Soen
Keine halben Sachen!

Interview

„Lykaia“ heißt das neue Album von SOEN, das auch der Nachfolger von „Tellurian“ ist. Die Vorwürfe, die Band sei nur eine Supergroup, schüttelt die schwedische Band um den ehemaligen OPETH- und AMON AMARTH-Schlagzeuger Martin Lopez souverän ab, ebenso wie das obligatorische Schubladendenken, durch welches die Band regelmäßig zur Prog-Band verdonnert wird. Die Band will schlicht und ergreifend SOEN sein und geht dafür aufs Ganze, auch was die Produktion ihres neuen Albums angeht. Wie sich das äußert, wie sich die Band letztendlich selbst sieht und weshalb das Album überhaupt „Lykaia“ heißt, erklärten uns Martin Lopez und Sänger Joel Ekelöf im Interview.

Soen

Soen – Lykaia

Martin Lopez und Joel Ekelöf redeten…

… über SOEN als Band

Wir sind SOEN aus Stockholm und bei unserer Musik dreht sich alles um Emotionen und Energie. Wir werden oft in die Prog-Schublade gesteckt und würden uns jetzt auch nicht unbedingt darüber beschweren. Das hängt immer ein bisschen davon ab, was man als „progressiv“ beschreibt. Wir spielen definitiv keine Musik der Siebziger, ebensowenig sind wir DREAM THEATER. SOEN sind irgendwo dazwischen zu verorten. Unsere Musik ist nicht sonderlich komplex, eher emotional, eher PINK FLOYD, nur halt als Heavy-Metal-Band.

Wir werden oft auch als Supergroup bezeichnet. Aber wir fühlen uns nicht als eine solche. SOEN war schon immer unsere Herzensangelegenheit, und der Begriff „Supergroup“ lässt das immer so dastehen, als wären wir nur ein Projekt. Ja, unsere Bandmitglieder spielen oder spielten bei wohl bekannten Bands, aber das ist wirklich alles. Wir fühlen uns wie eine richtige, eine ausgewachsene Band. Und ich bin froh, dass unsere Fans das respektieren und uns nicht ständig an unseren Hauptbands messen wollen. Ohnehin denken wir nicht sonderlich viel darüber nach und halten uns sämtliche Türen offen. SOEN sind eben SOEN. Die Band ist einfach unser Beruf, auch wenn wir natürlich nicht leugnen wollen, dass unsere Stammbands einen großen Einfluss auf unser Wirken haben. Aber das ist ja nichts Schlechtes, oder?

… über das Album

Wir sind ziemlich stolz darauf und zuversichtlich darüber, dass es gut geworden ist. Technische Angeberei ist nicht unser Ziel. Alles in unserem Sound hat einen Sinn. Wir stecken einfach viel Gefühl in unsere Musik hinein, weshalb es eher um die Stimmung als um irgendetwas anderes geht. Entsprechend wollten wir das Album roh halten, es einfach so veröffentlichen, wie es ist, ganz ohne digitale Spielereien. Weder wollten wir die Drums durchquantisieren, noch irgendwie sonst zu viel Zeit am PC verbringen. Dadurch fühlt sich das Album heavier und dunkler, aber auch natürlicher an. Es ist eine andere Atmosphäre. Man kann hier wahre Leidenschaft erfahren, und Emotionen wie etwa der Zorn helfen uns, die Songs auf eine neue Ebene zu heben.

… über den Albumtitel „Lykaia“

Es ist ein archaisches Ritual, bei dem die Menschen etwas Ursprüngliches nachgeahmt haben. Die Thematik des Albums bezieht sich aber auf die Gesellschaft, in der wir leben. Es gibt Wölfe und Schafe in dieser Gesellschaft. Entsprechend heißt es: Friss, oder du wirst gefressen. Wir leben in schwierigen Zeiten. Und Demagogen nutzen das Misstrauen der Bevölkerung aus für ihre Zwecke. Sie sind buchstäblich Wölfe im Schafspelz, die unsere eigene Angst gegen uns verwenden. Das ist die Natur der Menschen, sie nutzt die Schwächen anderer zu ihrem eigenen Vorteil aus. Das war schon immer so gewesen. Aber das ist wirklich nur die Thematik dieses Albums. Das nächste könnte schon wieder etwas ganz anderes behandeln. Wir lassen immer unsere persönlichen Erfahrungen mit einfließen. Der Wolf repräsentiert also den ursprünglichen Charakter der Gesellschaft. Wir Menschen sind bei weitem nicht so fortgeschritten, wie wir immer tun, wenn wir nach wie vor uns gegenseitig auslöschen wollen.

… über die Produktion des Albums

Üblicherweise übernehmen wir selbst die Produktion, und da ist auch „Lykaia“ keine Ausnahme gewesen. „Tellurian“ haben wir noch in Zusammenarbeit mit unserem ehemaligen Gitarristen Kim produziert und von dort aus mit unserem aktuellen Gitarristen überlegt, wie das neue Album nun klingen sollte. Es sollte wärmer und persönlicher klingen. Bewusst haben wir die Songs in altmodischer Art und Weise – als Band – ausgearbeitet. Die Songs können alle für sich selbst stehen, die ganzen, feinen Details kamen natürlich über den Prozess des Schreibens zusammen. Letztendlich müssen wir das Album aber als Band fühlen können.

Für das Schlagzeug haben wir zehn Tage gebraucht, für die Vocals zwei Wochen. Es braucht Zeit, alles aufzunehmen, vor allem, wenn man ohne Studiomagie arbeitet. Wir haben weitestgehend auf die Post-Production verzichtet, dadurch kommt dieser rohe Sound zustande. Viele Produzenten neigen ja dazu, das Album solange zu polieren, bis jedes bisschen Menschlichkeit daraus verschwunden ist. Wir lassen da die Hände von. Musik muss anstrengend und mühsam sein. Daraus kannst du dann deine Energie schöpfen. Und diese Energie hält deinen Sound letztlich am Leben. Wir wollen nicht 50% SOEN, 50% Produktion sein, wir wollen 100% SOEN sein. Es ist eine Frage der Leidenschaft. Wir wollen ein gutes, emotionales Album erschaffen.

… über die „New Wave of Prog“

Also unsere Musik ist etwas düsterer als etwa CALIGULA’S HORSE oder HAKEN. Das sind natürlich großartige Bands, aber wir wählen einen anderen Ansatz. „Lykaia“ hat uns wirklich einiges abverlangt und gezeigt, wie gut ein analoger, nicht so sehr auf Hochglanz polierter Sound eigentlich klingt. Wir brauchen diese ganze Perfektion nicht, wir geben einfach alles, wollen die Seele des Hörers berühren und Leidenschaft zeigen. So hochtrabend es klingen mag: Wir wollen den Geist der Musik am Leben erhalten.

… über das Songwriting

Das hängt davon ab, wir beginnen üblicherweise mit der Bassline. Wir versuchen dann, eine Idee zu finden, von der aus wir den Song dann entwickeln können. Irgendwann findet man dann eine, die einen richtig wachrüttelt.

Wir versuchen immer noch, unseren eigenen Stil zu finden. Es hilft natürlich ungemein, stets neue Songs zu schreiben. Während man das tut, entwickelt man sich weiter. Das ist einfach unvermeidlich. Und wir werden uns immer weiterentwickeln. Ebensowenig wie ihr wissen auch wir noch nicht, wie denn das nächste Album klingen mag. Aber wir wissen, dass jedes weitere Album etwas mehr SOEN in sich trägt als das letzte.

Hoffentlich gebt ihr dem Album eine Chance. Wir haben wirklich versucht, etwas einzigartiges zu erschaffen, das von Herzen kommt.

Galerie mit 19 Bildern: Soen - Summer Breeze Open Air 2023
23.01.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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