Volbeat
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Interview

Mit "Beyond Hell/Above Heaven" steht seit Freitag der vierte VOLBEAT-Longplayer in den Länden, mit dem die Dänen das Niveau der drei Vorgänger locker halten können. Drummer Jon hat auf dem Weg nach oben kurz inne gehalten, um uns in einem zeitlich leider etwas knapp bemessenen Interview mit ein paar Informationen zu füttern.

VolbeatHallo, Jon, wie geht es dir?

Sehr gut, ich hab grade gegessen und da bin ich immer glücklich.

Das freut mich zu hören. Ich würde mich gerne ein wenig über euer neues Album unterhalten. Du hast sicher schon einige Reaktionen zu hören bekommen, wie sind die denn bisher so ausgefallen?

Die Reaktionen waren ziemlich gut, besonders hier in Deutschland. Aus unserer Heimat haben wir auch schon durchweg positive Resonanzen erfahren.

Ich denke, dass Beyond Hell/Above Heaven das bisher vielseitigste VOLBEAT-Album ist.

Auf jeden Fall.

Wie schwierig ist es eigentlich mittlerweile für euch, neue Songs zu schreiben? Ist es einfacher geworden, weil ihr als Musiker gereift seid und mittlerweile routiniert zur Sache gehen könnt, oder ist es schwieriger, weil ihr schon so viele Ideen verarbeitet habt und es nicht einfach ist, neue zu finden?

Ein bisschen von Beidem. Wir wissen, was wir können, und was nicht. Wir haben unsere Formel ja sozusagen seit Tag eins, und an die können wir uns halten. Wir wissen, dass es eine bestimmte Art Songs gibt, die auf dem Album sein müssen. Schon alleine dadurch ist das Album sehr abwechslungsreich, wie du ja selbst schon festgestellt hast. Die Ideen kommen Michael einfach in den Sinn und er verbringt viel Zeit damit, die Songs zu schreiben. Manches davon wird schon aussortiert, bevor der Rest der Band es überhaupt zu hören bekommt. Manchmal fällt es ihm leicht, die Ideen umzusetzen, manchmal ist es eher schwierig. Die harten Stücke sind diesmal wohl am schnellsten entstanden. Ich habe während des Songwritingprozesses zu ihm gesagt, wir brauchen ein paar mehr rifforientierte Songs die sich nicht so sehr an den Gesangsmeloien orientieren. Und er sagte dann: „Ok, wir sehen uns morgen“, und am nächsten Tag hatte er den Song fertig. Die metallischen Sachen fallen ihm also wohl am leichtesten. Die großen Melodien dauern ein bisschen länger.

Es ist also nicht immer Michael, der die Songs entstehen lässt, sondern die Ideen der anderen finden genauso Beachtung?

Ja klar. In der Regel ist es schon so, dass Michael bei 99% aller Sachen federführend ist. Er und ich treffen uns dann ungefähr eine Stunde bevor die anderen dazu stoßen und arbeiten ein paar seiner Sachen aus. Manchmal hat er Ideen für das Drumming und sagt zu mir: „Spiel mal so wie bei Back To Prom“. Und dann probieren wir das aus. Das ist manchmal gut genug, und manchmal sage ich dann: „Vielleicht sollten wir das lieber so machen“ und mache dann Verbesserungsvorschläge. Und oft ist es so, dass wir einfach loslegen und ausprobieren. Und bei einer der Varianten stellen wir dann fest, dass es genau diese ist, nach der wir gesucht haben. Er ist schon offen für unsere Ideen, aber es gibt auch Sachen, die ihn nicht überzeugen. Und da hat er das letzte Wort, denn er muss es singen, und er steht im Rampenlicht.
Und bei den Texten halten wir uns ganz raus. Das ist alleine sein Metier.

Spricht er mit euch über seine Texte? Einige seiner Lyrics scheinen diesmal sehr persönlich zu sein, etwa die Single „Fallen“ oder auch ein paar andere.

Die Texte werden immer zu allerletzt gemacht, deshalb sprechen wir darüber nie so im Detail. Die Texte sind manchmal noch nicht mal beim Proben fertig.

Thanks war ja auch schon im Liveset, lange bevor es überhaupt einen Text hatte.

Genau, haha. Er stellt manchmal sehr spät fest, dass zu bestimmten Songs noch die Texte fehlen und sagt dann: „Vielleicht sollte ich langsam mal mit dem Text anfangen“.
Von „Fallen“ weiß ich, dass der Song eine Hommage an seinen verstorbenen Vater ist.

Ich habe diesmal andererseits das Gefühl, dass ihr mehr Wert auf die Instrumentalarbeit gelegt habt. Es gibt mehr Gitarrenmelodien, es passiert einfach mehr zwischen den Strophen und Refrains. War das so beabsichtigt?

Da bin ich mir nicht sicher. Das lag vielleicht daran, dass wir eine Woche länger als geplant im Studio verbringen konnten, dadurch konnten wir ein bisschen an den Details feilen. Die Gitarrenarbeit ist vielleicht etwas ausgefeilter als auf „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“.

Einiges auf der Scheibe wirkt fast wie ein Statement. Als VOLBEAT bei Universal unterschrieben, hatten vielleicht einige die Befürchtung, dass ihr womöglich kommmerzieller und „braver“ werden würdet, und dann haut ihr einen Death Metal-Song wie „Evelyn“ raus. War eine der Überlegungen dabei, dass ihr sagen wolltet: „Ok, wir haben bei dem großen Label unterschrieben und wir verkaufen womöglich ein paar mehr Platten, aber wir sind immernoch VOLBEAT und wir sind immernoch eine Metal-Band?“

Natürlich. Wir wurden das gestern in Norwegen gefragt. Da sagte einer, Guitar Gangsters sei unser großes Epos gewesen und dass die neue Scheibe ein bisschen mehr nach dem klingen, woraus wir entstanden sind und womit wir angefangen haben. Das ist richtig. Aber es war nicht so, dass wir trotzig waren und gesagt haben: „Jetzt, da wir bei Universal sind, müssen wir erst Recht heavy klingen“. Die Songs an sich wären auf einem kleineren Label einfach exakt die gleichen gewesen.
„Evelyn“ wird natürlich etwas zwiespältig aufgenommen, manche Mainstream-Kritiker hassen die Nummer, haha. Das war aber eine sehr spontane Idee, als wir Barney kennen lernten und uns ein wenig anfreundeten. Er sagte: „Es wäre doch toll, wenn wir mal was zusammen machen könnten“. Und als wir den Song geschrieben hatten haben wir in kontaktiert und ihm die Nummer vorschlagen, und gesagt, dass die sehr gut zu beiden passen würde. Und er sagte nur „klar, warum nicht?“.

Es ist fast etwas ironisch, dass gerade sehr viele Sänger aus dem ganz harten Sektor VOLBEAT zu mögen scheinen. Die Sache mit Barney und Mille auf dem neuen Album, Randy Blythe von LAMB OF GOD hat mit euch bei Rock am Ring einen Song gezockt…

….haha, ja, großartig!

… glaubst du, dass VOLBEAT so etwas wie Vermittler zwischen der harten Metal-Szene und dem Mainstream sein können? Hältst du es für möglich, dass auch Vorurteile abgebaut werden können und manche Menschen, die mit Metal nicht viel am Hut haben durch euch feststellen, dass die harten Metaller gar nicht so schlimm sind?

Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Diejenigen, die sich im Mainstream zu Hause fühlen, werden sich mit einer Band wie LAMB OF GOD nicht anfreunden können. Und diejenigen, die vollstens auf Extreme-Metal aus sind, werden uns nicht leiden können. Es gibt aber natürlich ein paar Leute in der Mitte, die davon Wind bekommen, wer Mille ist, und dann KREATOR mal antesten. Sowas soll’s ja geben (lacht). Aber als normaler Mainstream-Hörer dürfte man dafür in der Regel nicht so offen sein.

ENTOMBED werden euch ja bei einigen Konzerten supporten. Da werden sich aber Einige erschrecken. Wie kam es denn dazu?

Michael ist ein großer Fan der Band. Ich fand die ersten beiden Alben klasse. Er hatte die Idee und sagte, wie toll er es fände, sie mal mit auf Tour zu nehmen. Das wird ein paar Konzertbesucher überraschen, das stimmt. THE KANDIDATE kommen ja auch zu einigen Konzerten mit, die klingen ja so ähnlich.

Ihr wart ja mit METALLICA auf Tour, viel Größer geht es sicher nicht mehr. Gibt es für VOLBEAT denn noch einen Traum, etwas, was ihr gerne gemeinsam erreichen würdet?

Das größte Ziel, das wir haben, ist wohl zu bleiben wer wir sind und unseren Status zu verteidigen. Natürlich würde es uns nichts ausmachen noch größer zu werden. Langfristig von unserer Musik leben zu können, ich glaube, das ist unser Traum.

Das passierte ja alles sehr schnell. 2005 habt ihr noch nachmittags auf kleinen Festivals gespielt, nun verkauft ihr als Headliner Hallen mit 7000 oder 80000 Zuschauern aus. Wird euch von diesem steilen Aufstieg nicht manchmal schwindelig?

Nein, ich glaube, uns macht das nicht wirklich verrückt, denn wir stecken ja mittendrin. Es sind mehr die Leute von außerhalb, denen schwindelig wird. Man denkt sich manchmal schon „wow, das ist schon ne Riesenarena“. Aber wir haben kaum Zeit darüber nachzudenken. Wir versuchen, trotz Allem auf dem Boden zu bleiben. Zur Zeit läuft alles gut, aber es muss nicht viel passieren, damit es schon wieder ganz anders aussehen kann. Wir genießen das, was zur Zeit passiert und sind sehr dankbar dafür.
Druck ist natürlich immer etwas da, und das muss auch so sein, sonst nimmt man die Sache nicht ernst genug. Kritiken sind nicht das Allerwichtigste, aber sie spielen schon eine Rolle. Wir möchten schon wissen, was die Leute von der Scheibe halten.

Ich möchte mich noch im Namen vieler Fans und sicher vieler unserer Leser für die tolle Musik bedanken. Ich glaube, VOLBEAT ist eine ganz besondere Band und deshalb eine der wertvollsten, die wir in der Metal-Szene derzeit haben. Ich hoffe, ihr bleibt so, wie er seid.

Oh, vielen Dank für die Blumen. Und ja, wir werden so bleiben.

Jon, vielen Dank für das Interview.

Galerie mit 32 Bildern: Volbeat - Servant Of The Road World Tour 2022
14.09.2010

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