWAY DRIVE. Eines ist schon jetzt sicher: Wo der Vorgänger „Ire“ vor drei Jahren stilistisch polarisierte, wird „Reverence“ regelrecht spalten. Sänger Winston McCall sprach mit uns über ein Bewältigungsalbum voller zynischer Hymnen, Weiterentwicklung und künstlerische Autonomie.

Für alle Freunde des bewegten Bildes und/oder die Fraktion der Lesefaulen, haben wir einen Teil des Interviews als Video aufgezeichnet. Für das verschriftlichte Interview könnt ihr einfach weiterscrollen:

 

Bandfoto von PARKWAY DRIVE (2018)

Von tiefblau zur schwarz: PARKWAY DRIVE sind 2018 eine erwachsenere und fatalistischere Band.

Euer neues Album klingt stellenweise, als könnte es von einer komplett anderen Band stammen. Bereits auf „Ire“ habt ihr jede Menge neuartiger Elemente eingeführt, aber „Reverence“ geht noch einen großen Schritt weiter. Wolltet ihr euch mit diesem Album neu erfinden?

Ich denke, wir haben uns auf jeden Fall neu definiert. Ich stimme dir zu, dass es sehr neu und sehr anders klingt. Es war auf jeden Fall unser Ziel, etwas zu kreieren, dass zwar einerseits nach PARKWAY DRIVE klingt, aber nicht wie etwas, das wir jemals zuvor gemacht haben. Wir haben uns zuletzt an einem Punkt befunden, an dem es einfach wie eine billige Imitation unseres Sounds geklungen hätte, wenn wir uns zu stark an den alten Sachen orientiert hätten. Deswegen wollten wir etwas machen, das man gar nicht erst mit der Vergangenheit vergleichen kann. Dazu kam, dass wir auch nicht wollten, dass die Songs sich innerhalb des Albums zu sehr ähnelten. Und so kam es, dass jeder Song für sich nun einen kleinen Schock darstellt und einen ganz neuen Charakter besitzt. Zumindest war das unsere Idee.

Wenn ich mir „Ire“ heute anhöre, erscheint das Album mir wie ein vorbereitender Schritt, um eure Fans Stück für Stück an den neuen Sound zu gewöhnen. Wann habt ihr euch entschieden, euer altes Terrain zu verlassen?

Wenn man sich die beiden Alben jetzt anhört, funktionieren sie tatsächlich wie du sagst. Es ist interessant und ich höre das auch. Alles vor „Reverence“ hört sich mittlerweile für mich alt und nach einer komplett anderen Ära an. Und „Ire“ erscheint tatsächlich wie der Schritt dahin – wie du sagst. Aber es war nicht beabsichtigt. „Ire“ war einfach das erste Album, das wir mit dem Anspruch gemacht haben, etwas komplett Neues aufzunehmen. Das Ergebnis ist der Sound eines Albums, auf dem wir nach etwas gesucht haben, von dem wir noch nicht wussten, was es war, und wie wir dorthin kommen würden. Es war ein Prozess, der noch nicht zu einem Ende gekommen war, als wir „Ire“ beendeten. Die größten musikalischen Schritte machten wir tatsächlich gegen Ende der Aufnahmen. Und ich kam aus diesem Prozess und dachte mir: „Ich liebe, was wir hier geschaffen haben, aber da geht noch mehr.“ Danach bin ich sofort dazu übergegangen, mir weitere Gedanken zu unserem musikalischen Weg zu machen.

Interview mit Winston McCall zu "Reverence" (2018)

Mit PARKWAY DRIVE in eine neue Ära: Winston McCall.

„Wir haben keinerlei Interesse daran, eine Pop- oder Rock-Band zu werden“

Würdest du sagen, dass der Prozess nun ein Ende gefunden hat? Seid ihr da angekommen, wo ihr hinwolltet?

Wir haben alles gefunden, was wir auf diesem Album finden wollten. Aber ich sehe uns nicht als Band, die jemals an einen Punkt kommen wird, an dem sie einfach aufhört, weiterzusuchen. Das nächste Mal wenn wir Musik machen, wird es möglicherweise wieder anders klingen. Der definierende Kern unserer Musik ist ihre Heaviness. Diese harten Elemente wird es immer geben. Wir haben keinerlei Interesse daran, eine Pop- oder Rock-Band zu werden. Wir lieben es, eine „heavy Band“ zu sein und es gibt so viele Möglichkeiten, sich um diesen Kern herum weiterzuentwickeln. Aber ich würde nicht sagen, dass wir jetzt eine Übergangsphase durchlaufen haben und von nun an immer so klingen werden wie auf „Reverence“. Es ist einfach nur ein weiterer Punkt in unserer Entwicklung, dem ein nächster folgen wird. Wenn es ein nächstes Mal gibt. Wer weiß das schon? Es könnte das letzte Album sein, das wir je gemacht haben. (lacht) Das glaube ich zwar nicht und es gibt immer noch viele Sachen, die ich ausprobieren will – aber man weiß ja nie.

Sei vorsichtig, dass ich diese Aussage nicht zur Überschrift mache.

„PARKWAY’s last record! This is it!“ (im reißerischen Schlagzeilenton, lacht)

Dennoch musst du doch zugeben, dass das Album deutlich weniger heavy ist als die letzten Alben. Es legt wesentlich mehr Gewicht auf die Refrains und es ist sehr eingängig, oder nicht?

Mmh, das hängt wirklich von der Perspektive ab. Ich höre beides. Ich höre, dass die harten Parts härter sind als jene auf „Ire“, dass es aber gleichzeitig insgesamt mehr gibt, was nicht heavy ist. Das Spektrum ist einfach noch weiter geworden und alles dazwischen variiert auch stärker. Wir haben in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass die Mitten und Kompromisse zwischen den Extremen am ehesten „Filler“ hervorbringen, Songs, die nicht in Erinnerung bleiben. Parts, die einfach nur den nächsten Höhepunkt einleiten. Viele derartige Parts haben wir diesmal bewusst eliminiert.

Eine der interessantesten Entwicklungen auf „Reverence“ ist für mich die Art und Weise, in der du deinen Gesangsstil erweitert hast. Neben den „klassischen“ Shouts, wie wir sie von PARKWAY DRIVE kennen, gibt es diesmal auch Growls, Raps und einigen Klargesang. Wie bist du an diesen Punkt gekommen? Hast du Gesangsunterricht genommen?

Bereits vor „Ire“ habe ich damit begonnen, Gesangsunterricht zu nehmen und zu lernen, wie ich gewisse Dinge angehen kann. Aber auf „Ire“ wussten wir noch nicht so richtig, wie wir diese neuen Möglichkeiten einsetzen sollten. Wir haben etwas Neues gemacht, aber wir wussten nicht, was. Ich selbst war noch mitten im Lernprozess. Und mittlerweile habe ich sehr viel Zeit damit verbracht, an meinem Gesang zu arbeiten. So kam es, dass ich dieses Mal viel kreativen Input in Sachen Vocals mit ins Studio gebracht habe. Input, an den dann teilweise die Musik angepasst wurde, und nicht umgekehrt. Früher waren wir da limitierter. Alles, was ich konnte, war shouten.  Und es gibt nun einmal nicht unendlich viel Musik, die in Kombination mit diesem Gesangsstil funktioniert (lacht). Und da ich dieses Mal über die Möglichkeiten verfügte, mit dem Klargesang, den Rap-Parts und den gesprochenen Parts etwas Neues reinzubringen, hatten wir viel mehr, mit dem wir arbeiten konnten. Aber bis zu diesem Punkt war es eine Menge Arbeit für mich. (lacht)

Will mehr als nur Geschrei: Winston McCall live beim Summer Breeze 2016.

Galerie mit 20 Bildern: Parkway Drive - Greenfield Festival 2023

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29.04.2018

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2 Kommentare zu Parkway Drive - Deprimierende Hymnen aus Down Under (mit Video-Interview)

  1. InTheSignOfEvil sagt:

    Sympathisch sind die Jungs allemal und mit der Zeit werden sie logischerweise reifer. ich bin gespannt auf das Album. Die künstleriche Entwicklung ist in diesem Genre mehr als nachvollziehbar. So lange die Trademarks der Band nicht verloren gehen, machen sie alles richtig. Ich denke, sie werden auch bald auf allen großen Festivals ein Headliner sein.

  2. DieBlindeGardine sagt:

    Ich gestehe den jungs ihren drang zur veränderung gerne zu und gönne ihnen den damit verbundenen erfolg.
    Hatte meinen ersten kontakt mit pwd irgendwann um den release von killing with a smile, da haben sie im kölner underground für raised fist eröffnet und obwohl winston extrem erkältet war und die noch kaum jemand kannte waren sie das highlight des abends. Seitdem unzählige male live gesehn, jedes jahr etwas größer, aber immer total sympathisch und gut drauf.
    Und auch heute merkt man finde ich noch, dass die bock auf das haben, was sie machen und voll dahinter stehen. Also sollen sie machen, wie an anderer stelle schon gesagt wurde, metalcore hymnen haben sie genug.