Sabaton
Irgendjemand ist immer enttäuscht

Interview

Werdet ihr das Album in Gänze live spielen?

Das ist zunächst einmal nicht geplant. Zumindest haben wir bereits unser Sommerprogramm festgelegt, daher wird das Album zumindest im Sommer nicht gänzlich dargeboten werden. Wie das langfristig aussehen wird, kann ich natürlich nicht sagen. Wenn die Platte gut genug ankommt, werden wir uns das natürlich überlegen. Wir hören natürlich oft auf das Feedback, was uns die Fans geben. Und wenn sich herauskristallisiert, dass sie das gesamte Werk live sehen wollen, werden wir das über kurz oder lang auch tun.

Wir haben aber so viel Material zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht, dass es schwer geworden ist, eine Setliste aufzustellen. Und wenn wir uns zu sehr auf das neue Album einschießen würden, wären viele Fans enttäuscht, die für unsere älteren Songs zu den Shows kommen. Auf der anderen Seite: Was auch immer wir tun heutzutage, irgendjemand ist immer enttäuscht. (lacht) Also alle Alben an einem Abend live zu spielen ist natürlich unmöglich. Wir versuchen daher, die meisten glücklich zu machen, indem wir einen Querschnitt aus allem spielen.

Mittlerweile seid ihr ja so routiniert, hin zum Punkt, wo von „SABATON manufactured metal“ die Rede ist. Wie hat sich in Hinblick darauf der Schreibprozess für „The Great War“ gestaltet?

Wir fangen eigentlich immer mit einem Konzept an. Kleinere Ideen für Songs und dergleichen fliegen natürlich immer rum, wo wir gehen und stehen, das lässt sich im Bandalltag kaum vermeiden. Wir haben damit in diesem Falle letzten Sommer begonnen und haben einfach entschieden, uns dem ersten Weltkrieg anzunehmen. Und um diese Zeit herum begann auch der echte Songwriting-Prozess, also die richtige Arbeit am Album. Dafür haben wir für zwei Monate unseren Tourbetrieb eingestellt, um uns auf die Arbeit an den neuen Songs konzentrieren zu können.

Zur gleichen Zeit findet natürlich unsere Recherche statt. Also nicht direkt Nachforschung, aber wir sammeln Ideen für die Songs und deren zentrale Themen. Und circa zwei Wochen vor dem Gang ins Studio hatten wir elf Demo-Songs und zwanzig verschiedene Themen, über die wir singen wollten. Also sind wir durch die Tracks gegangen und haben die jeweilige Stimmung darin analysiert, zum Beispiel für einen fröhlicheren Track nehmen wir ein leichter verdauliches Thema, für einen schwereren ein heftigeres und so weiter. Und wenn das zusammenpasst, haben wir einen Song, der bereit ist für die Aufnahme.

Am Ende haben wir natürlich eine Menge Themen, über die wir schreiben wollten, aussieben müssen, genau so wie wir für bestimmte Demo-Songs auch einfach nicht das richtige Thema finden konnten. Und dann beginnt der Prozess von neuem. Wir haben uns für die neuen Songs von vorn herein auf das zentrale Thema „The Great War“ eingeschossen. Und wenn wir so einen Entschluss erst einmal gefasst haben, ziehen wir das durch.

Ihr habt ja eine Kampagne mit der Videospiel-Reihe „World Of Tanks“ am Laufen, kannst du uns bitte ein bisschen was darüber erzählen?

Wir arbeiten derzeit nicht direkt zusammen, auch wenn das natürlich möglicherweise in Bälde anders aussieht. Im Moment ist es nur eher so, dass wir ja 20 Jahre SABATON feiern. Und natürlich haben uns schon viele gefragt, was wir anlässlich dessen tun werden. Manche hatten die Idee, alte SABATON-Alben neu aufzulegen, andere wollen eine Jubiläumstour mit nur alten Songs sehen. Aber ich möchte mich nicht auf die Vergangenheit konzentrieren, sondern auf das, was in der Zukunft liegt. Wenn ich in der Vergangenheit leben würde, würde ich mich nur für die zwanzig Jahre bis hierhin bedanken, aber damit alleine nicht weiterkommen.

Nein, wir wollen den Fans, den alten wie den neuen, etwas besonderes geben, nicht nur ein paar Blumen. Ich meine, wenn wir das tatsächlich machen würden, das wäre ein bisschen blöd, oder? (lacht) Daher wollten wir den Fans etwas schenken, was sie – nicht alle vielleicht, aber ein Großteil – unbedingt haben möchten und auch schätzen würden. Zunächst einmal bekommen sie ein neues SABATON-Album, klar. Neue Musik wünschen sich Fans eigentlich immer, egal wo sie herkommen, ob São Paulo oder Schweden. Also dachten wir, dass wir ihnen einen Song geben über ein Thema, für das wir die meisten Anfragen bekommen haben.

Denn jeden Tag tauchen so viele Fanmails in meiner Mailbox auf und schlagen Themen vor, die für sie interessant wären. Eine ordentliche Menge dieser Anfragen drehen sich um das Thema „Star Wars“, das doch rentabel sei. So viele „Star Wars“-Anfragen… Und wir versuchen derzeit angestrengt, keine Songs über „Star Wars“ zu schreiben, weil das nicht zu SABATON passen würde. (lacht) Doch von allen Themen, die dagegen in unser Œuvre hineinpassen würden, ist Bismarck das populärste gewesen, das als Anfrage bei uns gelandet ist.

Und wenn die Fans ein Geburtstagsgeschenk von uns zum Zwanzigjährigen bekommen sollten, dann eben einen Song über Bismarck, den sie sich immer gewünscht haben. Und mit unserer Kollaboration mit dem Wargaming Team [u. a. eben „World Of Tanks“, Anm. d. Red.], die wir bereits seit einigen Jahren unterhalten und mit denen wir schon einige Dinge zusammen gemacht haben, ist das die willkommene Gelegenheit da gewesen, dieses Geschank gut zu verpacken. Wir haben ihnen erklärt, das wir einen Song über Bismarck veröffentlichen würden.

Sie haben uns im Gegenzug angeboten, ein Video dazu beizusteuern. Und das ergibt Sinn, denn wir können Bismarck schließlich nicht vom Grund des Meeres wieder empor fischen. (lacht) Und darüber hinaus fehlt uns selbst das Talent und die Fähigkeit, entsprechende, stilvolle Animationen zu erschaffen. Und das ist uns wirklich eine großartige Hilfe gewesen und wir sind unendlich dankbar dafür. Immerhin steckt hierhinter eine ziemlich leidenschaftliche Gaming-Firma hierhinter, die viel Tribut an die Geschichte zollt. Und das passt einfach zu uns.

Eine letzte, kleine Frage hierzu noch: Kamen viele dieser Anfragen aus Deutschland?

Ja. (lacht) Natürlich sind die Anfragen aus aller Welt gekommen, aber wir haben schon gemerkt, dass Deutschland eines der Länder ist, in denen wir noch am populärsten sind, eben auch an der Dichte der Anfragen, die wir erhalten haben. „Noch ein Bier“, und so.

Dann danke ich für die ausführlichen Antworten!

Gerne. Mach’s gut.

Galerie mit 20 Bildern: Sabaton - Greenfield Festival 2023

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25.06.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu Sabaton - Irgendjemand ist immer enttäuscht

  1. nili68 sagt:

    Irgendwie will deren Kriegskonzept nicht so richtig zum zahnlosen Melodic Metal passen. Das wurde aber schon allerorts totdiskutiert. Einmal sollte das aber auch hier erwähnt werden. 😎

    Ich bleib‘ bei 1914, wenn’s um die Thematik geht..